Das Kind der GesellschaftS


Che Guevara

"Mutter aller Streiks" erschüttert Athen

Bei den bisher größten Protesten und Arbeitsniederlegungen in Griechenland seit Beginn des Sparprogramms sind bis zu eine halbe Million Menschen auf die Straßen gegangen
griechenland, streik
© unbekanntGriechische Po-Gymnastik in Athen. Am Rande des Protestmarsches kam es beim Parlament wieder zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei.

Bei den bisher größten Protesten und Arbeitsniederlegungen in Griechenland seit Beginn des Sparprogramms sind bis zu eine halbe Million Menschen auf die Straßen gegangen. Sie forderten den Rücktritt der Regierung.

Athen/Istanbul - 80.000 waren um die Mittagsstunden schon auf dem Syntagma-Platz in Athen, und die Menge schwoll immer weiter an - in der griechischen Hauptstadt wie in Thessaloniki, Patras oder in Heraklion auf Kreta. Die "Mutter aller Streiks", die größte Mobilisierung seit Beginn des Sparkurses in Griechenland vor eineinhalb Jahren, ist am Mittwoch zu einem historischen Tag geworden. Dies sei die größte Machtdemonstration der Gewerkschaften seit 1974, behaupteten Funktionäre des Generalverbands der griechischen Arbeiter (GSEE). Damals fiel das Obristenregime des Landes. Nun soll die Reihe an der Regierung des Sozialisten Giorgos Papandreou sein.

Er habe den Premier zum Rücktritt aufgefordert, rief Alexis Tsipras, der populäre junge Chef des Linksbündnisses Syriza im Parlament, den Zuhörern auf dem Syntagma-Platz zu. Papandreou hatte sich am Morgen mit den Führern der kleinen Oppositionsparteien getroffen - Syriza, den Kommunisten und der rechtspopulistisch-orthodoxen Laos. Es sollte ein Versuch sein, ein wenig Gemeinsamkeit vor der Abstimmung über neue Sparmaßnahmen im Parlament am heutigen Donnerstag und vor dem EU-Gipfel am Sonntag herzustellen.

Bandaid

Großeinsatz nach Zugunglück in Bremen

Bremen - Am Dienstagnachmittag kam es zu einem schweren Zugunfall im Bremer Stadtteil Neustädter Häfen. Zwei Güterzüge waren seitlich zusammengestoßen, zwei Waggons entgleist. Großen Mengen Kraftstoff liefen aus. Ein Lokführer erlitt leichte Verletzungen.
zugunglück
© Feuerwehr Bremen

Um 16.20 Uhr ging der Notruf in der Bremer Feuerwehr- und Rettungsleitstelle ein. Der Disponent alarmierte daraufhin ein Großaufgebot an Einsatzkräften zum Unfallort: Direktions- und Einsatzleitdienst, die Berufsfeuerwehrwachen 1, 4, 5 und 6 - darunter der Rüst- und der Umweltschutzzug, die freiwilligen Wehren aus Seehausen und Arsten sowie den Rettungsdienst.

Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte befand sich die Lokomotive eines Güterzuges in Schräglage neben den Schienen. Zwei Waggons mit Containern lagen auf der Seite. Die Ladung hatte sich auf dem Schienenbett verteilt. Aus einer Lok traten große Mengen Kraftstoff aus.

Zunächst galt es, den verletzten Lokführer zu versorgen und in eine Klinik zu transportieren. Parallel begann die Feuerwehr, die auslaufenden Betriebsstoffe aufzunehmen sowie weitere Kraftstofftanks leer zu pumpen. Über 1.100 Liter wurden in Auffangbehälter umgepumpt.

Eye 2

Unter Narzissten

Die Selbstverliebten machen sich wichtig und regieren die Welt. Sie stürzen uns aber auch in Finanz- und Eurokrisen. Und: Die Narzissten vermehren sich. Die Spieltheorie hat dafür sogar eine Erklärung. Wie kann die Evolution so was nur zulassen?

