Was Hundebesitzer lange ahnten, ist wissenschaftlich bestätigt: Hunde reagieren so intelligent wie kleine Kinder und können unsere Signale lesen.
Dalmatiner in Transportbox
© dpaEin Dalmatiner schaut aus seiner Transportbox und wartet auf seinen Auftritt

Budapest. Was viele Hundebesitzer schon immer ahnten, ist jetzt wissenschaftlich bestätigt: Des Menschen bester Freund reagiert nicht nur auf Worte, sondern bereits auf unsere Absicht, mit ihm zu kommunizieren. Dabei ähneln die Tiere in ihren Fähigkeiten sogar Kleinkindern, fanden ungarische Forscher heraus. Denn Hunde und Kinder reagieren vergleichbar auf Körpersignale wie Gesten und vor allem Blicke, wenn sie direkt "angesprochen" werden. Ob im Hunde-Gehirn dabei die gleichen Prozesse ablaufen wie beim Menschen, sollen weitere Studien klären, heißt es in der Online-Fachzeitschrift "Current Biology".

"Immer mehr Hinweise und Studien unterstützen die Ansicht, dass Hunde und Menschen einige soziale Fertigkeiten gemeinsam haben", sagt Jozsef Topal von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Dabei entsprächen die kommunikativen Fähigkeiten der Hunde denen von Kleinkindern im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren. Topal und seine Kollegen hatten vor allem die Wirkung von Augenkontakten auf 16 Versuchshunde untersucht. Sie spielten den Tieren Videos vor, in denen eine Frau ihren Kopf zu einem von zwei Behältern dreht, die rechts und links von ihr stehen. Dabei blickt sie vor dem Kopfdrehen entweder die Hunde direkt an oder sie vermeidet den Augenkontakt. Während der ganzen Zeit wurden die Augenbewegungen der Hunde mit einem Aufzeichnungsgerät gefilmt.

Die Forscher stellten fest: Tatsächlich schauten die Hunde wesentlich häufiger auf den selben Behälter wie die Frau, wenn diese vorher per Blickkontakt ihre Absicht angekündigt hatte. Laut Topal ist dies die erste Studie, die Augenbewegungen von Hunden aufzeichnete, um deren soziale Fähigkeiten zu untersuchen. Der Forscher erhofft sich nun aus weiteren Untersuchungen tiefere Einblicke, wie der Verstand von Hunden tatsächlich arbeitet.

Die Hamburger Tierärztin Birgit Rüschoff weiß schon lange, dass Blickkontakt das A und O der Hundeerziehung ist. Sie hat einen Rhodesian Richback und einen Mischling: "Meine Hunde kennen meinen Blick, wenn sie sich gut benehmen müssen, etwa bei einer Veranstaltung." Rüschoff, die zusammen mit ihrer Kollegin Bettina Christian eine Praxis mit Schwerpunkt Verhaltensprobleme betreibt, ist von der Intelligenz der Tiere überzeugt. "Hunde merken sehr wohl, ob man sie böse anstarrt oder freundlich anschaut." Blickkontakt sei auch eine wichtige Kommunikationsmöglichkeit, wenn zum Beispiel die Umgebung für Kommandos zu laut sei.

In einem Wesenstest, der für einige Rassen in Hamburg vorgeschrieben ist, müssen Hunde ihre Intelligenz unter Beweis stellen. Dabei wird den Probanden mit einem Stift auf die Nase getippt. Dann bekommen sie ein Leckerli. "Intelligente Hunde stupsen schon nach wenigen Runden von selbst gegen den Stift. Es gibt aber auch einzelne Tiere, die es nie kapieren", sagt Rüschoff.

Schon 2009 hat eine Studie die Leistungsfähigkeit von Hunden nachgewiesen. Danach können sie sogar bis zu 250 Wörter unterscheiden. Stanley Coren von der Universität in British Columbia (Kanada) fand heraus, dass ein durchschnittlicher Hund rund 150 Wörter unterscheiden kann. Etwa 20 Prozent seiner Probanden seien Superhunde gewesen, die 250 Wörter kannten. Die intelligentesten Hunderassen waren die Border Collies, gefolgt von Pudeln, Deutschen Schäferhunden und Golden Retrievern. Etwas abgeschlagen landeten Dobermänner und Labradore. Laut Coren scheinen Hunde über eine einfache Art Ich-Bewusstsein zu verfügen. Sie könnten andere Individuen täuschen, was voraussetze, dass sie den Unterschied zwischen sich und der Umwelt wahrnehmen.

Eine "Intelligenzbestie" war Border Collie Rico. Der Rüde aus Deutschland wurde 1999 durch die Fernsehsendung "Wetten, dass ..?" berühmt. Dabei musste das Tier, das 2008 im Alter von 14 Jahren starb, 77 Wörter dem jeweiligen Spielzeug zuordnen und die Gegenstände auf Kommando aus einem Nebenraum holen. Rico wurde später sogar vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie unter die Lupe genommen. Dabei fanden die Forscher heraus, dass der Collie durch eine Art Ausschlussverfahren lernte, wie man es sonst von Kindern kennt.