Die Wissenschaft des GeistesS


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Entgegen dem Mythos: Das Gehirn kann sich ein Leben lang verändern

Wissenschaftler vertraten lange Zeit die Annahme, dass ein Großteil der Verdrahtung im erwachsenen Gehirn bereits abgeschlossen ist. Eine neue Untersuchung von Forschern des Max-Planck-Instituts in Florida und der Columbia Universität in New York zeigt jetzt, dass Änderungen in der Sinneswahrnehmung zu einer umfassenden Neuverdrahtung des Gehirns führen können - auch noch in einem alternden Organismus. Diese Neuverdrahtung bezieht Fasern mit ein, die die primäre Datenweitergabe an die Großhirnrinde übernehmen, den für die Sinneswahrnehmung, die motorische Steuerung und kognitive Funktionen verantwortlichen Teil des Gehirns. Die Ergebnisse der Studie versprechen neue Ansätze für die Erforschung der Umbildung und Alterung des Gehirns.
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"Diese Studie bringt jahrzehntelange Überzeugungen ins Wanken. Denn lange Zeit galt, dass der größte Teil des Gehirns vor einer kritischen Phase, die vor dem frühen Erwachsenalter endet, fest verdrahtet ist", erklärt Neurowissenschaftler Marcel Oberlaender, Erstautor des Artikels. "Durch eine Änderung des Wesens der Sinneswahrnehmung konnten wir beweisen, dass das Gehirn selbst noch in fortgeschrittenem Alter neu verdrahtet werden kann. Ein großer Teil der Verbindungen innerhalb des Gehirns kann also verloren gehen, wenn man während des Alterns aufhört zu lernen oder neue Dinge zu erleben."

Die Forscher führten ihre Studie anhand der Untersuchung der Gehirne älterer Ratten durch. Sie konzentrierten sich auf einen als Thalamus bezeichneten Teil des Gehirns, der die von den Sinnesorganen erhaltenen Daten verarbeitet und an die Großhirnrinde weiterleitet. Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass sich die Verbindungen zwischen dem Thalamus und der Großhirnrinde ab dem frühen Erwachsenenalter nicht mehr ändern, doch bei den untersuchten Nagetieren stellte man das Gegenteil fest.

Kommentar:


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Stress kann auch bei Männern zu sozialerem Verhalten führen - Gängige Lehrmeinung widerlegt

Wettkampf Seilziehen
© Claus ReblerTeamarbeit auch unter Stress
Männer werden unter Stress nicht automatisch aggressiver wie bisher angenommen. Stattdessen reagieren sie - ähnlich wie Frauen - in Stresssituationen sogar häufig sozialer als in entspannter Atmosphäre. Das haben Forscher der Universität Freiburg herausgefunden. In mehreren Experimenten mit freiwilligen Versuchspersonen hatten sie untersucht, wie sich positives Sozialverhalten, zum Beispiel Vertrauen oder Teilen, und sozial negatives Verhalten, etwa Bestrafen, unter Belastung veränderten. Das Ergebnis: Die Männer unter Stress verhielten sich sozialer als ihre nicht gestressten Geschlechtsgenossen, aggressiver reagierten sie hingegen nicht. Dieses Resultat widerlegt eine fast 100 Jahre alte Lehrmeinung, wie die Forscher im Fachmagazin "Psychological Science" berichten.

Nach gängiger Annahme zeigen Menschen und die meisten Tierarten bei Stress eine typische Kampf-oder-Flucht-Reaktion: Sie reagieren dabei aggressiver oder ängstlicher als normal. Frauen allerdings reagieren auf Stress manchmal auch anders: Bei ihnen kann eine belastende Situation beispielsweise Freundschaften und uneigennütziges Verhalten fördern. Das zeigten Studien schon in den 1990er Jahren. Männern hingegen wurde nach wie vor unterstellt, bei Stress aggressiv zu werden.

