
Eigentlich ist das Grundstück des Seniors an der Kirchfeldstraße in Gummersbach ein Idyll. Mit Frau, Tochter und Enkel lebt Roth hier. Für den vierjährigen Lukas Leon hat er Rutsche und Schaukel aufgebaut. In einer Ecke des Gartens picken die Hühner - aber direkt neben dem Grill hat sich seit vergangenem Samstag der Schlund aufgetan.
Erdfälle seien in dieser Gegend gar nicht so selten, sagt Stefan Voigt, erster Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, der sich gestern selbst vor Ort ein Bild machte. Aus seiner Erfahrung rutscht der Boden hier alle zehn Jahre in die Tiefe. Dass dies direkt unter den Füßen eines Menschen geschehe, sei deutschlandweit aber einmalig, so seine Vermutung. Voigt: „Die Entdeckungsgeschichte ist ziemlich spektakulär. Das ist wie ein Sechser im Lotto, nur andersrum.“
Der unsichere Boden wird durch die geologische Formation bereitet. Vom Rosper Bach in Richtung Bahnhof zieht ein Kalkweg unter Gummersbach durch die Erde. „In der Tiefe entstehen Hohlräume, die sich langsam nach oben schieben“, erklärt Voigt. Dorthin kann Erdreich abrutschen.
Auf diese Weise sei unter dem Grundstück von Michael Roth ein zigarrenförmiger Raum entstanden, der sich zu einem breiten Trichter verändern werde, sollte man der Natur ihren Lauf lassen. Zehn Meter tiefer könnte ein Hohlraum zu finden sein.
Roth hat die Gefahrenstelle provisorisch mit Bohlen abgesichert. Das Ordnungsamt sieht nach Auskunft von Beate Menzl, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt, keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Gestern Nachmittag habe sich ein Mitarbeiter vor Ort einen Eindruck von der Situation gemacht.
Für den Schaden müsse der Eigentümer des Grundstückes aufkommen, prognostiziert Voigt. Nur bei Erdfällen, die durch Menschenhand entstehen, zum Beispiel als Folge von Kohleabbau, müsse das Bergbauamt die Kosten tragen. Davon sei an der Kirchfeldstraße nicht auszugehen, obgleich Menzl anmerkt, dass hier in der Vergangenheit möglicherweise Bergbau im kleinen Stil betrieben worden sei
Für eine fachgerechte Lösung mit einem von Beton ummantelten Schacht müsse Roth mit Kosten in Höhe von 10 000 bis 20 000 Euro rechnen, die er als Eigentümer selbst zu tragen habe, so Voigt. Die Alternative sei ein Handel mit dem Höhlenverein. „Bekommen wir freien Zugang, machen wir das umsonst“, verspricht der Vorsitzende. Den unterschriftsreifen Vertrag hat er Roth bereits zukommen lassen.
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