Das Kind der GesellschaftS


Bad Guys

Hochwasser in Thailand - Scharfe Kritik am Krisenmanagement der Regierung

Den Beschwichtigungen der Behörden, die Flut bleibe der Hauptstadt erspart, haben die Bewohner Bangkoks schon lange keinen Glauben mehr geschenkt: Sie errichteten selbst Dämme, um ihre Häuser und Geschäfte vor den herannahenden Wassermassen zu schützen. Nun haben die Fluten tatsächlich die ersten Vororte erreicht - und endlich räumt auch Thailands Regierung den Ernst der Lage ein.

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Letztendlich musste auch Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra die Übermacht des Wassers - und das Scheitern des Krisenmanagements der Behörden eingestehen. Während am Freitag die ersten Außenbezirke Bangkoks überschwemmt wurden, rief Thailands Regierungschefin die Bewohner der Hauptstadt auf, ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen - und sich auf Evakuierungen vorzubereiten.

Zuvor hatte sie angeordnet, die Schleusen vor der Millionenmetropole zu öffnen. So sollte sich das Wasser nicht weiter anstauen, sondern kontrolliert durch die Stadt in Richtung Meer ablaufen. Doch der Notfallplan der Regierung scheint nicht aufzugehen: Die braune Brühe tritt bereits jetzt über die Ufer der Kanäle. Im etwa 15 Kilometer vom Zentrum entfernten Bezirk Lak Si stehe das Wasser bis zu 70 Zentimeter hoch, etwa 2000 Haushalte seien betroffen, teilten die Behörden mit. Und dabei sollen die Fluten zum Wochenende hin noch steigen.

Heart - Black

Kriminalfall schockt USA - Bande foltert Behinderte

Philadelphias Bürgermeister spricht von einem "Netz des Schreckens": Einer 51-jährigen Amerikanerin und drei Komplizen wird vorgeworfen, über Jahre Dutzende Menschen, darunter mehrere Behinderte, eingekerkert und misshandelt zu haben.

Ein geistig behinderter Mann angekettet an einen Boiler. Eine behinderte Frau mit ausgeschlagenen Zähnen. Eine unterernährte Teenagerin mit Brand- und Schusswunden. Das sind nur einige der Opfer einer mutmaßlichen Verbrecherbande, die in den USA hilflose und behinderte Menschen gefangen gehalten und gefoltert haben soll - um deren Sozialhilfe abzukassieren. "Was ich gehört habe, was mir beschrieben wurde - ich bin nicht sicher, ob das Wort entsetzlich das angemessen beschreibt", sagte der Bürgermeister von Philadelphia, Michael Nutter.
Ann W., Verdacht auf Verbrechen
© APDie 51-jährige Ann W. soll einer Verbrecherbande vorgestanden haben, die hilflose Menschen um deren Sozialhilfe betrog.

Vier erwachsene Opfer wurden am Samstag im Kellerraum eines Mehrfamilienhauses gefunden. Sie sind offenbar geistig alle auf dem Stand eines zehnjährigen Kindes. Einer von ihnen sagte, er habe die mutmaßliche Anführerin Ann W. über eine Partnervermittlung im Internet kennengelernt. Unklar ist, wie W. die anderen behinderten Erwachsenen kennenlernte.

Eine der Gefangenen brachte in den vergangenen Jahren möglicherweise mehrere Kinder zur Welt. Die Behinderten wurden im Krankenhaus behandelt und danach den Sozialbehörden übergeben.

Che Guevara

Streit um Privatsphäre - Hamburgs Datenschützer setzt Facebook letzte Frist

Die Geduld von Hamburgs oberstem Datenschützer ist am Ende: Johannes Caspar gibt Facebook nur noch wenige Wochen, seine automatische Gesichtserkennung deutschen Regeln anzupassen. Im Streit des sozialen Netzwerks mit Schleswig-Holstein gibt es hingegen Fortschritte.

Datenschützer und Facebook im direkten Gespräch: Nach einem Treffen mit einer Delegation des Sozialen Netzwerks zeigte sich der Kieler Datenschützer Theo Weichert vorsichtig optimistisch.
Facebook unter der Lupe
© dapdUnter der Lupe deutscher Datenschützer: Das US-Portal Facebook sieht sich Forderungen nach einer anderen Verarbeitung von Nutzerdaten ausgesetzt.

"Wir haben uns intensiv ausgetauscht und in einem sehr freundlichen Gespräch unsere Vorstellungen erläutert", sagte der Landesbeauftragte für den Datenschutz in Schleswig-Holstein. Er ergänzte:"Wir hatten das Gefühl, dass dies zum ersten Mal verstanden wurde."