Die neuen Ergebnisse wiederlegen dies nun. Sie stützen vielmehr die Idee, dass auch Männer in bedrohlichen Situationen eher enger zusammenrücken und sich innerhalb der Gruppe dann verstärkt gegenseitig unterstützen können. "Offenbar zeigen auch Männer soziales Annäherungsverhalten als unmittelbare Konsequenz von Stress", erklärt Erstautorin Bernadette von Dawans von der Universität Freiburg. Der akute psychosoziale Stress habe im Experiment das Vertrauen, die Vertrauenswürdigkeit und die Bereitschaft, mit anderen zu teilen, bei den Männern erhöht.

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Schmerzen verändern Gehirn und Wahrnehmung der Umwelt

Wahrnehmung von Bewegungen anderer verändert sich durch das Schmerzgedächtnis

Rückenschmerzen
© SXCRückenschmerzen
Menschen mit chronischen Rücken- oder Schulterschmerzen sehen ihre Umwelt mit anderen Augen als Gesunde: Sie beurteilen Bewegungen anderer und auch die Belastungen, die dabei entstehen, anders, wenn es um einen bei ihnen selbst betroffenen Körperteil geht. Das zeigt eine im Fachjournal "Pain" veröffentlichte Studie von Forschern aus Münster und Jena. Demnach wirken sich chronische Schmerzen nicht nur auf die Körper der betroffenen Patienten aus, sie beeinflussen auch Netzwerke im Gehirn, mit denen wir Bewegungen anderer wahrnehmen.

Für ihre Studie zeigten die Wissenschaftler Probanden mit chronischen Schulter- oder Rückenschmerzen Videos von stilisierten Menschen, die verschiedene Bewegungen durchführten.

Die Personen wurden dabei auf eine Reihe von hellen Punkten auf dunklem Grund reduziert, die beispielsweise dem Kopf, den Händen, den Füßen und den Gelenken entsprechen. Diese Lichtpunkt-Figuren bilden die Bewegungen realer Menschen daher auf eine abstrakte Weise ab. Bei diesen Übungen wurde entweder die Schulter- oder Rückenpartie der durch Lichtpunkte dargestellten Figuren durch gehobene Gewichte beansprucht. Aufgabe der Probanden war es zu schätzen, wie schwer die Gewichte waren, die die Figuren gehoben hatten.

Bulb

Neuverdrahtung des Gehirns selbst in hohem Alter möglich: Ständige Sinneswahrnehmung macht schlauer

Die Neuverdrahtung des Gehirns hält ein Leben lang an

Wissenschaftler vertraten lange Zeit die Annahme, dass ein Großteil der Verdrahtung im erwachsenen Gehirn bereits abgeschlossen ist. Eine neue Untersuchung von Forschern des Max-Planck-Instituts in Florida und der Columbia Universität in New York zeigt jetzt, dass Änderungen in der Sinneswahrnehmung zu einer umfassenden Neuverdrahtung des Gehirns führen können - auch noch in einem alternden Organismus. Diese Neuverdrahtung bezieht Fasern mit ein, die die primäre Datenweitergabe an die Großhirnrinde übernehmen, den für die Sinneswahrnehmung, die motorische Steuerung und kognitive Funktionen verantwortlichen Teil des Gehirns. Die Ergebnisse der Studie versprechen neue Ansätze für die Erforschung der Umbildung und Alterung des Gehirns.

"Diese Studie bringt jahrzehntelange Überzeugungen ins Wanken. Denn lange Zeit galt, dass der größte Teil des Gehirns vor einer kritischen Phase, die vor dem frühen Erwachsenalter endet, fest verdrahtet ist", erklärt Neurowissenschaftler Marcel Oberlaender, Erstautor des Artikels. "Durch eine Änderung des Wesens der Sinneswahrnehmung konnten wir beweisen, dass das Gehirn selbst noch in fortgeschrittenem Alter neu verdrahtet werden kann. Ein großer Teil der Verbindungen innerhalb des Gehirns kann also verloren gehen, wenn man während des Alterns aufhört zu lernen oder neue Dinge zu erleben."

