Steinewerfer, Schlägertrupps und Militärfahrzeuge, die Menschen zermalmen: Im Herzen Kairos toben die blutigsten Unruhen seit dem Sturz Mubaraks. Religiöse Unruhen sind es keine, die Islamisten verdammen sogar den Gewaltexzess. So irre es klingt, aber das herrschende Militärregime könnte Interesse an einer Verschärfung der Lage haben.
© AFPTrauer bei Kairos Kopten: Zug mit den Särge der Christen, die bei dem Gewaltexzess ums Leben kamen.
Die Bilder im Internet zeigen einen gepanzerten Mannschaftswagen, der mit hoher Geschwindigkeit die Straße am Ufer des Nils entlangfährt: Der tonnenschwere Militärlaster jagt einzelne Protestierer, verfolgt sie gezielt, schlägt immer neue Haken, scheint mindestens einen Mann zu überfahren.
Dann bricht der Truppentransporter mitten in eine Menschenmenge. "Die Soldaten haben die Demonstranten mit Absicht überfahren", sagt Sally Moor, eine Psychiaterin mit irischen und koptischen Wurzeln, die auf den nahen Tahrir-Platz geflüchtet ist. Moor ist der Jugendbewegung verbunden, die im Frühjahr die ersten Proteste gegen das Regime Mubaraks organisiert hatte. Nun räumt sie ein, dass auch Militärangehörige starben: "Ja, dann sind auch Soldaten getötet worden. Es geschah aus Wut über die Armee."
Den ganzen Abend über flogen Steine und Molotowcocktails im Zentrum von Kairo, krachten Tränengasgranaten, fielen vereinzelt Schüsse am Nil-Ufer. Militärfahrzeuge und Autos brannten. Die Krawalle griffen über auf den nahen Abdel-Monem-Riad-Platz, einen riesigen Busbahnhof und schwappten auf den angrenzenden Tahrir-Platz über, den Geburtsort der ägyptischen Revolution.
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