Gegenstand des Gesprächs mit dem Facebook-Europa-Manager Richard Allan waren laut Weichert auch "Überlegungen, dass man eine besondere Gestaltung für deutsche beziehungsweise schleswig-holsteinische Web-Seiten vornimmt".

Butterfly

Für ein anderes Miteinander: Engagement und Empathie

Rheinberg-Orsoy. Tschüss Ellenbogengesellschaft: In Orsoy hat sich der Verband für Sensitivität und Empathie im Beruf gegründet. Sie wollen, dass sich alle mögen, dass das Miteinander harmonisch ist.
Verein für Sensitivität und Empathie
© Unbekannt

Und sie nehmen Geräusche und Gerüche vielleicht intensiver wahr als andere, überhaupt haben sie einen sechsten Sinn, was Stimmungen und Empfindungen angeht. Sie können sich gut in andere hineinversetzen. Die Liste der Attribute könnte noch viel länger sein, aber vielleicht ist es so auf den Punkt gebracht. „Sie sind ein bisschen anders als andere“, charakterisiert Birgit Trappmann-Korr Menschen, die hochsensibel sind. Wobei das alles andere als negativ gemeint ist.

Davon profitieren alle Menschen

Denn Birgit Trappmann-Korr ist Vorsitzende des gerade in Orsoy gegründeten gemeinnützigen Verbandes pro Sensitivität und Empathie im Beruf, kurz VSEB. Und Ziel dieses Verbandes ist, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass hochsensible Menschen ein Gewinn für Unternehmen und Eigenschaften wie Sensibilität und Empathie für jeden Menschen eine Bereicherung sind. Fachleute, die im Bereich der psychologischen Beratung tätig sind, gehören zum Gründungskreis. Eine Präsentation ist in Vorbereitung, ein Prominenter soll Schirmherr werden.

Kommentar: Hoffentlich besitzen die Gründer dieses Vereins Wissen über Psychopathie. Falls nicht, so ist es sehr wahrscheinlich, dass auch dieser gute Ansatz durch pathologische Individuen infiltriert und zunichte gemacht wird.


Eye 2

Polizeibrutalität: Folgenreiche Einsätze in Rosenheim, die vertuscht werden sollen

Die Gewaltvorwürfe gegen Polizisten in Rosenheim haben Anwälte auf den Plan gerufen: Sie haben die Akten der vergangenen Jahre durchforstet - mit einem eindeutigen Ergebnis: Sie halten einzelne Beamte für besonders gewalttätig und machen der Staatsanwaltschaft Vorwürfe.

Provokation, Fuß in die Tür, sich mächtig aufblasen, harsche Sprüche - und am Ende der Festnahme ist einer verletzt. Meistens keiner der Polizisten. Ein Verhalten, das dem Rosenheimer Strafverteidiger Andreas Michel immer wieder begegnet. Nach den jüngsten Vorwürfen gegen die Rosenheimer Polizei haben er und einige Kollegen die Akten der vergangenen drei bis vier Jahre systematisch durchgesehen. Mit einem eindeutigen Ergebnis: "Wir haben vier Namen, bei denen sich Verletzungen bei Festnahmen auffällig häufen."
Rosenheimer Polizei
© dpaSchwere Vorwürfe gegen die Rosenheimer Polizei: Ein 15-Jähriger soll auf der Wache verprügelt worden sein.

Knapp ein Dutzend alarmierender Fälle haben die Strafverteidiger zusammengetragen. Dabei geht es nicht um kleinere Blessuren wie Blutergüsse, wunde Handgelenke oder leichte Prellungen. "Einer Mandantin von mir wurde zum Beispiel der Ellbogen gebrochen. Sie musste operiert werden", sagt Michel. "Ich will keinen Vorsatz unterstellen, aber wenn es um Körperverletzungen geht, sind diese Beamten oft dabei." Sein Kollege Marc Herzog stellt bei einigen wenigen in der Rosenheimer Polizei "Rambo-Manieren" fest.

Drei der vier Beamten auf der Liste der Anwälte sollen auch bei einem Vorfall in Pfaffenhofen bei Rosenheim beteiligt gewesen sein, bei dem eine Familie in ihrem Haus von Polizisten überwältigt wurde. Die Eltern samt Tochter und Ehemann beschwerten sich über das rabiate Vorgehen und Gewalt durch die Beamten. Auf der Anklagebank werden sie selbst sitzen - ihnen wird Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Die Ermittlungen gegen die Polizisten wurden vorläufig eingestellt.