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Spinnenphobie mit zweistündiger Therapie geheilt - Angstzentrum des Gehirns umprogrammiert

Therapie gegen Spinnenphobie programmiert das Angstzentrum im Gehirn um

Spinne
© matchka/pixelio.de
Ein Bild, ein Gedanke an das Tier oder nur das Wort „Spinne“ allein reichen schon aus, um manche Menschen in Panik zu versetzen - sie leiden unter Arachnophobie. Doch gegen diese Angststörung gibt es offenbar effektive Hilfe: US-Forscher berichten von einer zweistündigen Konfrontations-Therapie, nach der die Teilnehmer Spinnen anfassen oder sogar auf die Hand nehmen konnten. Das „Verlernen der Angst“ hatte das Angstzentrum im Gehirn umprogrammiert, zeigten anschließende Hirnscans.

Spinnenangst kann eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten: Manche Betroffene wagen es nicht, sich in eine Wiese zu setzten oder einen Keller zu betreten, aus Furcht vor den eigentlich harmlosen Krabbeltieren. So erging es auch den 12 Probanden der Studie, berichtet Teamleiterin Katherina Hauner von der Northwestern University in Chicago. Wie sich diese Angst in der Gehirnaktivität widerspiegelt, untersuchten die Forscher vor Beginn der Therapie mittels der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT). Sie erfassten die typischen Nervenreize, wenn die Spinnenphobiker beispielsweise Bilder ihrer „Lieblingstiere“ betrachteten oder sich einem Terrarium mit Taranteln nähern sollten. Dabei zeigte ihr Gehirn starke Aktivität in Regionen, von denen man bereits weiß, dass ihnen eine Funktion im Rahmen von Angstreaktionen spielen, berichten Katherina Hauner und ihre Kollegen.

Dollar

Psychologische Tricks der Supermärkte

Beim Einkaufen entscheidet oft nur das Gefühl: Marketingexperten wissen das geschickt zu nutzen. Der Kunde wird im Supermarkt von einem raffinierten System der Verführung in den Bann gezogen.
supermarkt, psychologie
© Infografik WonRennstrecken, Brems- und Quengelzonen: Wie raffiniert Supermärkte ihre nichts ahnenden Kunden verführen
Mal ehrlich: Niemand, der in den Supermarkt geht und nur Milch und Brot kaufen will, braucht wirklich nur Milch und Brot. Dafür müsste man den gesamten Haushaltsbestand aller möglichen Produkte lückenlos im Kopf haben - von Nahrungsmitteln und Tierfutter über "körpernahes Non-Food", wie im Fachjargon Duschbad, Zahnbürste & Co. bezeichnet werden, bis hin zu "körperfernem Non-Food" wie beispielsweise Papierwaren oder Reinigungsmittel.

Rund 70 Prozent aller Kaufentscheidungen fallen nicht beim Schreiben des Einkaufszettels, sondern erst spontan vor dem Regal im Supermarkt. Fehlender Überblick ist ein Grund dafür, warum man optimistisch ohne Einkaufstasche in das Geschäft geht und mit überladenen, neuen Einkaufstüten wieder herauskommt.

"Selbst wenn man mit einem Einkaufszettel losgeht, steht da nie alles drauf - irgendetwas vergisst man immer oder ist sich unsicher, ob man es nicht womöglich doch braucht", sagt Franz-Rudolf Esch, Universitätsprofessor für Markenmanagement an der European Business School für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel, "und sicherheitshalber kauft man dann Toilettenpapier und stellt anschließend zu Hause fest, dass man noch zehn Rollen hatte."

Kommentar: Lesen Sie auch die folgenden Artikel in diesem Zusammenhang:
Haben wir einen freien Willen? Schnelle Informationsaufnahme wichtiger für das Gehirn
Die Notwendigkeit der Desillusionierung


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Mentale Ablenkung dämpft Schmerzen schon im Rückenmark und basiert auf physiologischem Mechanismus

Geistige Anstrengung setzt körpereigene Hemmstoffe frei

Rückenschmerzen
© SXCRückenschmerzen
Dass Schmerzen bei Ablenkungen schwächer werden, ist keine Einbildung: Bei intensiver geistiger Anstrengung kommen tatsächlich weniger Schmerzsignale in unserem Gehirn an. Ein körpereigenes Hemmsystem blockiert schon im Rückenmark die Weiterleitung der Schmerzen. Das haben Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) bei einem Experiment festgestellt. Sie fanden auch erste Hinweise darauf, dass Opioide, körpereigene Schmerzmittel, für diesen Effekt eine wichtige Rolle spielen. Blockierten sie die Wirkung dieser Opioide bei ihren Versuchsteilnehmern mit einem Gegenmittel, fiel der schmerzlindernde Effekt der Ablenkung deutlich geringer aus, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Current Biology" berichten.

