Stress ist ein weit verbreitetes Alltagsphänomen. Neu ist, dass bereits Zweit- und Drittklässler über Stress klagen. Am häufigsten wird die Schule als Stressfaktor genannt. Das ist ein Ergebnis der Elefanten-Kindergesundheitsstudie, die gestern in Berlin vorgestellt wurde.
Klassenzimmer
© Martin Kraft, cc-by-sa 3.0Archiv: Blick in ein Grundschulzimmer.
Berlin (Deutschland) - Bereits ein Viertel der Zweit- und Drittklässler fühlt sich oft oder sogar sehr oft gestresst. So können beispielsweise bereits die 7-Jährigen den Begriff Stress mit eigenen Worten eindringlich beschreiben. Fragt man die Kinder selbst nach den Auslösern, dann nennt jedes dritte Kind die Schule als Stressfaktor - vor "Ärger und Streit" und familiären Auslösern.

"Uns hat vor allem überrascht, dass die Schule schon so früh bei relativ vielen Kindern Stress auslöst", sagt Anja Beisenkamp vom PROSOZ-Institut für Sozialforschung - PROKIDS, das die Elefanten-Kindergesundheitsstudie durchgeführt hat. "Für die Kinderforschung ist diese Erkenntnis ein großer Gewinn. Für Erwachsene, die sich Kindheit immer noch als Hort der Glückseligkeit vorstellen, ist es allerdings erschreckend zu hören, dass Stressthemen die Kinderzimmertür bereits so leicht passieren können", sagt Anja Beisenkamp.

Der Erfolgsdruck in der Schule müsse kritisch hinterfragt werden, fordert der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB), der Kooperationspartner der Studie ist: "Bemerkenswert ist, dass Kinder in der dritten Klasse doppelt so häufig den Erfolgsdruck als Stress empfinden wie noch die Zweitklässler", so Friedhelm Güthoff, Sprecher des DKSB. Er sieht darin bereits die Vorwehen der bevorstehenden Selektion in der vierten Klasse: "Wir müssen endlich aufhören, bereits bei 9- bis 10-Jährigen die Weichen für das gesamte weitere Leben zu stellen. Dann können wir den Kindern nicht nur viel Stress ersparen, sondern auch ihre Potenziale besser entwickeln. Alle internationalen Studien zeigen, dass die leistungsschwächeren Kinder in ihren Lernständen profitieren, ohne dass die Leistungsstärkeren Nachteile haben müssen."

"Bemerkenswert ist aus unserer Sicht, dass die Schule in allen Bundesländern häufiger genannt wird als andere Faktoren", so Anja Beisenkamp von PROKIDS. Eine Ausnahme gibt es allerdings: In den Antworten der Berliner Kinder rangiert die Schule nur auf dem dritten Platz der Stressfaktoren - nach Ärger und Streit (29 %) sowie der Familie, Eltern und Geschwister (23 %).

Die Elefanten-Kindergesundheitsstudie "Große Ohren für kleine Leute" ist mit fast 5000 befragten Kindern zwischen sieben und neun Jahren eine der größten repräsentativen Kinderstudien in Deutschland. Gestiftet von Elefanten Kinderschuhe, wird sie in Kooperation mit dem Deutschen Kinderschutzbund vom PROSOZ-Institut für Sozialforschung PROKDIS durchgeführt. Die Befragung mit rund 80 Items wurde im Sommer 2011 durchgeführt und deckte die Themenfelder Gesundheit allgemein, Ernährung sowie Bewegung und Stress ab. Die Ergebnisse der Studie werden am 21.11. 2012 in Berlin vorgestellt und als Taschenbuch veröffentlicht.

- Den vollständigen Bericht zur Studie finden Sie hier

Quelle: cisionwire.de/elefanten-kinderstudie