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Sun

Sonnenlicht beeinflusst Bahn von Asteroiden

rq36, nasa
© NASA/JPL-CaltechIm Jahr 1999 erstellte Radaraufnahmen von 1999 RQ36.
Die bislang präziseste Messung der Umlaufbahn eines Asteroiden hat einen kuriosen Effekt des Sonnenlichts dokumentiert: Es verpasst dem etwa 500 Meter großen Himmelskörper namens 1999 RQ36 immer wieder einen sanften Schubs, so dass er sich in den vergangenen 12 Jahren 160 Kilometer von seiner vorausberechneten Bahn entfernte. Das sei der bisher eindrucksvollste Nachweis dieses sogenannten Yarkovsky-Effekts, berichten Wissenschaftler der NASA. Diese Informationen könnten auch in Berechnungen einfließen, die Auskunft darüber geben sollen, ob ein Asteroid einen möglichen Kollisionskurs mit der Erde erreichen könnte, sagen die Forscher.

Der Yarkovsky-Effekt ist nach einem russischen Ingenieur benannt, der das Sonnenlicht als mögliche Einflussgröße bei der Bewegung von Asteroiden bereits um 1900 vorgeschlagen hat. Die Ursache für eine sanfte Drift der Himmelskörper ist demnach die unterschiedlich starke Erwärmung ihrer Seiten. Die „Nachmittagsseite“ des rotierenden Asteroiden ist dabei wärmer als die „Vormittagsseite“, da letztere durch die vorangehende Nacht ausgekühlt ist. Von der wärmeren Seite geht folglich mehr Wärmestrahlung als von der kälteren aus. Durch diesen unterschiedlichen Strahlungsdruck entsteht dann eine winzige Kraft, die auf den Himmelskörper einwirkt.

Sun

Hinweise häufen sich, dass Zellen mittels Lichtwellen kommunizieren

Biophonen-Botschaft
© Sergey Mayburov / arxiv.orgBeispiel für eine Biophonen-"Botschaft" (Spitze) eines Fischeies während eines 400 sekündigen Beobachtungszyklus.
Moskau/ Russland - Die Hinweise darauf, dass lebende Zellen Photonen, also Lichtteilchen, aussenden und empfangen können, mehren sich zusehends. Ein russischer Wissenschaftler liefert nun Belege dafür, dass diese Biophotonen eine bislang unbekannte Form der Zellkommunikation sein könnten.

Biophotonen selbst, bzw. deren physikalische Auswirkungen, sind schon seit Jahrzehnten Inhalt sowohl von intensiver Forschung als auch ebenso hitzig geführter Debatten. Während gerade in einigen Bereichen der Esoterik und der Alternativmedizin ihre Existenz oft als Nachweis für eine von der Naturwissenschaft noch nicht erkannte Lebenskraft und als eine mögliche Erklärung für die Aura gedeutet wird, verweisen Kritiker darauf, dass diese derart schwach seien, dass Messungen noch nicht einmal eine Aussage über die in den Zellen herrschenden Strahlungsverhältnisse ermöglichen.

Dass Zellen grundsätzlich jedoch Biophotonen abgeben, ist nachweisbar. Wie Zellen Biophotonen jedoch erzeugen, darüber herrscht noch weitestgehend Uneinigkeit.

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Menschenaffen haben scheinbar doch menschenähnliche Persönlichkeit

Schimpanse im Zoo
© grewi.deArchiv: Schimpanse im Zoo.
Edinburgh/ Schottland - Haben Menschenaffen eine Persönlichkeit, die mit der von Menschen vergleichbar ist oder handelt es sich bei entsprechend interpretiertem Verhalten lediglich um anthropomorphische Projektionen der menschlichen Beobachter? Diese Frage glauben schottische Psychologen nun beantwortet zu haben und sprechen den Tieren menschenähnliche Persönlichkeitszüge zu.

