Industrienahrung - Grundstein für Übergewicht und Entzündungen
Die westliche Durchschnittsernährung ist geprägt von industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln, die grosse Mengen von isolierten Kohlenhydraten (raffinierter Zucker, Auszugsmehl, Stärke) enthalten. Wer diese unnatürlichen, nährstoffarmen Produkte regelmässig konsumiert, ist häufig nicht nur übergewichtig, sondern läuft auch Gefahr als Vorstufe vom Typ-2-Diabetes eine Insulinresistenz zu entwickeln, die das Abnehmen ihrerseits erschwert.
Die Insulinresistenz ist das Resultat einer Stoffwechselstörung im Glukosehaushalt. Dabei kommt es zu einer verminderten Reaktionsfähigkeit von Körperzellen auf das Hormon Insulin, in deren Folge der Blutzuckerspiegel sinkt. Diagnostiziert wird diese hormonelle Fehlfunktion mittels Bluttest. Einen ersten sichtbaren Hinweis kann aber schon der Blick in den Spiegel geben. Denn je grösser der Bauchumfang, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer existierenden Insulinresistenz.
Die Fettdepots im Bauchbereich setzen ihrerseits Entzündungsstoffe frei, die eine Insulinresistenz fördern, welche sich in Kombination mit einer erblichen Vorbelastung, Bewegungsmangel und schlechten Ernährungsgewohnheiten weiter verschärfen kann. Der erste Schritt zum Wunschgewicht und zur Vermeidung entzündlicher Prozesse im Körper, die weitere chronische Entzündungskrankheiten nach sich ziehen können, muss deshalb der Verzicht auf isolierte Kohlenhydrate sein, insbesondere auf Industriezucker.
Industriezucker - Entzündungen & Übergewicht durch Antinährstoffe
Heutzutage ist raffinierter Zucker allgegenwärtig. Schon mit der Muttermilch entwickeln wir die Vorliebe für den süssen Geschmack, der uns vermutlich auch im Laufe des Lebens in einen wohligen Zustand versetzt und uns insbesondere in emotionalen Situationen zu Süssem greifen lässt. Im Gegensatz zu natürlichem Zucker handelt es sich bei Industriezucker jedoch um einen Antinährstoff, der unserem Körper keinen nährstofflichen Nutzen bringt, sondern ihn als Vitalstoffräuber und Entzündungsauslöser vielmehr schwächt. So reicht klinischen Untersuchungen zufolge bereits ein Teelöffel Zucker täglich aus, um chronische Entzündungen zu entwickeln.
Im Teufelskreis von Zuckerkonsum und Insulinresistenz begünstigt die übermässige Hormonausschüttung zugleich die Einlagerung von Fett. Gegenwärtige Studien demonstrieren, dass selbst kurzfristiges Übergewicht einen negativen Einfluss auf unsere aktuelle und zukünftige Gesundheit hat. Als Folgen von Übergewicht und Insulinresistenz können sich neben zellschädigenden Entzündungen im weiteren Verlauf u.a. Bluthochdruck und Krebs einstellen. Welche Rolle Industriezucker wiederum für den Zusammenhang zwischen der Darmflora und Gewichtsproblemen spielt, sehen wir im Folgenden.
Abnehmen - Gesunde Darmflora ist entscheidend
In der Wissenschaft kursieren verschiedene Theorien darüber, ob die Darmflora das Körpergewicht reguliert. Als gesichert gilt, dass sowohl Entzündungsprozesse und Insulinsensitivität als auch der Energieverbrauch und die Energiespeicherung im Körper von der Darmflora beeinflusst werden. Forschungsergebnisse haben ebenfalls gezeigt, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora von übergewichtigen und normalgewichtigen bzw. schlanken Menschen unterscheidet.
Bei übergewichtigen Testpersonen bestätigte sich zumeist eine gestörte Darmflora (Dysbakterie) mit einer grösseren Anzahl von Bakterien, die LPS (Lipopolysaccharide) enthalten, was Ian Spreadbury von der Gastrointestinal Diseases Research Unit auf typisch "westliche" Lebensmittel mit einem sehr hohen Kohlenhydratanteil zurückführt (z. B. Süssigkeiten, Weissmehlprodukte). LPS sind sogenannte Endotoxine, die mit ernährungsbedingten Entzündungen, Übergewicht und dem Leaky-Gut-Syndrom in Verbindung gebracht werden.
Zudem weisen übergewichtige Menschen in der Regel ein geringeres Vorkommen der nützlichen Bakterienstämme Bacteroidetes und Lactobacillus in ihrem Darm auf. Tierstudien diesbezüglich ergaben, dass Milchsäurebakterien (Lactobacillus) ebenso wie Bifidobakterien in Form von probiotischen Ergänzungsmitteln zu einem gesunden Körpergewicht beitragen und ggf. eine Gewichtsabnahme unterstützen.