Es gibt eine Sorte Menschen, die sich Respekt nicht mehr sauer verdienen müssen. Sie nehmen ihn einfach für sich in Anspruch. Kraft ihrer Ausstrahlung und ihrer (selbstverständlich) höheren Intelligenz. Als vor Monaten zwei amerikanische Psychologen das gehäufte Auftreten dieses Menschenschlags auf ihrem Universitätsgelände feststellten und sogar die Behauptung aufstellten, dass es sich um eine neue "soziale Epidemie" handeln könne, durfte man sich wundern. Nicht der Vermehrung der Narzissten wegen, sondern weil es erst jetzt bemerkt wurde.

Inflation der Selbstüberschätzung

Die Finanzkrise, das Versagen der politischen Klasse, katastrophales Krisenmanagement, all das sei den Entscheidungen von realitätsblinden, selbstverliebten und überheblichen Zeitgenossen zu verdanken. Und wenn nun auch noch die Jugend zum maßlosen Narzissmus neige, sei das Schlimmste zu befürchten. Vor fünfzehn Jahre hatte man 18 Prozent, im Jahr 2009 knapp 34 Prozent pathologischer Selbstüberschätzung bei Studenten ermittelt. Eine soziale Seuchenpolizei wurde dennoch nicht installiert. Vorerst dürfen die Narzissten weiter schalten und walten, wie sie sich gefallen. Das ist unschwer auch im krisengeschüttelten Europa zu erkennen. Oder an dem Hochmut deutscher Liberaler, die es in ihrer virulenten Selbstüberschätzung inzwischen bis zum kollektiven Selbstbetrug gebracht haben.

Kommentar: Lesen Sie auch die Artikelserie über Psychopathie und den folgenden Artikel über Narzissmus:

Wie entsteht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?


Ambulance

Haiti: Weltweit schlimmste Cholera-Epidemie fordert Tausende Opfer

In Haiti sind seit dem Ausbruch der Cholera mehr als 450.000 Menschen erkrankt, mindestens 6000 starben. Es werde Jahre dauern, die Epidemie einzudämmen, befürchten Experten. Dennoch sollen Hilfskräfte abgezogen werden.
Cholera-Kranker
© APBehandlungszentrum in Mirebalais, Haiti: Ein Cholera-Kranker erhält eine Infusion

Port-au-Prince - Bis zum Jahr 2010 galt Haiti als Cholera-freie Zone. Dann kam das Erdbeben vom 12. Januar 2010. Etwa 220.000 Haitianer starben. Kurz darauf folgten die ersten Berichte über Cholera-Kranke im Krisengebiet. Uno-Blauhelmsoldaten aus Nepal sollen das potentiell tödliche Bakterium eingeschleppt haben. Die Folgen waren verheerend: Laut Angaben internationaler Gesundheitsexperten ist die Epidemie zur derzeit schlimmsten weltweit angewachsen.

Mehr als 450.000 Menschen seien im Land erkrankt und mehr als 6000 bereits an der Cholera gestorben, sagte der Mediziner und Uno-Sonderbotschafter Paul Farmer der Nachrichtenagentur AP. Damit sind über vier Prozent der zehn Millionen Haitianer von der Krankheit betroffen.

Arrow Down

Immer mehr Kinder bekommen Psychopharmaka

Offenbar werden immer mehr Kindern und Jugendlichen Psychopharmaka verordnet.

Berlin - Das ergab eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK). Der mit Abstand größte Anteil betrifft demnach Medikamente gegen das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Im Jahr 2006 erhielten laut der Krankenkasse noch fast 20.000 TK-versicherte Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren Pillen gegen die Aufmerksamkeitsstörung.

Im Jahr 2010 waren es bereits rund 29.000. Bereinigt um den Zuwachs der Versicherten in der Altersklasse sei die Anzahl der betroffenen Kinder damit um 32 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Kinder, die mit Risperidon, einem Wirkstoff gegen Aggressionen im Zusammenhang von Verhaltensstörungen, behandelt wurden, sei alarmierend. 2006 verordneten die niedergelassenen Ärzte noch 682 TK-versicherten Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren entsprechende Medikamente.

