Dicker Hund
© Horst Ossinger, dpaTierhalter übertragen ihr eigenes Essverhalten auf die Schützlinge
Wie der Herr, so sein Gescherr? Laut einer Studie sind mehr als 50 Prozent der 88 Millionen Hunde und Katzen in den USA übergewichtig oder fettleibig. Zu viel Leckerli und wenig Bewegung sorgen mittlerweile für ernsthafte Erkrankungen.

Duke bringt 43 Kilo auf die Waage, und das hat ihm den Spitznamen „sausage“ (Wurst) eingebracht. Der Labrador-Beagle-Mix ist schon ein Hunde-Opa und die 13 Kilo Übergewicht machen sich bei jedem Spaziergang bemerkbar. Nach nur wenigen Metern japst Duke nach Luft. Und er ist längst keine Ausnahme. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie sind mehr als die Hälfte aller ausgewachsenen Hunde und Katzen in den USA - 88,4 Millionen Tiere - übergewichtig oder fettleibig.

„Natürlich bedient sich Duke nicht von alleine am Kühlschrank“, räumt Herrchen Horacio Artiga ein, während seinen Hund zu einer weiteren Runde um den Block animiert. „Wir haben ihm erlaubt, so dick zu werden.“ Der 35-jährige Familienvater und seine Frau sind beide professionelle „Hundesitter“. Doch obwohl das Paar anderer Leute Tiere fit hält, konnte Artiga seine Mutter nie davon abhalten, Duke bei jeder Gelegenheit geröstete Hühnchenflügel zuzustecken.

ierhalter übertragen ihr eigenes Essverhalten auf die Schützlinge
„Seit unserer ersten Umfrage unter Tierbesitzern im Jahr 2007 hat die Fettleibigkeit unter Haustieren zugenommen“, sagt Ernie Ward, Gründer der Gesellschaft zur Verhinderung von Fettleibigkeit unter Tieren (Association for Pet Obesity Prevention/APOP). Ähnlich dem Body Mass Index für Menschen stuften Ward und seine Kollegen Katzen und Hunde ihrem Gewicht und ihrer Größe entsprechend ein: Während bei einem Index von drei alles im grünen Bereich ist, steht die Zahl vier für Übergewicht und fünf für Fettleibigkeit.

„Besorgniserregend ist, dass immer mehr Tierbesitzer nicht wissen, dass ihr Schützling zu fett ist“, beklagt Ward. So würden vor allem dicke Menschen ihr Essverhalten auf die eigenen Vierbeiner übertragen.

Sean Prichard kann dies nur bestätigen. Der Fitnesstrainer für Hunde schnallt seinen Schützlingen Gewichte um den Bauch oder trimmt sie auf einem im Schwimmbecken versenkten Laufband zur Höchstform. Doch obwohl sich sein Angebot ausdrücklich an „dicke“ Hunde richtet, tapsen fast ausnahmslos normalgewichtige Tiere in sein Studio in Washington. „Die meisten Menschen, die man im Fitness-Studio sieht, sind bereits in guter Form“, sagt Prichard. „Die, die es nötig haben, findet man dagegen selten - mit Hunden ist das ähnlich.“

„Ihr tötet eure Tiere aus Liebe“

Verantwortlich für die Verfettung Amerikas Haustiere ist laut der APOP-Studie neben unzureichender Bewegung vor allem kalorienreiches Futter. „Leckerlis untergraben jede Abspeckkur“, sagt Ward. Die Amerikaner füttern ihren Vierbeinern so viel davon, dass Rene Carlson, Präsident der US-Organisation für Veterinärmedizin (American Veterinary Medical Association), die Tierbesitzer in einer CBS-Fernsehsendung warnte: „Ihr tötet eure Tiere aus Liebe.“

Bei Duke haben neben dem Alter auch die vielen Pfunde zu einer schweren Arthritis geführt. Neben Rheuma leiden dicke Haustiere, wie übergewichtige Menschen auch, verstärkt unter Diabetes, hohem Blutdruck und Nierenbeschwerden.

Prävention ist schwierig
Dass Prävention von Übergewicht trotz allem mühsam bleibt, gibt die Washingtoner Tierärztin Sarah Bowman zu verstehen: Es sei schwierig, Tierbesitzer davon zu überzeugen, auf gesunde Ernährung zu achten und für mehr Bewegung zu sorgen. Bei über der Hälfte der 5 800 Katzen, die Bowman jährlich auf die Waage stellt, schlägt der Zeiger zu weit aus. Und in manchen Fällen sei es fast schon zu spät - so auch bei dem betagten Duke: „Vor fünf Jahren hätten wir noch etwas machen können“, sagt Artiga. Doch in seinem Alter könne er gar nicht mehr genug Gassi gehen, um richtig abzuspecken.“

jp/dpa