Das Kind der GesellschaftS


Snowflake

Empörung in Israel: Ultraorthodoxe demonstrieren mit Judenstern

Schlechter Geschmack oder zulässiges Protestmittel? Um sich gegen ihr Bild in den Medien zu wehren, haben sich ultraorthodoxe Juden in Jerusalem wie KZ-Insassen verkleidet und Judensterne getragen. Politiker reagierten mit Entsetzen.
ultraorthodoxe juden, judenstern
© Jim Hollander/DPAProtest durch Skandal: Um gegen ihr Bild in den Medien zu demonstrieren trugen ultraorthodoxe Juden in Jerusalem gelbe Judensterne

Das Tragen des gelben Judensterns während einer Demonstration ultraorthodoxer Juden in Jerusalem hat in Israel empörte Reaktionen ausgelöst. Verteidigungsminister Ehud Barak bezeichnete die Aktion nach Angaben des israelischen Hörfunks als "erschütternd und erschreckend". Die Leitung der orthodoxen Juden müsse diesem "unannehmbaren Phänomen" ein Ende bereiten.

Der Leiter der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, Avner Schalev, sagte im Radio, eine derartige "Verwendung von Symbolen der Schoah" sei "unerträglich". "Das schadet der Erinnerung an die Schoah und den grundlegenden Werten des Judentums", fügte er hinzu. Dahinter stecke eine "extremistische Haltung" und der "offensichtliche Wille zur Provokation".

Heart - Black

Afghanistan: Schwiegermutter riss Mädchen Haare und Nägel aus

Ein 15-jähriges Mädchen in Afghanistan ist von ihrem Ehemann und dessen Familie über Monate gefoltert worden - weil sie nicht als Prostituierte arbeiten wollte. Jetzt berichtet das Kind in einem Video über seine Qualen.
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© Reuters

Ihr wurden vom eigenen Ehemann Haare und Fingernägel ausgerissen, mit einer Zange schnitt er tiefe Wunden in ihren Körper - jetzt hat ein Video des britischen Senders BBC das Martyrium der 15-jährigen Sahar Gul in Afghanistan öffentlich gemacht.

Das Mädchen Sahar sei im Alter von 14 Jahren an einen doppelt so alten Mann verheiratet worden, berichtete der Sender am Sonntag. Dieser sperrte sie mit Unterstützung seiner Eltern für etwa fünf Monate in einer Toilette in einem dunklen Keller, teilte die Polizei mit. Das Kind habe kaum zu essen und zu trinken bekommen.

Nachbarn hätten es weinen und vor Schmerzen stöhnen gehört und daraufhin die Behörden informiert. Der Zustand des Mädchens sei kritisch gewesen, als es vergangen Woche aus dem Haus in der nördlichen Provinz Baghlan gerettet worden sei.

Che Guevara

Massenproteste in Russland gegen den "Drachen" Putin

Dutzende Festnahmen in Russland: Polizei geht am Silvesterabend hart gegen Regierungsgegner vor. Premier Putin zeigt sich unbeeindruckt.
Demonstrant wird von 3 Polizisten weggetragen
© dpaBei einer Kundgebung für den 31. Artikel der russischen Verfassung, der Versammlungsfreiheit garantiert, wird in St. Petersburg ein Demonstrant festgenommen.
Moskau. Am Silvestertag nahm die russische Polizei mehrere Dutzend Oppositionelle bei Protesten gegen die Regierung fest. In der russischen Hauptstadt Moskau kamen mindestens 70 Demonstranten in Polizeigewahrsam, in St. Petersburg etwa 10. Jedoch seien nach Medienberichten alle Festgenommenen bereits vor Mitternacht wieder freigekommen.

Die Kundgebungen waren nicht genehmigt und hingen nicht direkt mit den jüngsten Demonstrationen für freie Wahlen mit Zehntausenden Teilnehmern zusammen. Regierungschef Wladimir Putin nannte diese Proteste, die sich auch gegen ihn gerichtet hatten, "nichts Ungewöhnliches“.

Bad Guys

Streit um Land: Mehr als 50 Tote in Nigeria

Ein Streit um Land in Nigeria führt dazu, dass mehr als 50 Menschen getötet werden. An Weihnachten waren bei mehreren Attentaten auf Christen in Nigeria mindestens 49 Menschen getötet worden. Zu der Anschlagsserie bekannte sich eine islamistische Sekte.
Trauernde Nigerianerinnen
© ReutersFrauen trauern um Angehörige, die bei den Anschlägen zu Weihnachten getötet wurden.

Verfeindete Gruppen haben sich in Nigeria erneut gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Bei einem Angriff von Anhängern einer Gemeinde im südöstlichen Bundesstaat Ebonyi wurden am Samstag mehr als 50 Menschen getötet, wie Regierungssprecher Onyekachi Eni sagte. Staatschef Goodluck Jonathan hatte kurz zuvor in mehreren Unruheregionen den Ausnahmezustand verhängt.

