Seit März 2023 hat das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte nach eigenen Angaben 205 russische Kriegsgefangene in der Ukraine interviewt. Mehr als die Hälfte von ihnen berichtete über Folter und Misshandlung.

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© Johannes Simon/Getty Images
Einem Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) zufolge haben Mitarbeiter der Organisation seit März des vergangenen Jahres 205 russische Kriegsgefangene befragt. Die Männer seien an mehreren Internierungsorten in verschiedenen von der Ukraine kontrollierten Gebieten festgehalten worden. Die UN-Behörde führt aus:
"Von den 205 russischen Kriegsgefangenen lieferten 104 übereinstimmende und detaillierte Berichte über Folter oder andere Formen des Missbrauchs, was auf ein anhaltendes Muster hindeutet. Mit wenigen Ausnahmen fanden derartige Misshandlungen während der Anfangsphase der Internierung statt."
Wie aus dem Bericht hervorgeht, waren die häufigsten Misshandlungsmethoden unter anderem gezielte Schläge auf Knie und Gelenke, Drohungen mit körperlicher Gewalt oder Mord sowie Elektroschocks.
"Die Täter verwendeten unterschiedliche Gegenstände, darunter Gummiknüppel, Schläger und Hämmer aus Aluminium oder Holz, taktische Kampfhandschuhe, Elektroschocker, Militärtelefone oder andere elektrische Geräte sowie Autobatterien."
In dem Bericht wird ein russischer Kriegsgefangener mit den Worten zitiert, dass ihn "sechs bis acht Männer abwechselnd mit Hämmern, Schlagstöcken und Metallrohren traten und schlugen". Er sei durch ukrainische Kämpfer in einer Garage gefoltert worden, was drei bis vier Stunden gedauert habe. Darüber hinaus berichteten zehn Befragte, dass sie Opfer sexueller Gewalt geworden seien, darunter Gewalt an den Genitalien und Vergewaltigungsdrohungen.
"Das OHCHR wertete diese Gewalttaten als ein vorsätzliches Zufügen schwerer Schmerzen und Leiden."
Wie es heißt, ereignete sich die überwiegende Mehrheit der Vorfälle in inoffiziellen Haftanstalten oder Transitorten, darunter Garagen, Keller oder Privathäuser. Diese Orte würden vor allem von ukrainischen Einheiten genutzt, die an der Frontlinie im Einsatz seien, und befänden sich in den Volksrepubliken Donezk, Lugansk sowie in den Gebieten Charkow, Cherson und Kiew. Zugleich betonten die UN-Experten, dass die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine niemanden für Misshandlungen und Folter der russischen Kriegsgefangenen zur Verantwortung gezogen habe.