"Das geringere Schmerzempfinden während einer Ablenkung ist somit kein rein psychologisches Phänomen, sondern basiert auf einem aktiven Mechanismus, der bereits auf der frühsten Stufe der zentralen Schmerzverarbeitung einsetzt", sagt Studienleiter Christian Sprenger vom Institut für Systemische Neurowissenschaften am UKE. Nach Ansicht der Forscher haben diese Ergebnisse auch unmittelbare Bedeutung für die Behandlung von Schmerzpatienten. Denn sie zeigen, dass geistige Faktoren das Schmerzempfinden nicht nur auf psychologischer Ebene, sondern auch rein körperlich beeinflussen. "Dies stärkt die Rolle therapeutischer Ansätze wie beispielsweise der Verhaltenstherapie bei der Behandlung und Vorbeugung von Schmerzerkrankungen", meinen die Wissenschaftler.

Question

Aurasichtigkeit ein Fall von Synästhesie?

Menschliche Aura
© grewi.deGrafische Interpretation der menschlichen Aura (Illu.).

Granada/ Spanien - Die sogenannte Aura und damit einen wissenschaftlich noch nicht beschriebener Energiekörper des Menschen sehen und psychologisch wie physiologisch deuten zu können, ist eine Fähigkeit, die in spirituellen und esoterischen Lehren tiefverwurzelt ist. Viele Heiler und Medien behaupten von sich, über diese Fähigkeit zu verfügen. Spanische Neuropsychologen haben nun einige dieser spirituellen Heiler untersucht und glauben, eine Erklärung für deren Aurasichtigkeit gefunden zu haben.


Diese Fähigkeit, so berichten die Forscher um Óscar Iborra, Luis Pastor and Emilio Gómez Milán von der Universidad de Granada aktuell im Fachmagazin Consciousness and Cognition, lasse sich durch die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Wahrnehmungsbereiche im Hirn vieler derart begabter Personen erklären. Menschen, die Wahrnehmungen derart verknüpft erfahren, werden als "Synästhetiker", das Phänomens selbst als "Synästhesie" bezeichnet.

Durch die Koppelung der normalerweise getrennten Wahrnehmungsbereiche, beispielsweise jene für Farbe und Temperatur, kommt es dazu, dass Synästhetiker etwa bestimmten Buchstaben automatisch eine Farbe zuordnen. Neben der Verknüpfung visueller oder akustischer (Musik) Eindrücke mit Farben, Gerüchen und Geschmäckern, gibt es auch das Phänomen der Gefühlssynästhesie, wenn Menschen mit dieser Kondition Emotionen mit bestimmten Bildern und Formen gleichsetzten und diese auch derart bildhaft wahrnehmen.

Bulb

Haben wir einen freien Willen? Schnelle Informationsaufnahme wichtiger für das Gehirn

free will illusion
© unknown
Psychologen beobachten bei Steuerung von Augenbewegungen einen Wettstreit von Auffälligkeit und Belohnung

Wir bewegen unsere Augen mehrmals pro Sekunde, um verschiedene Bereiche unserer Umgebung zu betrachten. Einerseits können diese Augenbewegungen unwillkürlich von auffälligen Objekten in der Umgebung wie zum Beispiel einem blinkenden Licht ausgelöst werden. Andererseits können diese Augenbewegungen auch willkürlich gesteuert werden, etwa wenn man einen Stift betrachtet, bevor man nach ihm greift. Der primäre Nutzen dieser Augenbewegungen ist der Informationsgewinn durch die neue Blickrichtung. Unbekannt war bisher, ob Augenbewegungen auch durch Belohnung gesteuert werden können und wie unser Gehirn unwillkürliche Steuerung und willkürliche Steuerung miteinander verrechnet. Ein internationales Forscherteam konnte nun diese Frage klären.