Eine Gruppe von Leuten der Gemeinde Ezza habe Bewohner der Nachbargemeinde Ezilo wegen eines Streits um Land angegriffen und mehr als 50 von ihnen getötet, sagte Eni. Der Streit sei bereits im Jahr 2008 ausgebrochen, sei aber bis zu der Gewalt vom Samstag als beigelegt betrachtet worden.

Candle

Tausende Ägypter versammeln sich in Silvesternacht auf Tahrir-Platz

Konzert in Gedenken an Opfer von Massenprotesten
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Kairo, 1. Januar (AFP) - Tausende Ägypter haben sich in der Silvesternacht auf dem Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt Kairo versammelt, um das Jahr der Revolte ausklingen zu lassen. »Wir sind hier, um das neue Jahr gemeinsam zu begrüßen, Christen und Muslime«, sagte eine Frau, die eine ägyptische Fahne hochhielt. »Hier hat die Revolution begonnen und hier wird sie weitergehen«, sagte ein anderer Teilnehmer.

Zum Gedenken an die Menschen, die bei der Niederschlagung der Proteste im vergangenen Jahr auf dem Tahrir-Platz getötet worden waren, fand ein großes Konzert statt. Einige Menschen trugen Fotos von Opfern bei sich, andere hielten Kerzen in den Händen. Ballons in den Farben der ägyptischen Flagge - Schwarz, Weiß und Rot - stiegen begleitet von christlichen und muslimischen Gesängen zum Himmel auf.

Auf dem zentralen Platz in Kairo hatten Anfang 2011 Massendemonstrationen der ägyptischen Demokratiebewegung stattgefunden, die im Februar zum Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak führten. Aber auch in den vergangenen Monaten war der Tahrir-Platz wieder Schauplatz von Protesten, die sich diesmal gegen den nun herrschenden Militärrat richteten. Erneut gingen Sicherheitskräfte mit aller Härte gegen Demonstranten vor.

Pills

Großbritannien: Briten greifen zu mehr Antidepressiva

London - Die Finanzkrise schlägt den Briten offenbar kräftig aufs Gemüt. Seit Beginn der Turbolenzen auf den internationalen Finanzmärkte im Jahr 2008 ist der Konsum von Antidepressiva in Großbritannien nach Angaben des nationalen Gesundheitsdienstes NHS um 28 Prozent gestiegen.
Antidepressiva
© Martha RosenbergMenschen sind die wirklichen Versuchstiere
Am höchsten war der Verbrauch von Antidepressiva im Nordwesten Großbritanniens. Dort sorgte die Finanzkrise für die größten wirtschaftlichen Probleme. NHS-Experten weisen jedoch darauf hin, dass der starke Anstieg neben der Finanzkrise auch mit dem gewachsenen Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu begründen ist.

Mail

Neuer Prozess gegen Al-Qaida-Helfer

Bundesverfassungsgericht weist Klage gegen angeblich rechtswidrige Abhöraktion zurück.

Karlsruhe. Der Prozess gegen drei Helfer der Terrorgruppe al-Qaida geht in eine neue Runde. Die Männer hatten versucht, Lebensversicherungen in Höhe von mehr als 4,3 Millionen Euro abzuschließen, das Geld nach einem fingierten Unfall zu kassieren und damit das Terrornetzwerk zu unterstützen. Das Bundesverfassungsgericht entschied am Donnerstag, dass der Fall erneut aufgerollt werden muss. Der Bundesgerichtshof (BGH) habe es in seinem Urteil versäumt, den Männern nachzuweisen, welchen konkreten Schaden sie den Versicherungen zugefügt hätten, heißt es in der Entscheidung (2 BvR 2500/09 und 2 BvR 1857/10). Dieser Spruch ist überraschend, da die Betroffenen aus einem anderen Grund nach Karlsruhe gezogen waren. Sie wollten ihre Verurteilung überprüfen lassen, weil sie vor allem durch eine rechtswidrige Abhöraktion ihrer Wohnung - den großen Lauschangriff - überführt worden waren. In dieser Frage folgte das Verfassungsgericht allerdings der Auffassung des BGH: Beweise, die widerrechtlich gewonnen wurden, dürfen im Einzelfall durchaus vor Gericht verwendet werden. Allerdings müssen dafür einige Regeln eingehalten werden. Beim Lauschangriff auf die Betroffenen sei aber der Kernbereich privater Lebensführung respektiert worden.