Wie die BBC berichtet, nutzen die Forscher um Dr. Mars Adams und Dr. Alexander Weiss von der University of Edinburgh statistische Methoden, um jegliche menschliche Voreingenommenheit bei der Beurteilung des Verhaltens der Affen auszuschließen.

In der Persönlichkeits- und Differenziellen Psychologie gehen Wissenschaftler von fünf "Dimensionen" aus: Dem Neurozitismus, der Extraversion, der Verträglichkeit, der Offenheit und der Gewissenhaftigkeit, den sogenannten "Big Five".

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Erstmals Nervenzellen für Selbst-Bewusstsein bei Makaken entdeckt

Forscher finden Spindelneuronen, die zuvor nur bei Menschen, Menschenaffen, Walen und Elefanten bekannt waren

Makaken
© reuters/chaiwat subprasomForscher vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen haben nun Von-Economo-Neuronen in Makaken entdeckt. Der Fund hilft den Wissenschafter, die Funktionsweise dieser Zellen und ihre Verbindung mit anderen Hirnregionen zu analysieren.
Der sogenannte Cortex insularis - auch bekannt als Inselrinde oder Insula - ist ein kleiner, eingesenkter Teil der Großhirnrinde mitten im Gehirn. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass die Insula für die menschliche Selbstwahrnehmung wichtig ist. Die hier vorkommenden Spindelneuronen wurden bisher ausschließlich bei Menschen, Menschenaffen, Walen und Elefanten festgestellt. Nun hat ein deutsches Forscherteam entdeckt, dass auch Makaken über diesen speziellen Zelltyp verfügen. Die Form, Größe und Verteilung der Zellen deutet darauf hin, dass diese Affenzellen entwicklungsgeschichtlich den menschlichen Spindelneuronen entsprechen.

Die anteriore Insula ist eine kleine Region im menschlichen Gehirn, die eine entscheidende Rolle beim menschlichen Selbst-Bewusstsein und bei neuropsychologischen Erkrankungen spielt. Die Funktionen der Insula umfassen Wahrnehmung, motorische Kontrolle, Selbst-Bewusstsein, geistige Vitalität und zwischenmenschlichen Erfahrungen. Vor allem der vordere Teil, die anteriore Insula, ist an empathischen Fähigkeiten und Emotionsempfindungen beteiligt. Hier empfinden Menschen Gefühle wie Liebe, Hass, Zurückweisung, Selbstsicherheit oder Scham.

Bizarro Earth

Schäden durch Umweltgifte vererben sich bis in nachfolgende Generationen

Forscher haben Ratten einmalig einem Gift ausgesetzt. Noch Generationen später zeigten sich Auswirkungen bei den Nachkommen. Besonders tückisch: Die Vererbung funktioniert nicht direkt über die Gene.
Pestizide
© EPA
Waren Vorfahren einer Belastung durch einen Umweltschadstoff ausgesetzt, kann dies noch Generationen später die Stresstoleranz, den Stoffwechsel und das Verhalten der Nachkommen prägen. Das haben US-amerikanische Forscher bei Versuchen mit Ratten herausgefunden. Über ihre Ergebnisse berichten sie im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences.

Die Wissenschaftler hatten schwangere Weibchen einmalig einem giftigen Pilzbekämpfungsmittel ausgesetzt, dann aber diese Tiere und ihre Nachkommen in schadstofffreier Umgebung gehalten. Die Nachkommen dieser Ratten reagierten noch nach drei Generationen sensibler auf Stress und hatten ein höheres Körpergewicht als Ratten mit unbelasteten Vorfahren. Die Aktivität zahlreicher Gene im Gehirn sei bei diesen Ratten ebenfalls verändert gewesen, schreiben die Forscher.

Weitervererbt werden die Effekte des Umweltgifts nicht über Genveränderungen. Stattdessen beeinflusst das Fungizid Anlagerungen am Erbgut, die das Ablesen bestimmter Gene blockieren. Inwieweit auch solche sogenannten epigenetischen Veränderungen an Nachkommen vererbt werden können, war lange Zeit unklar.

