Sally Morgan, brit. Medium
© sallymorgan.tvSally Morgan

Liverpool/ England - In Deutschland noch kaum bekannt, füllt das britische Medium Sally Morgan auf ihren Tourneen in Großbritannien allabendlich jedoch ganze Säle und Veranstaltungshallen. Anhand von Fotos verstorbener Angehöriger, die die Besucher vor der Veranstaltung abgeben können, wählt Morgan einige Beispiele aus und behauptet, mit den jeweils auf den Fotos abgebildeten Verstorbenen live auf der Bühne in Kontakt zu treten. Keine Frage: Die Mitschnitte der Veranstaltungen sind beeindruckend. Doch hat Sally Morgan wirklich die Fähigkeit auf diese Weise mit den Toten in Kontakt zu treten. Skeptiker und Kritiker behaupten nein, werfen ihr sogar Betrug vor und haben die 60-Jährige nun aufgefordert, sich einem wissenschaftlichen Test zu stellen.

In diesem ersten Test solle Sally Morgan nichts anderes tun, als bei ihren abendlichen Vorstellungen und anhand von 10 Fotos Kontakt zu den abgebildeten Verstorbenen aufnehmen und deren Namen mehrheitlich korrekt benennen. Liegt sie mit ihren Antworten mindestens sieben Fällen richtig, gilt der Test als bestanden und weitere Tests sollen die Fähigkeiten des Mediums weiterführend überprüfen. Am Ende der Testreihe könnte dann sogar die Auszahlung eines Preisgeldes von einer Million Dollar stehen, das der Guru der Skeptiker-Bewegung und Trickzauberer James Randi schon seit Jahren für den Nachweis übersinnlicher Fähigkeiten ausgelobt hat.

Sally Morgan (sallymorgan.tv) selbst verwehrt sich gegen jegliche Behauptung, sie würde betrügen. Nach eigenen Aussagen hat sie ihren ersten Geist schon im Alter von vier Jahren gesehen. Seit mehren Jahren tritt sie in abendlichen Veranstaltungen auf, und berichtet dabei mit ersichtlich emotionaler Wirkung auf die anwesenden Angehörigen und ersichtlicher Übereinstimmung mit Eigenschaften der Verstorbenen und Details über deren Leben und Todesursachen. Diese Veranstaltungen werden sei einiger Zeit auch von den britischen Privatsendern "ITV2" und "Sky Living" (s. Video) begleitet.



Die Kritik an Morgan spitzte sich im vergangenen Monat zu, als Besucher einer ihrer Shows in Dublin danach behaupteten, Personen hinter der Bühne dabei gehört zu haben, wie sie Morgan offenbar mit Informationen versorgt haben sollen. Woher diese "Informanten" jedoch die von Sally Morgan darlegten und offenbar stimmigen Informationen über die Verstorbenen erhalten haben sollen, konnten weder die Ohrenzeugen noch Kritiker erklären. Morgan selbst verwehrte sich auch gegen diese Anschuldigungen und vermutet, dass die Zeugen lediglich gewöhnliche Gespräche von Bühnenarbeitern und Technikern gehört hatten.

Für die geplante Untersuchung hat die Skeptiker-Organisation "Merseyside Skeptics Society" (merseysideskeptics.org.uk) den Psychologie-Professoren Chris French von der "University of London" gebeten, ein faires Experiment zusammenzustellen. "Mir selbst ist es wichtig, dass alle Tests so fair wie möglich sind und eine wahrhaftes Bild der Fähigkeiten von Sally ermöglichen", zitiert der "The Guardian" (guardian.co.uk) den Professor. "Glücklicherweise erlaubt schon Sallys eigene Methode zu Erstellung eines sehr einfachen Versuchsaufbaus. (...) Mit wirklichen Fähigkeiten wie Sally sie behauptet zu haben und dies schließlich auch allabendlich in ihren Shows demonstriert, sollte ihr die gestellte Aufgabe nicht schwer fallen."

Für die "Merseyside Skeptics" um Michael Marshall gibt es bislang "keine Beweise dafür, dass überhaupt irgendjemand die Fähigkeit besitzt, mit den Toten zu kommunizieren. Bislang ist es noch keinem angeblichen Medium gelungen, seine angeblichen Fähigkeiten vor einer wissenschaftlichen Kommission glaubhaft zu beweisen. Obwohl und gerade weil wir angesichts von Sallys Behauptungen ausgesprochen skeptisch sind, gibt es für uns kein größeres Anliegen, ihr die Möglichkeit zu geben, den Dingen ein für allemal auf den Grund zu gehen", so der Skeptiker und verspricht abschließend allerdings: "Sollte Sally jedoch in diesen wirklich einfachen Test bestehen, damit ihre übersinnlichen Fähigkeiten glaubhaft belegen und sich keinerlei Tricks und Schwindel bedienen, wie sie von Scharlatanen verwendet werden, so werden wir die Ersten sein, die sich anstellen, um ihre Fähigkeit zu feiern. So lange sie dies jedoch nicht tut, halten wir es nicht für richtig, dass sie emotional verwundbaren Trauernden gegenüber behauptet, die könne wirklich mit den Toten sprechen."

Einen von den Skeptikern selbst vergleichsweise kurzfristig angesetzten Terminvorschlag für den Test am heutigen Halloween-Montag unter dem populistischen Titel "Psychic Sally Halloween Challenge" hat Morgan derweil abgelehnt. Ob und wann sie sich jedoch unter anderen Rahmenbedingungen dem Test stellen wird, ist bislang noch nicht bekannt.

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / sallymorgan.tv / merseysideskeptics.org.uk / guardian.co.uk