Nicht nur viele Mediziner, sondern auch die Öffentlichkeit verlieren das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit klinischer Tests und Zulassung von Medikamenten - und das mit Recht, angesichts der in jüngster Zeit bekannt gewordenen Fälle von Korruption und kriminellen Machenschaften bei den Pharmakonzernen. Zwei neue Aufsätze im New England Journal of Medicine (NEJM) machen deutlich, dass Korruption in der Pharmaindustrie inzwischen so alltäglich geworden ist, dass viele Ärzte Studien und Tests keinen Glauben mehr schenken, nicht einmal denen, die mit größter Sorgfalt durchgeführt wurden.
Big Pharma, labor
In den letzten drei Jahren sind fast alle Pharmakonzerne der Welt wegen krimineller Machenschaften verurteilt worden; sei es wegen Fälschung von Angaben über die Sicherheit von Medikamenten, Werbung für zulassungsüberschreitende Anwendung von Arzneimitteln, Schmiergeldzahlungen an Ärzte oder fehlerhafte Durchführung von klinischen Studien. Insgesamt wurden die Unternehmen zu Strafen in Höhe von rund elf Milliarden Dollar verurteilt. Solche Zahlungen scheinen inzwischen zum normalen Geschäftsbetrieb zu gehören.

»Insgesamt wurden 26 Unternehmen, darunter acht der zehn Top-Player weltweit des unlauteren Verhaltens überführt«, schreibt Jeremy Laurance von der britischen Zeitung The Independent über die Kultur der Korruption bei Big Pharma. »Das Ausmaß der Verstöße, das nun erstmals öffentlich bekannt wurde, untergräbt das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Fachwelt in die Industrie und bremst den klinischen Fortschritt.«

Der Pharmariese GlaxoSmithKline (GSK) beispielsweise wurde kürzlich wegen der Bestechung von Ärzten, falscher Angaben gegenüber der US-Nahrungs- und Arzneimittelbehörde FDA, illegaler Vermarktung von und Werbung für Medikamente und Fälschung von Zahlen bei klinischen Studien zu einer Strafe von drei Milliarden Dollar verurteilt (http://www.naturalnews.com/036417_Glaxo_Merck_fraud.html). Merck, Pfizer, Novartis und viele andere Konzerne erhielten in den letzten Jahren ebenfalls wegen ähnlicher Verstöße ähnlich hohe Strafen.

Kein Direktor oder Angestellter eines Pharmaunternehmens wurde jemals persönlich für kriminelles Verhalten zur Rechenschaft gezogen

Wirklich schockierend bei alledem ist jedoch, dass kein einziger Direktor irgendeines dieser berüchtigten Unternehmen jemals persönlich für die Verbrechen seiner Firma zur Rechenschaft gezogen worden ist. Obwohl Millionen durch das kriminelle Vorgehen der Pharmaunternehmen geschädigt wurden oder gar ums Leben kamen, konnten sich die Firmen bislang mit mäßig hohen Strafen, die ihnen insgesamt gesehen wohl kaum wehgetan haben dürften, aus der Affäre ziehen.

Laut Kevin Outterson, einem Juristen von der Universität Boston, stellen diese Strafen, so hoch sie dem Durchschnittsbürger auch erscheinen mögen, nur einen Bruchteil der Gesamteinnahmen und Gewinne dieser Unternehmen dar. Wie bereits angedeutet, gelten solche Strafen bei vielen Pharmafirmen mittlerweile als besondere Form von »Betriebskosten«. Wie Outterson formuliert, werden sie kaum eine abschreckende Wirkung gegen zukünftige illegale Machenschaften entfalten.

»Unternehmen betrachten solche Strafen wahrscheinlich als geringen Prozentsatz ihres globalen Umsatzes«, wird Outterson im Independent zitiert. »Wenn das zutrifft, wird wenig getan, das System zu verändern. Der Staat holt sich nur einen Teil der finanziellen Erträge, die die Firmen durch ihre früheren Verstöße erwirtschaftet haben.«

Die »Fat Cats«, jene überbezahlten Top-Manager, die sich noch erst persönlich wegen kriminellen Verhaltens vor Gericht verantworten sollten

Die folgenden Links identifizieren Direktoren von Pharmakonzernen, die nie persönlich für Verbrechen ihrer Firmen zur Rechenschaft gezogen wurden: Quellen für diesen Beitrag waren unter anderem:

The Independent