Meteor

Fragmente des Tunguska-Objekts gefunden?

Tunguska-Zerstörung
© Public Domain, th.bo.infn.itNoch im Mai 1929 zeigten die Wälder der Tunguska-Region ein Bild der Zerstörung.
Bologna/ Italien - Schon seit Jahren verfolgen italienischen Wissenschaftler die Theorie, dass es sich beim Tscheko-See um den Einschlagskrater jenes Objekts aus dem All handelt, das am 30. Juni 1908 zu einer der gewaltigsten Explosionen der Neuzeit über der sibirischen Tunguska-Region gesorgt hatte und dabei rund 80 Millionen Bäumen wie Streichhölzer umknicken ließ. Jetzt sehen die Forscher ihre bisherige Theorie bestätigt, dass ein Fragment des Tunguska-Objekts den Tscheko geschlagen haben soll und noch heute an dessen Grund zu finden ist.

Bereits 2008 veröffentlichten die Geologen der Universita di Bologna die Ergebnisse ihrer Untersuchungen des Tscheko, wonach das Profil des Sees keinem der sonstigen Seen der Region, stattdessen jedoch dem von Kraterseen, etwa dem des Odessa-Kraters, gleicht (...wir berichteten 1, 2).

Seit Jahrzehnten sorgt das Tuguska-Ereignis in unterschiedliche Kreisen für hitzige Diskussionen und Theorien unterschiedlicher Couleur: Von den eher exotischen Theorien über den Absturz eines außerirdischen Raumschiffs, über eine frühe Kernwaffe gleicher Herkunft oder Mini-Schwarze Löcher, bis hin zur naturwissenschaftlichen Annahme, dass es sich um den bislang gewaltigsten Einschlag eines Kometen oder Asteroiden in der jüngeren Geschichte der Erde handelt.

Phoenix

Großer Sonnenfleck feuert gewaltige Plasmafackel knapp an der Erde vorbei

Ausbruch Sonnenfleckenregion
© NASAAusbruch der Sonnenfleckenregion 1476 am 17. Mai 2012.
Washington/ USA - Tagelang war die auffallend große aktive Sonnenfleckenregion AR 1476 (...wir berichteten) direkt auf die Erde ausgerichtet. Jetzt verschwindet zusehends am westlichen Rand der Sonnenscheibe. Noch gestern, am 17. Mai 2012, hatte die Sonnenfleckenregion jedoch noch eine Eruption der mittleren Kategorie M5,1 abgegeben, die von einem koronalen Masseauswurf noch größerer Stärke gefolgt wurde. Da die Sonnenfleckenregion jedoch nicht mehr in Richtung Erde gerichtet war, dürfte die ins All abgefeuerte Plasmafackel lediglich für stärkere Polarlichter in den nördlichen und südlichen Regionen der Erde sorgen.

Der koronale Massenauswurf aus der explodierenden aktiven Sonnenfleckenregion 1476 am 17. Mai 2012:


HAL9000

Chatbots, die vorgeben Menschen zu sein

Turing-Test zeigt: Computer sind keine vollwertigen Gesprächspartner

IT.- Ein sogenannter Turing-Test, benannt nach dem Mathematiker Alan Turing, fand nun im britischen Bletchley statt. Dabei simulierten Computerprogramme Chat-Partner und wollten den Usern am anderen Ende vorgaukeln, dass diese mit echten Menschen kommunizieren.


Hugh Loebner erklärt der Jury, was sie zu tun hat: Per Tastatur und Bildschirm chatten und dann entscheiden: Welcher Chatpartner war ein Mensch, welcher war ein Computer?

