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Großteil der weltweiten Organismen noch immer unentdeckt

Total number of species on earth
© Census of Marine LifeLediglich 14 Prozent der auf der Erde lebenden Organismen wurden bislang überhaupt bekannt und wissenschaftlich beschrieben.

Washington/ USA - Wissenschaftler des internationalen Projekts zur Erfassung der Organismen auf der Erde, dem "Census of Marine Life", haben die bislang wohl genauesten Schätzung der Anzahl der auf der Erde lebenden Arten veröffentlicht. Aus der Volkszählung im Tier- und Pflanzenreich geht hervor, dass die überwältigende Mehrheit der auf der Erde lebenden Tiere der Wissenschaft noch völlig unbekannt ist.

Bislang schwankten die Schätzungen von Wissenschaftlern zwischen drei und 100 Millionen Arten. Mit einer neuen Methode der Stammbaumanalyse kommen die Forscher des "Census of Marine Life" nun zu der Ansicht, dass (bei einer möglichen Fehlerquote von 1,3 Millionen) insgesamt rund 8,7 Millionen Arten von Organismen die Erde bevölkern - 6,5 Millionen an Land und 2,2 Millionen in den Ozeanen.

Bizarro Earth

Warum in ruhigen Regionen die Erde bebt

Auch fernab der bekannten Risikogebiete kann der Boden aus den Fugen geraten, wie jetzt an der Ostküste der USA. Geoforschungszentrum klärt auf.
markt,erdbeben
© dapdIn diesem Supermarkt im Städtchen Mineral (Virginia) ließ das Beben ein Chaos zurück

Potsdam/Washington. Erwartet hatte wohl niemand, dass am 23. August um die Mittagszeit an der amerikanischen Ostküste die Erde bebt und in der US-Hauptstadt Washington die Wände wackeln. Mit solchen Erdbeben rechnet man in Kalifornien, Japan, Indonesien oder Neuseeland. Die Ostküstenstaaten der USA dagegen gelten in dieser Hinsicht als ruhig und unauffällig. Allerdings zittert auch dort ab und zu der Untergrund: "Erst 2003 gab es dort zwei Beben", berichtet der Erdbebenforscher Frederik Tilmann vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam. Nur lag die Magnitude damals bei 4,5 und 3,9. Das jetzige Beben mit einer Stärke von 5,8 war weit mehr als zehnmal heftiger.

Solche Beben kennt man eher in der Ägäis und der Türkei, in Japan oder an der südamerikanischen Pazifikküste. Dort bewegen sich Erdplatten in unterschiedliche Richtungen, manchmal bleiben sie auch aneinander hängen. Dadurch bauen sich im Laufe von Jahrzehnten enorme Spannungen auf. Irgendwann lösen sich die Platten voneinander, schnellen in Sekunden um einige Meter weiter und holen die versäumte Bewegung schlagartig nach - in Form von gewaltigen Erdbeben.

Sherlock

Abwehr aus der Urzeit - Neandertaler-Gene prägen Immunsystem des Menschen

Schönheiten nach heutigem Maßstab waren die Neandertaler nicht, oder es müssten sich jene Forscher schon sehr geirrt haben, die das Erscheinungsbild der vor etwa 30000 Jahren ausgestorbenen Menschenart rekonstruierten. Dass dicke Augenwülste und mächtige Kiefer Homo sapiens jedoch noch lange nicht dazu berechtigen, seinen ausgestorbenen Verwandten mit Herablassung zu betrachten, daran erinnert nun eine Studie des Immunologen Laurent Abi-Rached von der Stanford University und seinen Kollegen (Science, online). Ihren Analysen zufolge kann sich der moderne Mensch vor allem deshalb gegen die Übermacht krankmachender Bakterien und Viren wehren, weil ihm vor 65000 bis 45000 Jahren zumindest für einen kurzen Augenblick Augenwülste und vorspringende Unterkiefer egal waren und er sich mit dem Neandertaler paarte. Etwa im gleichen Zeitraum hatte Homo sapiens außerdem mit einer weiteren Menschenform Sex, dem Denisova-Menschen. Er lebte unter anderem im heutigen Sibirien; über sein Erbgut berichteten Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie im vergangenen Dezember.

Camera

Mit buntem Fell: Neue Affenart entdeckt

Forscher finden bei einer Entdeckungsreise im Westen Brasiliens eine vorher nie beschriebene Affenart. Das Tier hat eine ganz andere Fellfärbung als alle bereits bekannten Arten und ist auf einem Gebiet zwischen zwei Flüssen ausfindig gemacht worden, so ein WWF-Experte.
Neue Affenart
© dpaDie neue Affenart wurde den Springaffen zugeordnet.

