Elisa Lam
© ReutersElisa Lam
Seit Wochen wunderten sich Hotelgäste über die dunkle Brühe, die aus dem Hahn kam. Die erschreckende Entdeckung: Im Wassertank des Billig-Hotels in L.A. schwamm wochenlang eine tote Touristin.

Wenn die Gäste des Cecil-Hotels in Los Angeles gewusst hätten, was in dem Wassertank auf dem Dach der Billig-Herberge schwamm und langsam vor sich hinmoderte, hätten sie sich sicherlich nicht mehr die Zähne geputzt oder morgens eine Dusche genommen.

Auch auf das Trinken des Wassers hätten sie bestimmt verzichtet und lieber ein paar Dollar im nahe gelegenen Supermarkt für eine Flasche investiert. Doch niemand in der 65-Dollar-Absteige in Downtown Los Angeles hatte ja eine Ahnung.

Doch dann fand ein Hotelangestellter bei einer Inspektion die Leiche einer Frau in dem für US-Hochhäuser typischen Wassertank. Gäste hatten sich zuvor über den geringen Druck in den Leitungen beschwert. Die Polizei identifizierte die Tote mittlerweile als Elisa Lam, eine kanadische Touristin, die seit Wochen bei den Behörden als vermisst gilt und Gast in dem 600 Zimmer Hotel war.

Wie die 21 Jahre alte Lam ums Leben gekommen ist, soll jetzt eine Autopsie klären. Die Ermittler wollen weder ein Verbrechen, Selbstmord noch einen Unfall ausschließen. "Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen", sagte Polizeisprecher Rudy Lopez.

Serienmörder war zu Gast

Das Cecil Hotel, in dem Reisende in erster Linie eine billige Übernachtung suchen anstatt Luxus, erlangte in den 80er-Jahren traurige Berühmtheit. Damals war der Serienmörder Richard Ramirez hier Stammgast. Der als "Night Stalker" bekannte Killer soll mindestens 13 Menschen getötet haben. Der heute 52-Jährige wurde 1989 zum Tode verurteilt und sitzt in einem Gefängnis in Kalifornien.

Zuletzt gesehen wurde Elisa Lam, eine Studentin der British Columbia Universität in Vancouver, am 31. Dezember. Eine Überwachungskamera zeigt sie - offenbar gut gelaunt - am Silvesternachmittag im Aufzug des Cecils. Auf dem Video ist eine junge Frau zu sehen, die mit den Armen wedelt und offenbar zum Spaß die Knöpfe gleich mehrerer Stockwerke drückt.


Kommentar: Ob Elisa Lam dabei Spaß gehabt hatte ist sehr fraglich, es wirkt eher beängstigend:



Lam war laut Polizei auf dem Weg nach Santa Cruz in Kalifornien und machte in Los Angeles einen Zwischenstopp. Danach verlor sich ihre Spure. Anfang Februar meldeten ihre Eltern sie schließlich als vermisst.

Wassertanks bei Suche ausgelassen

Laut Polizeisprecher Lopez sei das Hotel nach dem Verschwinden der jungen Frau durchsucht worden. "Wir haben sogar Leichenhunde eingesetzt", sagte Lopez. Da das Hotel voll besetzt war, konnten wir aber nicht jedes einzelne Zimmer durchsuchen. "Wir haben das gemacht, was machbar war. Es lag uns zu diesem Zeitpunkt ja noch kein Verbrechen vor." Die insgesamt vier Wassertanks auf dem Dach wurden dabei von den Beamten allerdings nicht überprüft.

Ein Rätsel bleibt für die Ermittler auch die Frage wie die junge Frau in den Wassertank gekommen ist. Die Tür zum Dach ist verschlossen und mit einem Alarm gesichert. Die Schlüssel haben nur die Hotelangestellten.

Und auch der Deckel des Wassertanks ist so schwer, dass die zierliche Lam ihn nur mit großer Mühe und vermutlich nicht ohne Hilfe öffnen konnte. Nur eins scheint nach ersten Erkenntnissen der Polizei sicher: Nach dem Zustand der Leiche muss Lam seit Wochen in dem Tank gesteckt haben.
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"Mir wird ganz schlecht"

"Irgend wie schmeckte das Wasser immer ein bisschen komisch", sagt die angeekelte britische Touristin Sabrina Baugh, die seit mehr als einer Woche in dem gerade erst renovierten Hotel untergekommen war. "Wenn ich daran denke, dass ich das Wasser seit acht Tagen getrunken und mir damit die Zähne geputzt habe, wird mir ganz schlecht."

Sie habe einen Verdacht gehabt, dass mit dem Wasser etwas nicht stimmen könne. "Wenn ich die Dusche angestellt habe, kam zunächst eine schwarze Flüssigkeit heraus." Nach ein paar Sekunden sei das aber weg gegangen und alles wieder ganz normal gewesen.

"Wir hatten keine Ahnung", sagt auch Baughs Mann Michael. "Als wir erfuhren, dass im Wassertank eine Leiche schwimmt, wurde uns speiübel. Das ist wirklich eklig." Der Wassertank auf dem Dach versorgt dabei nicht nur die Gäste, sondern auch ein Café und die Küche im Cecil-Hotel.

"Wir haben Wasserproben genommen", sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde in Los Angeles, Terrance Powell. Noch wisse man aber nicht, ob für die Gäste eine ummittelbare Gefährdung bestanden habe. "Die größte Gefahr", so Powell, "geht dabei von den Ausscheidungen der Leiche aus".