Im Raum gegenüber sitzen vier menschliche Chatpartner, daneben stehen vier weitere Rechner, auf denen die Chatbots laufen. Und um die geht es hier. Die vier Programme versuchen der Jury vorzugaukeln, sie seien Menschen. Gelingt die Täuschung, gilt der Turing-Test als bestanden - und die Maschine als intelligent. 1950 hatte Turing postuliert, dass das im Jahr 2000 eine Maschine schaffen würde. Doch im Jahr 2012 sind Chatbots weit davon entfernt:

Mensch: "Ich unterhalte mich gerne. Du auch?"
Maschine: "Mir gefällt unser Gespräch auch."
Mensch: "Was gefällt dir an unserem Gespräch?"
Maschine: "Da bin ich neutral. Was denkst du?"

Kommentar: Ob solche Programme bereits bei Facebook im Einsatz sind? Eventuell bessere, die mit finanziellen Mitteln unterstützt werden können.


Question

Mysteriöse gigantische Wasserstrudel im Mittelmeer entdeckt

NEMO Unterwasserteleskop
© INFNKünstlerische Interpretation des NEMO Unterwasserteleskops.
Die Wissenschaftler, die an einem Unterwasser-Neutrino-Observatorium arbeiten, haben kürzlich ihre zweite Entdeckung bekannt gegeben, und das, obwohl ihre Detektoren noch nicht einmal installiert worden sind.

Um zu entscheiden, wo das geplante Neutrino Mittelmeer-Observatorium, oder NEMO, positioniert werden soll, maßen die Forscher Wasserströmungen und -temperaturen, als sie auf eine unerwartetes Muster im Wasser stießen. Sie fanden Ketten mariner Wasserstrudel
- Wasserstrukturen, von etwa sechs Meter im Durchmesser, die bei etwa einem Zoll pro Sekunde rotieren - fast zwei Meilen tief im Ionischen Meeer, einem Arm des Mittelmeers.

Ozeanographen hatten nicht erwartet, dass sich Wasserstrudel in einem geschlossenen Bassin wie dem Mittelmeer bilden würden. Ihr Ursprung könnte lokal sein, jedoch könnten die Wasserstrudel laut der Simulationen auch Hunderte von Meilen aus dem Adriatischen oder Ägäischen Meer zurückgelegt haben.

Beaker

Pflanze wächst im Dunkeln durch chemische Manipulation

Ausgetauschtes Sensormolekül gaukelt Ackerschmalwand die Gegenwart von Licht vor

Pflanze wächst im Dunkeln
© P. Lamparter/KITDer manipulierte Keimling (rechts) entfaltet seine Blätter auch im Dunkeln
Mit einem chemischen Trick haben Forscher eine Pflanze so manipuliert, dass diese im Stockdunkeln völlig normal wuchs. Sie ersetzten dafür einen Bauteil des pflanzlichen Lichtsensors und gaukelten der Ackerschmalwand so die Gegenwart von Licht vor. "Die Pflanzen haben sich quasi im Dunkeln so entwickelt, als ob sie im Licht wären", sagt Studienleiter Tilman Lamparter vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Trotz Dunkelheit keimten und wuchsen die Modellpflanzen in ähnlicher Weise wie die normal bei Licht gehaltene Kontrollgruppe. Das zeige erstmals, dass synthetische Stoffe Lichteffekte in der ganzen Pflanze hervorrufen können, berichten die Forscher im Fachmagazin "The Plant Cell".


Normalerweise sind Pflanzen für ihr Wachstum von der Sonne abhängig. Denn das Sonnenlicht versorgt sie nicht nur mit Energie, sondern steuert auch viele Entwicklungsschritte vom Keimen, über die Blattentwicklung bis hin zur Knospenbildung und dem Blühen. Angestoßen werden diese Prozesse durch spezielle Lichtsensoren in den Zellen. Um herauszufinden, ob sich dieses Sensorsystem überlisten lässt, führten die Wissenschaftler Experimente mit der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) durch. Dieses unscheinbare, weißlich blühende Gewächs ist genetisch sehr gut untersucht und wird daher häufig als Modellorganismus genutzt.