Alles nicht so schlimm mit dem Klimawandel? Diesen Schluss zogen Klimaskeptiker aus einer Studie, die im Juli in einer Fachzeitung veröffentlicht wurde. Deren Chefredakteur hat nun die respektable Entscheidung getroffen, zurückzutreten. Denn seine Redaktion hatte den Artikel nicht ausreichend geprüft.
Himmel
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Wolfgang Wagner von der Technischen Universität Wien hat ein Amt weniger. Der Professor für Fernerkundung war Chefredakteur des Fachjournals Remote Sensing. Er ist nun zurückgetreten, weil in seinem Blatt Ende Juli eine offenbar fehlerhafte Studie zum Klimawandel erschienen ist.

Ihre Autoren hatten behauptet, die vom Weltklimarat IPCC verwendeten Klimamodelle würden übertriebene Temperatursteigerungen ausweisen. Daten eines Nasa-Satelliten zeigten hingegen, dass die Erde natürlicherweise viel mehr Wärme ins Weltall abstrahle als berücksichtigt.


Dieser Forschungsaufsatz, schreibt Wagner nun zum Abschied, hätte niemals veröffentlicht werden dürfen. Der Peer-Review-Prozess seiner Redaktion hätte "fundamentale methodische Fehler und falsche Behauptungen" finden sollen; die Studie sei höchstwahrscheinlich in beiden Aspekten bedenklich. "Das Problem, das ich mit dem Paper sehe, ist nicht, dass es einen Minderheitsstandpunkt vertritt, sondern dass es die wissenschaftlichen Argumente seiner Kontrahenten im Wesentlichen ignoriert."

Tatsächlich hätten die Autoren jene Klimamodelle ignoriert, die die Daten des Nasa-Satelliten gut erklären konnten, so die Kritik anderer Wissenschaftler. Außerdem fehle die statistische Bewertung der Qualität der Aussagen.

Vor allem in den USA hatte die Studie in rechten und Wirtschaftsmedien Aufsehen erregt. Tenor: Es wird alles nicht so schlimm, die Nasa widerlegt den IPCC. Dazu beigetragen hat offenbar die Strategie der Autoren. Ihre Universität hatte eine reißerische Pressemitteilung verfasst; bestellte Kommentare im Internet sorgten für weitere Verbreitung.

Selbst das Fachblatt Remote Sensing war passend gewählt: Klimaforschung wird hier eher selten publiziert; die Redaktion wusste daher nicht unbedingt, welche Gutachter sie einschalten sollte. Der Chef hat nun die Konsequenzen gezogen.