Berlin - Von Depression bis Schizophrenie: Migranten leiden fast doppelt so häufig unter psychischen Erkrankungen wie der Bevölkerungsdurchschnitt und sind nach Ansicht von Fachärzten zudem medizinisch schlechter versorgt.
© Johannes Eisele/Archiv Foto: dpaVor allem bei der ersten Generation der Migranten herrschen noch immer Defizite in der deutschen Sprache.
Vor allem Sprach- und Kulturprobleme führten dazu, dass Fehldiagnosen gestellt, Medikamente falsch eingenommen oder
Therapien sogar komplett vorenthalten würden, kritisierte Prof. Wolfgang Meier (Uniklinik Bonn) am Mittwoch auf einem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Berlin. Mehr kulturelle Öffnung im Gesundheitswesen sei dringend erforderlich.
"Wir brauchen nicht nur dringend mehr muttersprachliche Therapeuten, sondern vor allem auch fachlich geschulte Dolmetscher für die Kliniken", forderte Maier. Bislang gebe es die kaum, weil die Krankenkassen sie nicht bezahlten. "Dann behilft man sich notgedrungen mit Angehörigen oder dem Bettnachbarn, aber das ist ja nicht dasselbe", berichtet Meryam Schouler-Ocak (Charité Berlin). Sie forscht seit Jahren zum Thema Migration und Krankheit und nennt Risikofaktoren für die hohe Zahl der Erkrankungen: Einsamkeit, Heimweh, Sprachprobleme, Arbeitslosigkeit, schlechte Bildung und Wohnverhältnisse sind nur einige davon. Häufig suchten Betroffene auch viel zu spät ärztliche Hilfe - aus Scham, Unwissenheit, oder auch deshalb, weil in ihrer Herkunftskultur ihr Leiden nicht als Krankheit gilt.