Die Erde im Mittelpunkt: Nach der im Mittelalter gängigen Vorstellung steht die Erde im Mittelpunkt eines Kosmos aus perfekten Sphären, in denen sich die Himmelskörper aufhalten. Dieses Modell, das auch Grosseteste im 13. Jahrhundert seiner Arbeit zu Grunde legte, hielt sich bis ins 16. Jahrhundert; so ist es in der hier abgebildeten Schedelschen Weltchronik von 1493 noch enthalten.
Wie der Kosmos entstand, erklärte der mittelalterliche Gelehrte Robert Grosseteste mit Hilfe seiner eigenen Physik. Ein Team aus Historikern und Physikern ließ sein Universum nun in einer Computersimulation wiederaufleben.Es war kein ganz gewöhnliches Manuskript, das wir Anfang des Jahres bei einem Fachjournal zur Veröffentlichung einreichten. Nicht so sehr des Themas wegen - das passte gut in eine Zeitschrift über Astrophysik, immerhin ging es um Berechnungen über die Interaktion von Materie und Licht im frühen Universum. Nein, außergewöhnlich war unser Ausgangspunkt: ein mittelalterliches Manuskript aus der Feder von Robert Grosseteste, einem englischen Gelehrten des 13. Jahrhunderts.
Seine im Jahr 1225 auf Latein verfasste Schrift "De Luce" (Über das Licht) ist durchdrungen von mathematischem Denken und ganz der Natur des Kosmos und der Materie gewidmet.
Vier Jahrhunderte vor Newtons Gravitationsgesetzen und sieben Jahrhunderte vor der Urknalltheorie beschrieb Grosseteste seine Vorstellung eines Universums, das in einer gewaltigen Explosion geboren wurde, woraufhin eine Kristallisation der Materie einsetzte. Im Zuge dessen entstanden nicht nur Sterne und Planeten, sondern schließlich ein ganzer Kosmos aus ineinandergefügten Sphären mit der Erde als Mittelpunkt.
"De Luce" ist unseres Wissens der älteste bekannte Versuch, Himmel und Erde mit ein und demselben Satz physikalischer Gesetze zu beschreiben. Was der Autor dagegen wohl nicht ahnte, ist,
dass seine Ausführungen auch die Existenz zahlloser Universen nahelegen. Dabei steht einer kleinen Gruppe wohlgeordneter Universen ein Ozean aus solchen ohne Struktur gegenüber - ein "Multiversum", wie es auch die moderne Physik kennt.
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