Knappe Lagerbestände und weit geöffnete Geldschleusen treiben Investoren wieder in die Märkte für Agrarrohstoffe. Missernten und steigende Nahrungsmittelpreise könnten Regierungen zu Fall bringen.

GM Wheat
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Die Trockenheit im Mittleren Westen der USA hat im Juni und Juli 2012 bei Mais, Soja und Weizen zu Preisanstiegen zwischen 30 und 60 Prozent geführt. Schon seit Jahren warnen Experten der Vereinten Nationen vor einer Verknappung des globalen Nahrungsmittelangebots und steigenden Preisen als Folge des Klimawandels. Die Rohstoffmärkte scheinen das ähnlich zu sehen. Die relativ moderate Korrektur von den Preisspitzen (und langjährigen Rekordpreisen) aus dem vergangenen Sommer signalisiert eine anhaltende Knappheitssituation bei wichtigen Agrarrohstoffen. Das jahreszeitlich derzeit eher untypische Anziehen der Preise etwa von Mais hat aber noch einen anderen Grund: Die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken in den USA, Japan und Europa.

Bei den „Stabilitätshütern“, die jetzt immer größere geldpolitische Interventionen in Erwägung ziehen, geht es offenbar um Alles oder Nichts. Der große Abwertungswettlauf zwischen Dollar, Yen und Euro ist eröffnet. Den letzten Beweis lieferte „Mister Euro“ höchstpersönlich. Jean-Claude Juncker, der sich gerade als Chef der Eurogruppe verabschiedet hat, forderte die EZB unmissverständlich auf, gegen den zuletzt festeren Euro vorzugehen. Die Zentralbanken als Handlanger der Politik. Dieser Schuss wird natürlich nach hinten losgehen.

Gefahr droht von den Notenbanken

Die Politik sucht die Erlösung von ihren Problemen in den Notenpressen der Zentralbanken, aber die Probleme kommen über steigende Energiepreise, steigende Nahrungsmittelpreise und Hungerrevolten auf der geopolitischen Ebene wieder zurück. Rotierende Notenpressen, gepaart mit unterversorgten Märkten sind eine gefährliche Kombination. Haben die Zentralbanken erst einmal für eine Liquiditätsschwemme gesorgt, reicht gar schon die Angst vor einer drohenden Unterversorgung, um die Preise kräftig nach oben zu treiben. So könnte etwa die Flucht aus den Papierwährungen und die Ausweitung des Konfliktes in Mali den Startschuss für eine Rally des Ölpreises bedeuten. Steigende Energiepreise würden die Preise für Agrargüter zusätzlich treiben.

Zentralbanken stoßen an humanitäre Grenzen

Der arabische Frühling war das Ergebnis steigender Nahrungsmittelpreise. Gerade im Nahen Osten ist die Versorgung der Bevölkerung besonders stark von Nahrungsmittelimporten abhängig. Viele Länder der Region müssen mindestens die Hälfte ihres Nahrungsmittelbedarfs im Ausland einkaufen. Das Mubarak-Regime war am Ende, als im Frühjahr 2011 die Inflation der Nahrungsmittelpreise 19 Prozent erreichte. Der ägyptische Aktienindex fiel während der Revolte um etwa 50 Prozent. Nach Tunesien, Ägypten und Libyen könnten 2013 die Regime in Marokko und Algerien an der Reihe sein.

Aus Algerien bezieht Europa etwa ein Viertel seiner Erdgaslieferungen. Am gefährlichsten für die Weltwirtschaft wären gewiss Hungerrevolten in China, wo noch immer Millionen Menschen von nur zwei Dollar am Tag leben müssen. Dramatisch steigende Nahrungsmittelpreise oder eine von der chinesischen Notenbank selbst produzierte Inflation könnten gar das Aus für die Kommunistische Partei bedeuten.

Die Zentralbanken werden mit ihren scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten an „humanitäre Grenzen“ stoßen. Damit gingen auch für den reichen Teil der Weltbevölkerung die - von den Notenpressen finanzierten - fetten Jahre mit „Brot und Spielen“ vorbei. Die Politik wird sich die Frage stellen müssen, welchen Interessen sie in Zukunft höhere Priorität einräumen möchte: Wie bisher, einem von jeglicher Haftung befreiten und deshalb asozialen Profitstreben einer internationalen Finanzmafia oder dem Überleben von Menschen, die für diese Auswüchse und dem Versagen der politischen Klasse am wenigsten können.