Kommentar:
Verknüpfen wir diese Studienergebnisse mit den 'neuesten' Forschungen der kognitiven Psychologie:

Die schnelle Informationsaufnahme und -interpretation wird durch das adaptive Unterbewusstsein gesteuert - also außerhalb unserer bewussten Kontrolle. Erklärungen für unsere Motive, Gefühle, Handlungen werden erst im Nachhinein konstruiert, und auf diese Weise schaffen wir uns subjektive Selbst-Erzählungen darüber, wie unser Leben verlief und aus welchen Gründen, und auch darüber wer wir sind. Diese Selbst-Erzählungen sind eine Mixtur aus verschiedensten 'Botschaften', die uns in unserem Leben über uns selbst aufgeprägt wurden, und oftmals decken sich diese Selbst-Erzählungen nicht mit der Person, die wir wirklich sind.

Entgegen der allgemeinen Annahme, dass Selbst-Reflektion der Weg zur objektiven Selbstkenntnis ist, weisen Studien darauf hin, dass Selbstreflektionen die eigenen subjektiven Selbst-Erzählungen im Gegenteil verstärken können, während ein sicherer -obgleich immer noch schwieriger - Weg darin besteht, dass Adaptive Unterbewusste durch Rückschlüsse aus dem eigenen Verhalten abzuleiten, in Zusammenarbeit mit anderen, die einen meist objektiver sehen als man sich selbst sieht.

Dem interessierten Leser sei das Buch Gestatten, mein Name ist Ich: Das adaptive Unterbewusste - eine psychologische Entdeckungsreise von Timothy D. Wilson empfohlen.

Desweiteren das Buch Schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahneman, der darauf eingeht, wie wir unsere Entscheidungen und Urteile treffen, wie wir denken: Er trifft die Unterscheidung zwischen System 1, das automatisch und schnell arbeitet, mit keinem oder wenig Aufwand und ohne willentliche Kontrolle; und System 2, welches die Aufmerksamkeit auf die mühevollen mentalen Aktivitäten lenkt, die solche erfordern, einschließlich komplexer Berechnungen. Die Tätigkeiten von System 2 werden oft mit der subjektiven Erfahrung von Handlungsmacht, Wahlfreiheit und Konzentration in Verbindung gebracht.

Kurzum, wir sind alles andere als so frei wie wir denken, weder in unseren Handlungen noch in unseren Gedanken, und kennen uns selbst objektiv so gut wie gar nicht - bis wir anfangen sehr genau hinzuschauen und mit überraschend leichten Methoden schädigende Selbst-Erzählungen (die bspw. in Selbstsabotage resultieren) zu verändern - und auf diese Weise in den Autopilot System 1 unseres Lebens einzugreifen.


Evil Rays

Priming: Schon kleine unterschwellige Signale können das Denken verändern

Der Denker
© AP (David Eulitt)
Das Gehirn arbeitet analytisch und intuitiv, Letzteres tut es gerne bei religiösen Menschen. Aber schon kleine unterschwellige Signale - „priming“ - können das ändern.

Wir sind nicht immer gleich, schon unterschwellige Umwelteinflüsse modulieren unser Empfinden und Denken. Wer sich sozial isoliert fühlt, weil ihm kalte Schultern gezeigt werden, der fröstelt auch am Körper, und wer eine Tasse warmen Kaffee in der Hand hat, dem rückt sich alles in ein warmes Licht. Diese Kraft des Subliminalen zeigt sich allerorten, auch dort, wo es gar nicht um Soziales geht: Allein der Anblick einer Kirche stimmt Menschen konservativ, Jordan Labouff (Baylor University) hat es im Vorjahr gezeigt, er hat Straßenpassanten um ihre politische Meinung zu verschiedenen Minderheiten gebeten, und die Antworten fielen neben Westminster Abbey in London anders aus als neben dem Rathaus von Maastricht (Int. J. Psych. Rel, 19. 1.).

Eine ähnliche Macht des Orts hatte man früher schon in Wahllokalen in den USA bemerkt: Wurde über die Erhöhung einer Steuer - und die Widmung des Betrags für Bildung - abgestimmt, war die Zustimmung in Schulen höher als in Kirchen.