Heart - Black

Studie: Heime als 'Kindergefängnisse'

Die verheerenden Zustände in den Wiener Heimen seien den Verantwortlichen der Stadt Wien schon Anfang der 1970er Jahre bekannt gewesen, sagt die ehemalige SPÖ-Nationalratsabgeordnete Irmtraut Karlsson. Sie hat 1974 die Studie "Verwaltete Kinder" fertiggestellt. Fazit: Viele Heime seien echte Kindergefängnisse gewesen.

"14 Heime waren Kindergefängnisse"

Irmtraud Karlsson hat von 1972 bis 1974 als Beamtin der Stadt Wien gemeinsam mit Studenten die Zustände in 34 Wiener Heimen untersucht. Elf Heime hätten den Vorstellungen der Heimkommission entsprochen. 14 Heime seien aber regelrechte Kindergefängnisse gewesen, sagt Karlsson.

Keine Konsequenzen

Diese Ergebnisse hat sie 1974 den Verantwortlichen der Stadt Wien präsentiert. Daraufhin durfte sie den Bericht nur zensuriert veröffentlichen. "Die Heime durften nicht im Originalnamen vorkommen, sondern nur als Nummerncode", sagt Karlsson. Das habe die Stadt Wien verlangt. Außerdem habe die Stadt auch alle Protokolle zur Untersuchung bekommen. Konsequenzen in den Heimen gab es keine.

Family

Enge Beziehung zu Mutter und Fernsehverhalten beeinflusst sexuelle Einstellung

Löwen. Männliche Jugendliche, die viel Fernsehen und eine enge Beziehung zu ihrer Mutter haben, sind anfälliger für eine stereotypische Einstellung gegenüber Frauen und Sex. Das ergab eine Studie der belgischen Universität Löwen. Demnach identifizieren sich Jungen, die viel Fernsehen, eher mit stereotypischen Geschlechterrollen. Bei den weiblichen Teilnehmerinnen zeichnete sich ein gegenläufiger Trend ab, je enger die Beziehung zur Mutter, desto weniger ließen sich die Mädchen von traditionellen Geschlechterrollen im Fernsehen beeinflussen. Unter den Teilnehmer, die wenig TV schauten, wirkte sich eine enge Beziehung zur Mutter, sowohl bei den männlichen als auch den weiblichen Teenagern, positiv auf das Geschlechterverständnis aus. Im Allgemeinen seien Mädchen deutlich mehr mit ihren Müttern verbunden als Jungen, wobei die männlichen Teilnehmer eine lockerere Einstellung zum Sex hatten. Zudem stimmten deutlich mehr Jungen als Mädchen einer sexuellen Dominanz der Männer zu. Warum die Beziehung zur Mutter auf männliche Fernsehliebhaber einen solch negativen Einfluss habe, konnte nicht geklärt werden.

(dts Nachrichtenagentur)

Bizarro Earth

Kalifornien: Vorbereitung auf das Megabeben

Mit einer großangelegten Übung bereitet sich Kalifornien diese Woche auf das nächste schwere Erdbeben vor. „The Big One“ ist laut Wissenschaftlern schon lange überfällig. Doch die Bürger zeigen bisher wenig Interesse - und die zuständigen Behörden sind vom Sparzwang bedroht.
Beben 1989 Kalifornien
© Archiv1989 kamen bei einem schweren Erdbeben in San Francisco 63 Menschen ums Leben.
Sacramento. Falls der Gouverneur anruft, soll bei der Kommission für Seismische Sicherheit niemand ins Stottern geraten. Auf zwei Seiten haben die Mitarbeiter vorsorglich schon mal alle Fakten zusammengetragen, die ihrer Meinung nach für den Erhalt ihrer Behörde sprechen. Denn in Sacramento fürchten die Wissenschaftler derzeit nicht nur Erdbeben, sondern auch finanzielle Erdstöße.

