Moskau/Beirut (Reuters) - Russland hat mit der Entsendung von Kriegsschiffen auf Geländegewinne der syrischen Rebellen in Damaskus reagiert.

Wie Reuters am Dienstag aus Marinekreisen erfuhr, schickte der Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad fünf Schiffe, darunter zwei bewaffnete Landungsschiffe, ins Mittelmeer, um im Notfall Bürger in Sicherheit zu bringen. Die Verlegung der Schiffe ist ein weiteres Zeichen, dass Russland nach 21 Monaten Aufstand ernsthaft am Überleben der Assad-Regierung zweifelt. Am Montag hatten die Rebellen das Palästinenser-Lager Jarmuk nur wenige Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt unter ihre Kontrolle gebracht. Von dort könnte ein Vorstoß in Richtung Regierungsbezirk eingeleitet werden. In den vergangenen Wochen haben die Aufständischen zahlreiche militärische Erfolge verzeichnet.

Während Russland zuletzt mit widersprüchlichen Aussagen zur Zukunft von Assad für Verwirrung sorgte, stellte sich der Iran unmissverständlich hinter die Regierung. Er glaube nicht daran, dass Assad und seine Vertrauten scheiterten, sagte Vize-Außenminister Hossein Amir-Abollahian nach dem Gesprächen in Moskau. "Die syrische Armee und Verwaltung arbeiten reibungslos." Neben Russland, einem der Haupt-Waffenlieferanten für die Regierung in Damaskus, gilt der Iran als einer der wenigen verbliebenen Verbündeten Assads. Beide Staaten haben bisher Assad trotz des zunehmenden Drucks aus dem Westen nie in Frage gestellt und unter anderem verhindert, dass der UN-Sicherheitsrat eingreifen konnte.

Nun scheint zumindest die russische Unterstützung zu bröckeln. Das Verteidigungsministerium wollte zu der Entsendung der Kriegsschiffe keine Stellung nehmen. In der syrischen Küstenstadt Tartus betreibt Russland einen Hafen. Offiziellen Angaben zufolge sind rund 5300 Russen in Syrien registriert.

In dem seit März 2011 anhaltenden Konflikt sind nach Angaben von Aktivisten mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Allein am Montag kamen 200 Menschen ums Leben. Am Dienstag gingen die Kämpfe weiter - vor allem in Damaskus und der Provinz Hama. Die Gewalt nimmt überall im Land zu und Menschenrechtsorganisationen warnen davor, dass sich die Situation stetig verschlechtert. Nach Angaben der WHO sind die Bedingungen im größten Krankenhaus von Damaskus untragbar. Im Rest des Landes nehmen Hunger und Mangelernährung dramatisch zu. Viele Menschen flüchten, seit Montag haben mehr als 1000 Palästinenser das Land verlassen.

Syriens Vizepräsident Faruk al-Scharaa hatte jüngst zugegeben, nicht mehr mit einem Sieg der Regierungstruppen in dem Bürgerkrieg zu rechnen. Weder die Truppen von Präsident Baschar al-Assad noch die Rebellenkämpfer seien in der Lage, sich entscheidend durchzusetzen, sagte Scharaa der libanesischen Zeitung "Al-Achbar".