Hugo Boss schneiderte einst Uniformen für SS und Hitlerjugend. Von den Nazi-Verstrickungen des Firmengründers wollte der Modekonzern nach dem Krieg jedoch nichts mehr wissen. Eine erste Studie zur braunen Historie von Hugo Boss blieb unveröffentlicht. Eine zweite darf nun erscheinen - und geht auch auf das Gerücht ein, Boss sei Hitlers Leibschneider gewesen. © dpaBraune Vergangenheit: Bevor Hugo Boss zum Modekonzern mit Milliardenumsatz wuchs, schneiderte das Unternehmen Uniformen für die Nationalsozialisten.
Bisher waren es vor allem Gerüchte. Der Modeausstatter Hugo Boss habe für die Nationalsozialisten Uniformen entworfen, sei gar der Leibschneider Adolf Hitlers gewesen, wurde gemunkelt. Die Geschichte vom braunen Hemdenmacher griffen in den vergangenen Jahren selbst Zeitungen im Ausland auf. Für Hugo Boss, immerhin eine Modefirma mit einem Jahresumsatz von fast zwei Milliarden Euro, war dies ein Problem. Der Ruf drohte allmählich Schaden zu nehmen. Also gab der Konzern eine Studie zu seiner braunen Vergangenheit Auftrag. Veröffentlicht wurde sie jedoch nicht. "Es fehlte die Einordnung in den historischen Kontext", sagt eine Unternehmenssprecherin. Die Autorin stellte ihre Studie später selbst ins Internet. Hugo Boss indes gab einfach eine neue Arbeit in Auftrag. Sie soll nun als Buch erscheinen.
Der Titel ist schlicht -"
Hugo Boss, 1924-1945" -, das Resümee nach 104 Seiten aber deutlich: Das 1924 gegründete Unternehmen habe Uniformen für Wehrmacht, SS und Hitlerjugend geschneidert und "ökonomisch nachweislich" vom
Nationalsozialismus profitiert, schreibt der Autor, der Münchner Wirtschaftshistoriker Roman Köster. 140 Zwangsarbeiter und etwa 40 französische Kriegsgefangene hätten in Metzingen Nazi-Uniformen schneidern müssen. Viele von ihnen seien eingeschüchtert worden - dies sei aber nicht die Schuld des Firmenchefs, sagt Köster. "Hugo Boss hat das selbst nicht ausgeführt."
Vor allem aber sei der schwäbische Unternehmer nicht Hitlers Schneider gewesen, sondern einer von mehreren Uniformherstellern. "An der Entwicklung der Schnittmuster für die Uniformen waren die Unternehmen nicht beteiligt." Außerdem sei Boss auch nicht Marktführer gewesen. Im zentralen Fachblatt für die Uniformherstellung, dem "Uniformen-Markt" tauche das schwäbische Unternehmen "kein einziges Mal" auf. Es gebe sogar Hinweise darauf, dass
Boss sich für zusätzliche Lebensmittel für die Zwangsarbeiter eingesetzt habe.