Dysbakterie - Übergewicht beginnt im Mutterleib
Eine intakte Darmflora ist vor allem wichtig in der Schwangerschaft, denn Übergewicht beginnt vermutlich im Mutterleib. Wissenschaftler der Harvard Universität gehen davon aus, dass die Neigung zu Übergewicht erblich bedingt ist, da bestimmte Bakterien während der Geburt und beim Stillen von der Mutter auf das Baby übertragen werden. Für Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, bestehe ein grösseres Risiko für späteres Übergewicht, da sie nicht den nützlichen Bakterien in der Scheidenwand ausgesetzt werden. Die Bakterienzusammensetzung im Darm des Kindes sei jedoch vor allem in den ersten Lebensjahren ausschlaggebend für potentielles Übergewicht in späteren Jahren.
Obgleich sich die Ernährung Forschungsergebnissen zufolge eindeutig auf die Darmflora auswirkt, kann zugleich der Umkehrschluss gezogen werden. Denn eine gestörte Darmflora kann wiederum eine falsche Ernährung und somit Übergewicht begünstigen.
Kommentar: Eine weitere interessante Perspektivezur herkömmlich propagierten Art, Gewicht zu verlieren und welche Folgen das hat: Übergewicht und Diät: Hungrige Hirnzellen verzehren sich selbst
Im Fall der Pilzinfektion Candida ist es insbesondere das übermässige Verlangen nach Zucker, da die Hefepilze hauptsächlich auf der Grundlage von einfachen Kohlenhydraten existieren. Eine konsequente gesunde Ernährung, die insbesondere auf Industriezucker und Auszugsmehl verzichtet, beugt nicht nur einer gestörten Bakterienflora vor. Die Wiederherstellung einer gesunden Darmflora ist auch ein unausweichlicher Schritt für das erfolgreiche Abnehmen.
Low Carb - Abnehmen mit kohlenhydratarmer Ernährung
Mode-Diäten sollten zwar mit Vorsicht genossen werden, was die Low-Carb-Diät im Sinne einer kohlenhydratreduzierten Ernährung anbelangt, besteht jedoch ein gewisser Konsens in puncto Gewichtsreduktion. Wenn bei dieser Ernährungsweise von zu meidenden Kohlenhydraten gesprochen wird, sind hauptsächlich industriell verarbeitete Lebensmittel wie raffinierter Zucker und sehr stärkehaltige Produkte wie Brot und Nudeln aus Auszugsmehl gemeint.
Der Verzicht auf diese sogenannten "leeren" Kohlenhydrate hält den Insulinspiegel in Balance, was wiederum Heisshunger und damit potentiellem Übergewicht entgegenwirkt. Da der Organismus auf diese Weise nicht mit Anti-Nährstoffen belastet wird, verringert sich auch die Anfälligkeit für Übergewicht fördernde Entzündungen und daraus resultierende ernährungsbedingte Krankheiten (z. B. Diabetes, Darmkrebs).
Eine kohlenhydratarme Ernährung nach diesem Prinzip verbannt nicht nur schädliche Lebensmittel aus unserem Verdauungstrakt, sie macht auch den Platz frei für die antioxidativen Entzündungshemmer und kalorischen Leichtgewichte Obst und Gemüse. Ergänzt um gesunde Proteine und Fette, vorzugsweise in Form von Nüssen, Samen, Omega-3-haltigen Pflanzenölen und kleinen Mengen Vollkornprodukten (v. a. Reis), wird Entzündungen der Garaus gemacht und der schlanken Linie steht nichts mehr im Wege.
Als begleitende Massnahme während einer Gewichtsreduktion ist der gezielte Wiederaufbau einer gesunden Darmflora mit nützlichen Bakterien durch Probiotika und fermentierte Lebensmittel ratsam. (Lesen Sie dazu mehr in unserem Artikel: Fermentation und Probiotika).
Quellen:
- Spreadbury I., "Comparison with ancestral diets suggests dense acellular carbohydrates promote an inflammatory microbiota, and may be the primary dietary cause of leptin resistance and obesity." Dovepress Journal: Diabetes, Metabolic Syndrome and Obesity: Targets and Therapy July 2012, Pages 175 - 189 (Der Vergleich mit einer ursprünglichen Ernährung lässt vermuten, dass azelluläre Kohlenhydrate eine entzündliche Mikroflora fördern und die primäre diätetische Ursache von Leptin Resistenz und Fettleibigkeit sein können.) [Quelle als PDF]
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- Hunter E., "Change your gut flora and lose weight." Natural News 2012 (Die Darmflora verändern und Gewicht verlieren) [Quelle als PDF]
- "Diet Rich in Slowly Digested Carbs Reduces Markers of Inflammation in Overweight and Obese Adults." Science Daily 2012 (Kohlenhydratarme Ernährung reduziert Entzündungen bei übergewichtigen und adipösen Erwachsenen.) [Quelle als PDF]
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