Ein bislang unbekannter Affe ist in einem unberührten Stück Regenwald im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso entdeckt worden. Es handelt sich um eine neue Primatenart, die zur Gattung der Springaffen gehört, teilte der World Wide Fund For Nature (WWF) in Berlin mit. Die Entdeckung sei auf einer Expedition des WWF im Dezember 2010 gelungen. Analysen hätten die Neuartigkeit bestätigt.

"Die Spezies weist eine ganz andere Färbung auf als die bereits bekannten Arten. Sie wurde auf einem zwischen zwei Flüssen liegenden Areal gefunden", erklärte der Lateinamerika-Referent des WWF in Deutschland, Hernán Gutiérrez. "Es scheint so, als wirken die Flüsse und ihre Seitenarme als natürliche Barriere, die die verschiedenen Springaffen der Region voneinander trennen."

Sherlock

Überreste des ältesten Säugetieres entdeckt

Forscher machen in China eine herausragende Entdeckung. Sie finden die Überreste eines Plazentatieres, das vor rund 160 Millionen Jahren gelebt haben soll.
Archäologen bei der Arbeit
© picture-alliance / dpaChinesische Archäologen beim Ausgraben von Fossilien. (Archivbild)

Die ersten Plazentatiere oder Höheren Säugetiere (Eutheria) gab es schon deutlich früher als angenommen. Forscher haben in China die bislang ältesten Überreste eines Vertreters dieser Säugetiergruppe entdeckt. Er lebte im mittleren Jura vor etwa 160 Millionen Jahren und damit mindestens 35 Millionen Jahre früher als alle anderen zuvor gefundenen Plazentatiere. Die evolutionsbiologisch entscheidende Aufteilung von Säugetieren in Plazenta- und Beuteltiere müsse demnach auch um mindestens 35 Millionen Jahre vordatiert werden, schreiben Forscher um Zhe-Xi Luo vom Carnegie-Naturkundemuseum in Pittsburgh (USA) im Journal Nature.

Beutel- und Plazentatiere machen 99 Prozent der heute lebenden Säugetiere aus. Beutelsäuger wie der Koala werden im Unterschied zu Plazentatieren bereits in einem frühen, embryoartigen Stadium geboren und wachsen anschließend im Beutel der Mutter heran.

Telescope

"Supermassives" schwarzes Loch: Forscher sehen "schwere" Geburt

Schwarzes Loch
© picture-alliance / dpaKünstlerische Darstellung eines schwarzen Lochs.

Wissenschaftler haben erstmals das Entstehen eines so genannten "supermassiven" schwarzen Lochs beobachtet. Ein Teleskop des NASA-Satelliten Swift zeichnete Ende März Gammastrahlen auf, die ein "sterbender" Stern aussandte, wie die britische Fachzeitschrift Nature berichtete. "Der Anfang eines solchen Ereignisses wurde bisher noch nie beobachtet", sagte David Burrows von der staatlichen Universität von Pennsylvania in den USA. Die Strahlung, die bei dem Ereignis ausgesandt wurde, war 10.000mal höher, als die Experten erwartet hatten.

Saturn

Rasend schneller Umlauf: Stern wird zu Diamant-Planet

Ein internationales Forscherteam präsentiert in einem Fachmagazin eine höchst ungewöhnliche Entdeckung: Einen Stern, der zu einem offenbar aus Diamant bestehenden Planeten umgewandelt worden ist - und obendrein noch einen weiteren einzigartigen Himmelskörper umkreist.
Pulsar-Planetensystem
© picture-alliance / dpaDie schematische Darstellung des Pulsar-Planeten-Systems PSR J1719-1438.

Astronomen haben ein ungewöhnliches Himmelsobjekt entdeckt: Ein Stern, der zu einem Planeten umgewandelt und verdichtet wurde. Dieser besteht wahrscheinlich zum großen Teil aus Diamant. Der ungewöhnliche Trabant habe eine größere Dichte als jeder andere bislang aufgespürte Planet, betont ein internationales Forscherteam unter Bonner Beteiligung im US-Fachblatt Science.

Der Edelplanet umkreist einen ebenfalls ungewöhnlichen Stern, einen sogenannten Pulsar. Pulsare sind ausgebrannte Sonnen, die in sich zusammengestürzt sind. Sie senden einen gebündelten Strahl von Radiowellen ins All, der mit der Rotation der Sternleiche regelmäßig über die Erde streicht. Das Pulsar-Planeten-Paar liegt in etwa 4000 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Schlange (Serpens).

