Manaus/ Brasilien - Die Internetgemeinde und vornehmlich die internationale Yellow Press (Sun, Bild & Co) zelebrieren derzeit erneut ein Video, das auf der Videoplattform "Youtube" veröffentlicht wurde und einen lebendigen Außerirdischen im brasilianischen Regenwald zeigen soll. Auch unter UFO-Forschern, -Fans und -Kritikern sorgt das Video für kontroverse Diskussionen.
michael cohen, alien, video
© Michael Cohen / allnewsweb.com / Barcroft Media / youtube.comDetailvergrößerung aus dem Video

Veröffentlicht wurde das Video von Michael Cohen, der nach eigenen Aussagen mit seiner Internetseite "AllNewsWeb.com" den "weltweit einzigen intergalaktischen Nachrichtendienst" betreibt. Wie bzw. von wem er selbst das Video erworben hat, darüber schweigt Cohen, der unter UFO-Forscher für seine unkritische Berichterstattung und Vielzahl von Veröffentlichungen offenkundig und nachgewiesener Fälschungen ebenso bekannt wie berüchtigt ist - propagiert er doch nahezu jedes Online-Video als Beweis für UFOs und außerirdische Besucher.

Nicht anders verhält es sich in seiner neusten Veröffentlichung. Hierbei soll es sich um Aufnahmen zweier britischer Touristen handeln, die eine Szenerie im Regenwald nahe Manaus im brasilianischen Bundesstaat Amazonas zeigen. Während der Kameramann offenkundig auf die Kinder im Vordergrund konzentriert ist, ist im Hintergrund am Waldrand neben einer angeblichen Lichterscheinung auch eine Gestalt zu sehen, die tatsächlich der stereotypen Vorstellung eines Außerirdischen, nach der Vorlage der sogenannten "kleinen Grauen" entspricht.


Während auf den verwackelten Aufnahmen selbst nur schwer auszumachen ist, ob sich diese Gestalt bewegt oder nicht, zeigt eine Ausschnittsstabilisierung deutlich eine Eigenbewegung.

Doch selbst diese Eigenbewegung des "Aliens" kann viele Beobachter nicht von der Authentizität dieser "Erscheinung" im Sinne eines echten Außerirdischen und als Beweis für deren Besuche auf der Erde überzeugen.

Dennoch: Im Gegensatz zu zahlreichen vergleichbaren "Youtube-Filmchen", die meist mit Hilfe von Computeranimationen erstellt wurden, findet sich angesichts der online zur Verfügung stehenden Aufnahmen kein offenkundiger Hinweis auf eine derartige computergenerierte Bearbeitung (CGI, Computer Generated Imagery) der Aufnahmen.

Auf Anfrage der Redaktion von "grenzwissenschaft-aktuell.de" hat sich Oliver M. Voss von "cgigalaxy.com" das Video angesehen: "Ich kann hier keine Hinweise auf CGI finden. Allerdings wäre für eine genauere Aussage natürlich eine Analyse des unkomprimierten Originalvideos notwendig. Aber auch auf der Youtube-Version wirken Farbigkeit und Belichtung gut und gegeben keinen Hinweis auf eine Manipulation. Auch anhand der Kamerabewegung lassen sich keine Hinweise auf digitales Tracking finden, wenn etwa ein künstlich hinzugefügtes Detail dieser Verwacklungen angepasst werden müsste. Auch sonst finden sich keine CGI-Spuren."

Auch der für Foto- und Videoanalysen bei der weltweit größten UFO-Forschungsorganisation "MUFON" (mufon.com) zuständige Marc Dantonio stimmt mit dieser Beobachtung überein und glaubt zumindest nicht an eine digitale Manipulation der Bilder. Vielmehr vermutet er, dass es sich um ein Beispiel eines realen Gegenstandes handelt, dessen Erscheinung durch die Kameraperspektive betrachtet, dem Betrachter lediglich die Alien-Erscheinung vortäuscht - ähnlich, wie wenn man in Wolken- oder Gesteinsformationen Gesichter, Gestalten und Gegenstände zu erkennen glaubt (Pareidolie). Tatsächlich lassen sich mit etwas Phantasie im Blattwerk der Bäume noch zahlreiche weitere Gesichter als Ergebnis des Spiels von Licht und Schatten "erkennen" (s. Abb. o. in der oberen linken Bildecke).

Gegenüber der Huffington Post (huffingtonpost.com) kommentiert Dantonio, dass es zudem dem Anschein habe, "als sei der Kopf (des Aliens) vom Körper getrennt. Möglicherweise handelt es sich also auch um zwei unabhängige Objekte, die zwar unterschiedlich weit von der Kamera entfernt sind, aber perspektivisch in der gleichen Ebene liegen." Dantonio selbst ist Experte für die Herstellung von Spezialeffekten und -puppen bei "FX Models".

Für Cohen hingegen handelt es sich - wieder einmal - um "überwältigende Aufnahmen" deren Beweiskraft "nur schwer zu diskreditieren" sei: "Es ist ganz offensichtlich dass Aliens an dieser Region aufgrund ihrer großen Artenvielfalt interessieren sind." Darüber Hinaus habe sich schon Hollywood für die Aufnahmen interessiert, so Cohen.

Was auch immer das Video zeigt - ein oder mehrere gänzlich gewöhnliche Objekte, die im perspektivischen Zusammenspiel den Eindruck eines "kleinen Grauen" vermitteln, eine vor Ort positionierte bewegliche Alien-Puppe oder vielleicht doch ein echter außerirdischer Besucher...? Zumindest das Video selbst, ermöglicht auf diese Frage keine Antwort...

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / youtube.com / cgigalaxy.com / allnewsweb.com / thesun.co.uk / huffingtonpost.com