Uffington/ England - Seit Jahrhunderten schon wird die Kreisfigur in den Hügeln oberhalb von Uffington in der englischen Grafschaft Oxford bereits beschrieben, ist wahrscheinlich noch deutlich älter und gilt mit dem Steinkreis von Stonehenge noch heute als eine der Ikonen der frühgeschichtlichen Historie Englands. Eine Bürgerinitiative ist der Überzeugung, dass das in die Grasnarbe der Hügel gescharrte und mit Kreidefels aufgefüllte Pferdebild einst ein Einhorn dargestellt habe und fordert nun die Wiederherstellung des angeblich ursprünglichen Zustands.
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© franklaumen.deLuftbild des Kreidebildes des Weißen Pferdes von Uffington in Oxfordshire

Schon jetzt hat die Facebook-Initiative "Save the Uffington Unicorn" fast 1.000 Befürworter und behauptet zudem, von einem anonymen Spender bereits 50.000 Pfund für die Umsetzung des Vorhabens erhalten zu haben.

Initiiert wurde die nicht nur von Historikern und Denkmalpflegern kritisierte Initiative von der britischen Kinderbuchautorin Paula Broderick, deren Trilogie "Toby and Sox" unter anderem auf der Idee basiert, dass sich die Menschen einst in einer Schlacht mit Löwen, Drachen und Einhörnern gemessen hatten. Der Ort dieser Schlacht, die Hügel von Uffington, sei in Erinnerung an diese Schlacht mit der Darstellung eines Einhorns markiert worden. Diese, so die fiktive Theorie der Autorin, sei dann später von christianisierenden Mönchen im Geheimen umgestaltet worden, um die Erinnerung an die beschriebenen Ereignisse auszulöschen. In ihren Büchern könne man jedoch nun die "wahre Geschichte", auf die sie bei ihren Buchrecherchen gestoßen sei, nachlesen.

Nicht zuletzt wegen dieser offenkundigen Verknüpfung der Initiative mit den Inhalten ihrer Kinderbuchreihe, die sich nur allzu offenbar weltweit erfolgreichen Buchreihen anderer Autoren orientiert, kritisieren viele Beobachter die Aktion als nichts weiter, als eine werbewirksame Öffentlichkeitskampagne.

Glaubt man den Informationen zur Initiative jedoch, so ist diese dennoch ernst gemeint. Das Horn, das die Hobby-Historikerin dem "Weißen Pferd von Uffington" aufsetzen will, soll - so ein Bericht des britischen Telegraph - immerhin 75 Fuß, also knapp 23 Meter lang werden.

Das Areal, auf dem sich das Uffington White Horse befindet, wird heute vom britischen "National Trust" verwaltet und gepflegt. Die nationale Denkmalpflegeorganisation hat gegenüber der Zeitung bestätigt, dass ein entsprechender Antrag der Initiative eingegangen sei.

Die Denkmalpfleger sehen hinter der Eingabe jedoch keinerlei Gründe, für eine Umgestaltung des "Pferdes" zu einem Einhorn. Der für Oxfordshire verantwortliche Generaldirektor des National Trust, Richard Henderson wiegelt denn auch auf Anfrage des Telegraph ab: "Es gibt so viele Mysterien und Legenden rund um das Weiße Pferd von Uffington, aber uns liegen bislang keinerlei Gründe vor, die nahe legen würden, dass das Bild jemals ein Einhorn zeigen sollte. Aus diesem Grund haben wir auch keinerlei Absicht, irgendwelche Veränderungen an dem Bild herbeizuführen."

Tatsächlich ist es aber nicht das erste Mal, dass das Uffington White Horse Inhalt kontroverser Diskussionen ist. Selbst Archäologen und Historiker sind sich nicht sicher, was die stilisierte Darstellung genau zeigen soll.
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© A.Müller, grewi.dePanorama mit dem Uffington White Horse und dem Dragons Hill (links).

Besonders der direkt unter dem Weißen Pferd liegende "Dragon Hill", der Drachenhügel (s. Abb.), an dem der Legende nach der Heilige Georg den Drachen erschlagen haben soll, verweist für einige Historiker und Folklore-Forscher darauf, dass das Kreidebild eigentlich einen Drachen darstellen soll. Dies würde dann zumindest den ungewöhnlich langen Schwanz und die auffallend gespaltene Zunge der Darstellung erklären.

Während das Hügelbild selbst anhand von neueren Messungen in die frühe Eisenzeit (800 - 450 v. Chr) oder die späte Bronzezeit (2200 v. Chr. bis 800 v. Chr.) datiert wird, wurde es in historischen Quellen spätestens sei dem 11. Jahrhundert als "Pferd" bezeichnet. Hinweise darauf dass das Bild einst ein Einhorn zeigen sollte, sind bislang offenbar nur der Fangemeinde um Paula Broderick bekannt...

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / telegraph.co.uk