Ein Lichtjahr ist die Entfernung, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern. Der Planet wurde mit dem 64-Meter-Parkes-Radioteleskop in Australien gefunden.

Bacon

Das schmeckt fettig: Forscher finden Fett-Rezeptor

Menschen können süß, sauer, bitter, salzig und umami (herzhaft-fleischig) schmecken - aber auch fettig? Das könnte durchaus möglich sein, finden deutsche Wisnsenschaftler heraus.

Deutsche Wissenschaftler haben in den Geschmacksknospen der menschlichen Zunge erstmals einen Fettrezeptor nachgewiesen. Die Geschmackswahrnehmung spiele eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung, welche Nahrung dem Körper Energie liefert und welche eher gemieden werden sollte, schreiben die Forscher. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift Chemical Senses veröffentlicht.

Rezeptoren sitzen wie Antennen auf den Geschmackszellen. Dockt eine Substanz an einen oder mehrere der Rezeptoren an, wird ein Signal ans Gehirn geschickt, zum Beispiel "das schmeckt bitter". Bisher ist unklar, ob auch Signale gesendet werden, die den Geschmack "fettig" identifizieren.

Blue Planet

Hamza: Der Amazonas hat einen riesigen Zwillingsfluss unter der Erde

Der Amazonas ist der längste und wasserreichste Fluss der Erde, an seiner Mündung schüttet er jede Sekunde im Schnitt mehr als 200 000 Kubikmeter Wasser in den Atlantik. Ein neu entdeckter, riesiger Strom im Untergrund könnte nun aber den Amazonas zumindest teilweise in den Schatten stellen: Der in 4000 Meter Tiefe fließende Hamza River - benannt nach Valiya Hamza, dem Vorgesetzten der Entdeckerin Elizabeth Pimentel - ist bis zu 400 Kilometer breit und ähnlich lang wie sein Pendant an der Oberfläche.
Amazonas Fluss
Wie der Amazonas transportiert der Untergrundfluss Wasser von West nach Ost in den Atlantik - allerdings geschieht dies deutlich langsamer als an der Oberfläche: Pro Sekunde sickern "nur" 3900 Kubikmeter Wasser Richtung Meer, da die Fließgeschwindigkeit laut den Berechnungen allenfalls bei 10-8 bis 10-9 Meter pro Sekunde liegt. Dennoch führt der Hamza um die Hälfte mehr Wasser als beispielsweise der Rhein kurz vor seiner Mündung. Zusammen mit dem Oberflächenabfluss verdrängt dieses Süßwasservolumen aus dem Amazonasbecken das Salzwasser des Atlantischen Ozeans mehr als 100 Kilometer weit hinaus aufs Meer.

Bug

Artenvielfalt neu bestimmt - Forscher errechnen 8,7 Millionen Spezies

Jetzt wissen wir genauer, was wir nicht wissen. Wissenschaftler konnten dank neuer Analysetechnik die Artenvielfalt auf der Erde genauer bestimmen. Die Erkenntnis: Auf der Erde leben fast acht Millionen Tierarten, doppelt so viele Pilz- wie Pflanzenarten. Vor allem aber: 86 Prozent aller Spezies sind noch unentdeckt.
Yeti-Krabbe
© APDiese erst 2005 entdeckte sogenannte Yeti-Krabbe (Kiwa hirsuta) gehört zur Familie der Springkrebse (Galatheidae).

Schätzungsweise 8,7 Millionen Arten leben auf der Erde, den Großteil davon hat der Mensch noch nie zu Gesicht bekommen. Das zeigt eine Untersuchung amerikanischer und britischer Forscher, die im Fachjournal PLoS Biology erschienen ist.

Bisherige Schätzungen zur globalen Artenvielfalt gehen weit auseinander: Experten sehen die Zahl zwischen drei und 100 Millionen. Mit einer neuen Analysetechnik sei es ihnen nun gelungen, die Spanne vorheriger Schätzungen stark einzugrenzen, schreibt das Team um Camilo Mora von der Universität Hawaii und der Dalhousie-Universität im kanadischen Halifax. Die Forscher nahmen das Wissen über Stamm und Klasse als Basis und schlossen daraus auf die Artenzahl. Dabei analysierten sie gut erforschte Stämme und folgerten daraus auf die Artenzahl von weniger bekannten.