Eine neue Umfrage hat gezeigt, dass die US-Bürger ihrer Regierung das Narrativ von "Putins Preiserhöhung" nicht abkaufen. Eine deutliche Mehrheit sieht die Politik des US-Präsidenten in der Verantwortung.
Putin
© Sputnik Grigori SysojewSymbolbild
Laut einer am Dienstag veröffentlichten Rasmussen-Umfrage glauben nur elf Prozent der US-Amerikaner, dass der russische Präsident Wladimir Putin für die rekordhohen Benzinpreise in den USA verantwortlich sei. Die Mehrheit gibt stattdessen US-Präsident Joe Biden die Schuld.

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten der vergangene Woche durchgeführten Rasmussen-Umfrage nannten Bidens schlechte Energiepolitik als Grund dafür, dass in den USA Benzin unerschwinglich geworden ist, was bedeutet, dass das Narrativ der Regierung über "Putins Preiserhöhung" nicht zu greifen scheint.

Diejenigen, die weder Biden noch Putin verantwortlich machen, beschuldigen die Ölgesellschaften: 29 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Industrie die derzeitige geopolitische Instabilität ausnutzt, um ihre Preise in die Höhe zu treiben.

Biden ist sich vielleicht bewusst, dass sein Narrativ über "Putins Preiserhöhung" nicht mehr stichhaltig ist, und neigt dazu, den Öl- und Gasunternehmen die Schuld an den ruinösen Kosten für das Tanken zu geben. Wobei er die Branche kürzlich beschuldigte, "mehr Geld zu verdienen als Gott". Der US-Präsident hat darauf bestanden, dass die Ölgesellschaften sich absichtlich mit der Förderung von Öl zurückhalten, "weil sie mehr Geld verdienen, wenn sie nicht mehr Öl fördern".

Zwar haben die USA im März die Einfuhr von Öl und Gas aus Russland verboten, doch lieferte Moskau davor nur zwei Prozent des Bedarfs. Die USA sind ein Nettoexporteur von Gas, sodass die Behauptung, Russland sei für die Rekordpreise an der Zapfsäule verantwortlich, kaum haltbar ist.

Die Preise für Kraftstoffe werden weithin als das entscheidende Thema im Vorfeld der Zwischenwahlen angesehen. Rund 92 Prozent der Wähler sahen in der Umfrage vom Dienstag die steigenden Preise für Gas, Heizöl und andere Brennstoffe als ernstes Problem an, wobei 68 Prozent die Situation als "sehr ernst" bezeichneten.

Da es keine Anzeichen für einen wirtschaftlichen Umschwung in den USA gibt und im November Wahlen anstehen, werden die Wähler wahrscheinlich die Demokratische Partei für ihr wirtschaftliches Leiden verantwortlich machen. Daher könnten beide Häuser des US-Kongresses unter die Kontrolle der Republikanischen Partei fallen.

Nur 27 Prozent der potenziellen Wähler bewerteten Bidens Umgang mit der Wirtschaft als "ausgezeichnet" oder "gut". Dies bedeutet einen Rückgang von fünf Prozentpunkten seit Dezember. Rund 57 Prozent der Befragten bewerteten Bidens Leistung als "schlecht". Fast drei Viertel der US-Amerikaner sind der Meinung, dass sich die Wirtschaft im vergangenen Jahr verschlechtert habe. Nur elf Prozent sind der Meinung, dass sie sich verbessert habe, der Rest blieb unentschlossen.

Angesichts der Weigerung der US-amerikanischen Öffentlichkeit, das gewünschte Narrativ über "Putins Preiserhöhung" zu glauben, das Russland die Verantwortung für das US-amerikanische Leiden zuschiebt, werden die US-Politiker immer kreativer. Der ehemalige Finanzminister Larry Summers ging sogar so weit, die Republikaner, die sich weigerten, auf die Unruhen am Kapitol am 6. Januar mit ausreichend Entsetzen zu reagieren, für die steigende Inflationsrate verantwortlich zu machen, die derzeit ein 40-Jahres-Hoch erreicht hat.

Summers hat wie viele US-Wirtschaftswissenschaftler eine Rezession innerhalb des kommenden Jahres vorausgesagt. Die US-Finanzministerin Janet Yellen hat die Inflation im vergangenen Jahr, als sie außer Kontrolle geriet, bekanntermaßen heruntergespielt und sie zu einem milden und vorübergehenden Phänomen erklärt. Die Inflation wird weithin als das wichtigste Thema vor den Zwischenwahlen angesehen.