Brick Wall

Antike Mauer in Pompeji stürzt ein

Ein Weltkulturerbe bröckelt: In Pompeji sind nach heftigen Regenfällen erneut Steine von einer antiken Mauer gebrochen. Schon 2010 waren ganze Häuser der vor 2000 Jahren verschütteten Stadt eingestürzt. Für Kritiker ist auch die verfehlte Kulturpolitik von Silvio Berlusconi Schuld an dem Verfall.
Steinmauer, pompey
© APSchutthaufen vor Steinmauer in Pompeji: Es fehlt Geld für den Schutz der Stadt

Rom - In der archäologischen Welterbe-Stätte Pompeji bei Neapel bröckelt eine antike Mauer: In der Nähe des Steintors "Porta die Nola" sind nach Regenfällen und Überschwemmungen Steine von der rund zwei Meter hohen Mauer in der Nacht zu Samstag eingestürzt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Mehrere Kubikmeter Schutt seien alles, was von dem Bauwerk übriggeblieben sei. Die Polizei sperrte das Gebiet um die Trümmer vorsorglich ab.

Bereits im vergangenen Jahr waren mehrere Gebäude der zwei Jahrtausende alten, bedrohten Ausgrabungsstätte eingestürzt, darunter die "Schola Armaturarum". In diesem Fresken-Haus hatten sich im Alten Rom einst Gladiatoren auf ihren Kampf vorbereitet.

Pompeji gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe der Unesco. Rund drei Millionen Menschen besichtigen die Ruinen jedes Jahr - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Doch der Verfall führt dazu, dass immer mehr Bereiche abgesperrt werden müssen. Vor allem die Kulturpolitik Silvio Berlusconis ist in den Augen vieler Kritiker dafür verantwortlich, dass die antike Stadt weiter zerfällt.

Che Guevara

"Occupy Frankfurt" trotzt der Kälte

Für das Wochenende hat die "Occupy-Bewegung" erneut Proteste angekündigt. Einige campen sogar dauerhaft im Bankenviertel von Frankfurt am Main. Doch es wird langsam kalt, und ein konkretes Programm gibt es nicht.

occupy frankfurt
© picture alliance / dpa
Um kurz nach neun Uhr morgens liegt noch der Tau auf dem Rasen. Die meisten der rund 70 bunten Zelte im Park mitten im Frankfurter Bankenviertel sind verschlossen. Deren Bewohner schlafen offenbar noch. Doch vor dem großen weißen Küchenzelt warten schon die ersten Frühaufsteher auf Kaffee. Hinter zwei aneinandergestellten Campingtischen steht Luc, Student aus Kanada, eine große Thermoskanne in der Hand. "Ich bin gerade als Backpacker in Europa unterwegs. Am Samstag vor zwei Wochen war ich in Bern und bin nach Frankfurt getrampt." Seither steht Luc von morgens bis abends in der Küche und versorgt seine rund 100 Mitstreiter mit Kaffee und Essen. "Es ist so: Wenn genug Zutaten da sind, gibt es was zu essen. Brot und Aufschnitt gibt es den ganzen Tag, und was Warmes gibt es, wann immer wir es fertig haben."

occupy frankfurt
© DWUnterstützung für die Demonstranten: Immer wieder spenden Passanten Lebensmittel
Das Küchenzelt steht direkt neben dem riesigen blauen Euro-Symbol vor der Europäischen Zentralbank. Es ist umstellt mit handgemalten Transparenten. "Revolution jetzt", steht in roten Buchstaben auf einem gewellten Pappschild, an dem der Regen der vergangen Tage nicht spurlos vorüber gegangen ist. Ein Mann mittleren Alters reicht Luc vier Tüten Äpfel über die Theke, nickt dem jungen Aktivisten freundlich zu: "Die habe ich gekauft, weil ich mich mit denen, die hier seit Tagen demonstrieren, solidarisieren möchte." Luc strahlt, trägt die Äpfel in die Vorratsecke zu Mehl, Grillwürstchen und Marmelade - ebenfalls Spenden von mitfühlenden Frankfurtern.

Calculator

Anonymous ist im Besitz von 600.000 Datensätzen von Tiroler Krankenkasse

Innsbruck. Der Österreichableger von Anonymous, AnonAustria, besitzt nach eigenen Angaben 600.000 Datensätze der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK). In der Nacht auf Mittwoch veröffentlichte die Gruppe die Daten von Schlagersänger Hansi Hinterseer, Schauspieler Tobias Moretti und Skifahrerin Nicole Hosp. AnonAustria betonte auf ihrem Twitter-Account, dass sie die Daten nicht durch einen Hack erhalten hätten, sondern "zufällig darüber gestolpert seien".