Weil der hoch verschuldete Staat sparen muss, könnten auch diejenigen betroffen sein, die einsturzgefährdete Gebäude ausfindig machen, an Tsunami-Auswirkungen forschen und das Thema in die Öffentlichkeit tragen sollen. Doch wozu der ganze Aufwand? Das fragen sich die Einwohner Kaliforniens, die mit ihrer bekannt lockeren Lebensweise die Sorgen der Seismologen momentan kaum teilen.

Bad Guys

Das Carlton-Hotel in Paris Schaltzentrale für internationalen Zuhälterring? Neue Ermittlungen gegen Strauss-Kahn

Kaum sind die Ermittlungen wegen versuchter Vergewaltigung gegen ihn eingestellt, droht Dominque Strauss-Kahn neuer Ärger: Gemeinsam mit lokaler Prominenz und Polizei soll er in einen Prostitutions-Skandal in Lille verwickelt sein. Dort muss das legendäre Hotel "Carlton" vorübergehend schließen.

Die Größen des französischen Show-Business sind hier abgestiegen. Selbst Janet Jackson, die Schwester des verstorbenen Pop-Stars Michael Jackson, hat sich im Gästebuch des Hotels verewigt. Im "Carlton" konnte man sich fühlen wie ein kleiner Sonnenkönig. Die Zimmer im Stile Ludwig XIV. und die marmornen Badewannen trugen das ihre dazu bei. Das Vier-Sterne-Hotel galt als leuchtender Treffpunkt der feinen Gesellschaft von Lille. Bis jetzt.
Das Carlton in Paris
© ReutersWegen des Verdachts der Zuhälterei mussten das noble Carlton-Hotel in Lille und zwei weitere Herbergen vorübergehend schließen. "110 Angestellte bestraft", haben wütende Hotel-Mitarbeiter auf ein Plakat geschrieben.

Seit diesem Wochenende werfen die Passanten im Zentrum der nordfranzösischen Metropole aus ganz anderen Gründen neugierige Blicke auf die historische Fassade des Etablissements. Die angeblich ehrbare Adresse soll in Wahrheit eine Lusthöhle gewesen sein. Callgirls aus Frankreich und dem nahe gelegenen Belgien sollen hier ihre Dienste angeboten haben. Das Hotel, mutmaßt die Sittenpolizei, soll die Schaltzentrale eines internationalen Zuhälterrings gewesen sein. Und es wäre fast verwunderlich gewesen, wenn in dieser neuerlichen Sex-Affäre Frankreichs nicht auch ein scheinbar unvermeidlich gewordener Name auftauchen würde: Dominique Strauss-Kahn.

Yoda

Jedes sexuelles Missbrauchsopfer ist immer noch eines zu viel.

Sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche sind in den vergangenen Jahren seltener geworden. Das belegt eine neue Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. "Entgegen aller Erwartungen geht der sexuelle Missbrauch drastisch zurück", sagte der Leiter des Instituts, Christian Pfeiffer, in Berlin.

Das Thema sei mehr in die Öffentlichkeit gerückt, die Opfer seien mutiger und die Abschreckung für die Täter größer geworden, sagte Pfeiffer.

Anfang 2010 waren in Deutschland massenhaft Fälle von Kindesmissbrauch in Schulen und katholischen Einrichtungen ans Licht gekommen. In den Monaten darauf offenbarten immer mehr Opfer ihr zum Teil Jahrzehnte zurückliegendes Leid. Die Bundesregierung setzte einen Runden Tisch ein. Die Fachleute dort kümmerten sich um verschiedene Aspekte - unter anderem darum, die Forschung zum Thema voranzutreiben. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen befragte daraufhin in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mehr als 11 000 Menschen im Alter von 16 bis 40 Jahren. Die Auswertung ist noch nicht völlig abgeschlossen, aber der jetzt veröffentlichte Zwischenbericht konzentriert sich auf Angaben jener Befragten, die vor ihrem 16. Lebensjahr mindestens einmal Opfer sexueller Übergriffe wurden. 6,4 Prozent der weiblichen Befragten gaben demnach an, dass sie in ihrer Kindheit oder Jugend solche Erfahrungen gemacht haben. Bei den männlichen Befragten waren es 1,3 Prozent.