• Die internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) schlägt wegen der wachsenden Armut in Europa Alarm.
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Millionen Europäer seien durch die Schuldenkrise in Armut gefallen, immer mehr würden humanitäre Hilfe für sich beanspruchen. "Leute, die vorher nie Hilfe gesucht haben, kommen nun auf uns zu. Viele schämen sich dabei, sind verzweifelt", sagte Anitta Underlin, Direktorin des europäischen Roten Kreuzes, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Genf.

Es seien fast alle europäischen Länder betroffen. 26 Millionen Bürger in den 27 EU-Mitgliedstaaten seien arbeitslos.

"Die Krise in den Jahren 2008 und 2009 konnte noch überwunden werden, da die Haushalte noch Reserven hatten", sagte Underlin. Die aktuelle Krise gehe viel tiefer. Je länger sie dauere, desto stärker bekämen sie die Schwächsten zu spüren. Im vergangenen Jahr hat beispielsweise das spanische Rote Kreuz mehr als 1,2 Millionen Direktbetroffenen der Wirtschaftskrise geholfen. Für das laufende Jahr rechnet die Organisation mit 300.000 zusätzlichen Personen, die extrem von Armut bedroht sind. Das französische Rote Kreuz spricht von einer Zunahme der Hilfeleistungen um 14 Prozent im vergangenen Jahr.

Am dramatischsten ist der Anstieg aber in Griechenland, wo viele Menschen auf finanzielle, humanitäre oder psychosoziale Hilfe angewiesen sind. "Bei uns ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung arbeitslos. Fast 20.000 Menschen sind obdachlos. Wir müssen tagtäglich für Tausende von Menschen Nahrung besorgen, sie ausliefern", sagte der Vizepräsident des griechischen Roten Kreuzes, Andreas Potamianos. 10.000 Freiwillige arbeiten für die Organisation vor Ort. Die vier Millionen Einwanderer sind laut Potamianos besonders gefährdet.