Die TGKK versuchte am Mittwoch, die Herkunft der Datensätze zu klären. Obmann Michael Huber schloss aus, dass Krankengeschichten gehackt worden sein könnten. Die doppelte Firewall der TGKK sei "nicht geknackt" worden, betonte Huber.

Es könnte sich um Datensätze handeln, die die Krankenkasse monatlich an Vertragspartner wie zum Beispiel Ärzte oder das Rote Kreuz weitergebe. Mit diesen Daten könne überprüft werden, ob jemand tatsächlich versichert sei. Nicht enthalten seien dabei Aufzeichnungen über Erkrankungen der 550.000 TGKK-Versicherten, so Huber.

Der Direktor der TGKK, Heinz Hollaus, berichtete am Vormittag von Anrufen Versicherter, die ihre E-Card sperren lassen wollten. Auf der E-Card seien aber "keinerlei sensible Daten gespeichert". Sie diene lediglich dazu, beim Vertragspartner einen Leistungsanspruch nachzuweisen, betonte der Direktor.

Attention

Kritik an kürzlicher Studie zum Rückgang von sexuellen Übergriffen - Pädophile geben sich in Foren als Gleichaltrige aus

De Vries
© UnbekanntCornelia de Vries, Diplom Sozialpädagogin
Frage: Frau de Vries, Sie kritisieren eine vor kurzem veröffentlichte Studie, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass es einen Rückgang bei sexuellen Übergriffen auf Kinder und Jugendliche gibt. Warum?

De Vries: Zum einen stellen wir in Frage, ob die Zahl sexueller Übergriffe überhaupt anhand eines Fragebogens, wie er in der Studie angewandt wurde, ermittelt werden kann. Die Fragen, die gestellt wurden, können retraumatisierend wirken. Wenn ein betroffenes Mädchen beispielsweise unverblümt gefragt wird, ob ein Mann sein Glied in ihren Mund geschoben hat, wird sie darauf womöglich gar nicht antworten können. Zum anderen wird in der Studie nur nach Tätern gefragt, die über fünf Jahre älter sind, als das Opfer. Unsere Erfahrungen jedoch zeigen, dass sexualisierte Gewalt zunehmend unter Gleichaltrigen stattfindet - diese Taten fallen aus dieser Studie vollkommen raus. Wenn ein Mädchen von ihrem vier Jahre älterer Bruder sexualisierte Übergriffe erleben muss, wird dies nicht erfasst.

Frage: Das heißt also, dass Sie den Rückgang aus Ihrer Arbeit nicht bestätigen können?

De Vries: Dass der Missbrauch generell rückläufig ist, können wir absolut nicht bestätigen. Die Beratungsanfragen in der direkten Beratung sind konstant geblieben. Es ist zudem eine neue Form hinzugekommen, die in dieser Studie völlig außer Acht gelassen worden ist. Im Rahmen unserer Präventionsveranstaltungen „Chatten - aber sicher?!“ in Schulen erreichten uns allein im letzten Jahr 380 Meldungen über sexualisierte Übergriffe im Netz, Cybermobbing und Übersendung pornografischer Bilder.

Ambulance

Studie stellt Missstände in der Versorgung bei psychischen Erkrankungen fest

Dresdner Wissenschaftler untersuchen erstmals Verbreitung und Behandlung von psychischen Krankheiten in der EU
Psych. Krankheit
© dapd

Dresden. Psychische Störungen sind in Europa zur größten gesundheitspolitischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts geworden. Dies offenbart eine wissenschaftliche Studie, die von Dresdner Psychologen wie Prof. Frank Jacobi erarbeitet wurde.

Die Autoren stellen zudem dramatische Missstände in der Versorgung fest. Weniger als ein Drittel aller Betroffenen wird überhaupt behandelt, oft nicht fachgerecht. Denn Minimalforderungen werden in Behandlungsleitlinien dokumentiert. Für die Krankheit Depression können sie Betroffene oder Angehörige nachlesen unter www.depression.versorgungsleitlinien.de. Rechnet man die neurologischen Erkrankungen noch dazu, ist das "wahre" Ausmaß der gesellschaftlichen Belastung noch deutlich höher.

Die Ergebnisse (veröffentlicht in European Neuropsychopharmacology) basieren auf einer über drei Jahre durchgeführten Studie und beziehen sich auf alle 27 EU Staaten sowie die Schweiz, Island und Norwegen mit einer Gesamt-Einwohnerzahl von 514 Millionen Menschen. Es wurden über 100 unterschiedliche psychische und neurologische Krankheitsbilder berücksichtigt. Damit ist dies die weltweit erste Studie, die ein nahezu vollständiges Spektrum von psychischen und neurologischen Störungen umfasst.