Bei Arbeiten in der Maya-Ruinenstadt Xultun haben Archäologen die bislang ältesten bekannten astro-kalendarischen Darstellungen und Tafeln entdeckt. Die Wand- und Deckenmalereien aus dem frühen 9. Jahrhundert sind mehrere Jahrhunderte älter als alle anderen bislang bekannten Maya-Kalender. Zugleich weist dieser Maya-Kalender rund 7.000 Jahre in die Zukunft und widerspricht damit dem Mythos um das absolute Ende der Maya-Zeitrechnung im Dezember 2012.

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© Tyrone Turner, bbc.co.ukWandmalereien im "Schreibhaus" der Maya in der Ruinenstadt Xultun.
Xultun/ Guatemala - Wie die Wissenschaftler um Dr. William Saturno damals von der University of New Hampshire, heute an der Boston University, aktuell im Fachmagazin Science berichten, wurden nur wenige Kilometer von Xultun in San Bartolo schon 2005 erste Wandmalereien entdeckt. Die neue Entdeckung gelang den Forschern 2010 in einem bis dahin stark von Vegetation überwucherten Bauwerk, dessen Freilegung nun fertig gestellt wurde.

Während die Maya normalerweise die Decken alter Gebäude einrissen und auf den Trümmern neue Strukturen zu errichten, war dies im Falle des nun freigelegten Gebäudes aus irgendeinem Grund anders: Das Gebäude wurde offenbar durch die Haupteingangstür mit Material aufgefüllt. Während die Archäologen den Grund für dieses Vorgehen noch nicht kennen, sorgte diese Vorgehensweise zumindest dafür, dass die Wandmalereien mehr als 1000 Jahre überdauern könnten.

"Drei von vier Wänden sind in gutem Zustand - ebenso die Decke. Wir haben also sehr viel mehr entdeckt als wir uns überhaupt erhofft hatten", zitiert die BBC den Archäologen.

Die von der National Geographic Society finanzierten Ausgrabungen, Vermessungen und hochauflösende fotografische Dokumentation des Gebäudes offenbart Wände von jeweils zwei Metern Breite und eine drei Meter hohe Decke. Der Raum selbst wird von einer Steinbank dominiert.

Die östliche Wand zeigt eine Vielzahl sitzender annähernd lebensgroßer Figuren in schwarzen Gewändern und mit aufwändigem Kopfschmuck. Alle diese Figuren blicken in Richtung der nördlichen Wand, die eine noch aufwändiger geschmückte Person zeigt. Diese richtet einen Schreibgriffel in Richtung einer weiteren komplexen Figur, in der Saturno den König von Xultun sieht, der eine Maya-Gottheit darstellt. Aufgrund der Figur mit Schreibgriffel vermuten die Forscher, dass es sich um einen einstigen Schreibraum der Maya handelt.
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© ScienceRekonstruktion des nun freigelegten "Schreibraumes" im Xultun.
Neben den figürlichen Darstellungen finden sich in dem Raum auch zahlreiche Abbildungen, die astronomischen Listen und Tafeln gleichen, aus welchen sich ein Zyklus von 2,5 Millionen Tagen ablesen lasse.

Die östliche Wand ist hauptsächlich mit schwarzen Symbolen und/oder Glyphen bedeckt, die verschiedene astronomische Zyklen, etwa der Planeten Mars, Venus und von Mondfinsternissen beschreiben. Da sich an einigen Tafeln auch Hinweise auf spätere Korrekturen finden, schlussfolgern die Archäologen, dass der Raum als stets korrigierte Tafel genutzt wurde.

Xultun stellt damit den ersten Ort dar, der alle den Maya bekannten Zyklen mathematisch zusammenführt und damit einen Kalender darstellt, der 7.000 Jahre in die Zukunft weist. Während der aktuelle Zyklus des bislang bekannten Maya-Kalenders tatsächlich Ende 2012 ausläuft, belegen die neuen Funde von Xultun, dass dieser Ablauf auch für die Maya nicht das absolute Ende (der Welt) bedeutet, sondern ihre in die Zukunft gerichtete Zeitrechnung deutlich über 2012 hinaus ausgelegt ist.

nationalgeographic.com, bbc.co.uk, bu.edu