Ambulance

Arbeitsmarktpolitik: Wie eine schizophrene Psychose

abgestempelt, arbeitslos
© R B by Gerd Altmann_pixeli
Bonn - Mindestens 100.000 Menschen tauchen nicht in der Arbeitslosenstatistik auf. Möglich macht dies eine 2008 eingeführte Gesetzesänderung. Danach sind Personen, die mindestens 58 Jahre alt sind und wenigstens zwölf Monate Hartz IV beziehen, ohne ein Jobangebot bekommen zu haben, gelten nicht als arbeitslos. Und erst gestern wurde auch bekannt, dass mindestens jeder vierter neu gemeldeter Erwerbsloser sofort in Hartz IV rutscht. Das Erwerbslosen Forum Deutschland fordert Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen auf, endlich aus ihrem Schönwettertraum aufzuwachen und anzuerkennen, dass nicht gut in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ist

Dazu Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland:
Ein gesund denkender Mensch geht normalerweise davon aus, dass nicht als arbeitslos geltende Menschen Einkommensbezieher sind und nicht auf Sozialleistungen angewiesen sind. Aber genau an solchen Phänomenen werden die pathologischen Formen der gesamten Hartz-Gesetzgebungen deutlich. Vergleichbar einer schizophrenen Psychose wird die Realität geleugnet und stattdessen eine Scheinwelt konstruiert und präsentiert. Als Ärztin müsste Ursula von der Leyen genau wissen, was Linderung in solchen Fällen ermöglicht: Die konsequente Einführung der Realität. Aber dann müsste sie eingestehen, dass nichts gut in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ist und Versagen der Konzepte jeden Tag deutlicher wird.

Question

Dammbruch an Silvester vorhergesagt: Prophezeihung sorgt in Thailand für Wirbel

Bangkok (RPO). Eine 37 Jahre alte Prophezeihung sorgt derzeit für Wirbel in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. In dieser wird für den Silvestertag der Bruch des Bhumibol-Damm in der Provinz Taks Sam Ngao vorausgesagt. Die Behörden versuchen jetzt zu beschwichtigen.

Pla Bu war sechs Jahre alt, als er die Prophezeihung machte, berichtet die Bangkok Post. Er sagte voraus, dass der Damm am 31. Dezember um 22 Uhr brechen werde, und zwar bevor er sterben würde. Das Wasser des Dammes würde demnach die Provinzen überfluten und auch Bangkok überschwemmen, viele Menschen würden getötet.

Der Generaldirektor der Provinz gab eigens eine Pressekonferenz, um seine Mitbürger dazu aufzurufen, nicht in Panik auszubrechen. Es gebe keinen Grund, warum der Damm zusammenbrechen sollte. Das könne nur bei einem Erdbeben der Stärke 7 geschehen - und solch ein starkes Erdbeben habe man noch nie in der Region gehabt.

Heart - Black

Opfer des Obsthandels: Der hohe Preis von Billigbananen

Ein Kilo Bananen für einen Euro: Mit Schnäppchen locken Aldi und Co. die Verbraucher. Dafür zahlen Plantagenarbeiter mit ihrer Gesundheit, in Ecuador etwa. Eine neue Studie zeigt, wie brutal die Erntehelfer ausgebeutet werden - und erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Supermarktketten.
Bananen
© dpaBananen im Großhandel: Oxfam kritisiert Bedingungen auf Plantagen in Ecuador

Hamburg - Die Flugzeuge kommen ohne Vorwarnung. Sie versprühen eine Flüssigkeit, die "wie verrückt stinkt", wie eine Plantagenarbeiterin erzählt. Man rieche sie aus 500 Metern Entfernung. Die Arbeiter auf den Bananenplantagen ziehen sich dann ihre Hemden über den Kopf und bedecken Nase und Mund. Schutzkleidung gegen die Chemikalien aus der Luft hat kaum jemand.

Die Schilderungen stammen von Plantagenarbeitern in Ecuador. Die Hilfsorganisation Oxfam hat die Arbeitsbedingungen der wichtigsten Produzenten des Landes untersuchen lassen. Der Bericht knöpft an die Oxfam-Studie "Endstation Ladentheke" von 2008 an. Die Entwicklungshelfer haben geprüft, ob sich die Arbeitsbedingungen in Ecuador verbessert haben und welche Rolle deutsche Supermarktketten übernehmen.

Das wichtigste Ergebnis: Immer noch gefährden Plantagenbesitzer die Gesundheit ihrer Arbeiter. "Obwohl das ecuadorianische Gesetz dies verbietet, werden gefährliche Pestizide von Flugzeugen aus auf die Felder gesprüht", kritisiert die Autorin der Studie, Franziska Humbert. Meistens geschehe dies, während die Arbeiter auf den Plantagen seien. Eingesetzt werden laut Oxfam die Chemikalien Calixin, Bravo, Mancozeb und Tilt - alle vier sind in Deutschland als gesundheitsgefährdend eingestuft und stehen unter Verdacht, krebserzeugend zu sein. Calixin ist in der Europäischen Union sogar verboten.