Bereits im Januar sorgten britische und sri-lankische Astrobiologen für ebensoviel Aufsehen wie Kritik durch die wissenschaftliche Gemeinschaft, als sie in einem Fachartikel behauptet hatten, im Innern eines Meteoriten versteinerte Zellhüllen von Kieselalgen gefunden zu haben, die - da Teil des Meteoriten selbst - somit wahrscheinlich außerirdischen Ursprungs seien (...wir berichteten). Jetzt legt das Team in einem weiteren Artikel nach und erklärt, in Fragmenten des gleichen Meteoriten weitere urzeitliche Fossilien gefunden zu haben.
fossile Urzeitalgen auf Meteor
© Wallis et al., arxiv.org, Journal of Cosmology Britische und skri-lankische Astrobiologen sehen in diesen Strukturen fossile Urzeitalgen.
Cardiff (Wales) - Grundlage der aktuell im unter vielen Wissenschaftlern umstrittenen Fachmagazin Journal of Cosmology und vorab auf "arxiv.org" veröffentlichten Analyse sind erneut Fragmente des von den Forschern als "Polonnaruwa-Meteorit" bezeichneten Gesteins, das am 29. Dezember 2012 nach dem ein auseinanderbrechender Bolide am Himmel über der sri-lankischen Provinz Polonnaruwa beobachtet wurde, in Feldern in der Nähe des Dorfes Araganwila gefunden und den örtlichen Gesundheitsbehörden übergeben wurden. Insgesamt wurden den Wissenschaftlern 628 potentielle Fragmente des auf die Himmelserscheinung zurückgehenden Meteoriten übergeben, von welchen drei tatsächlich als mögliche Meteoriten identifiziert wurden.

Neben den fossilen Zellhüllen der Kieselalgen, wollen die Forscher um Jamie Wallis von der Cardiff University und Chandra Wickramasinghe vom Buckingham Centre for Astrobiology an der University of Buckingham im Innern Fragmente versteinerte biologische Strukturen entdeckt haben, die mit der Struktur des Gesteins verschmolzen sind und - so weiterführende Tests - bei denen es sich nicht um irdische Verunreinigungen handele.

Tatsächlich weisen die untersuchten Fragmente Eigenschaften von Meteoriten auf, darunter in einem Fall eine Dichte von weniger als einem Gramm pro Kubikzentimeter (und damit weniger als alle bekannten kohligen Meteoriten), eine teilweise geschmolzene Kruste als Hinweis auf die Erhitzung des Fragments bei Eintritt in die Atmosphäre, einen Kohlenstoffanteil von bis zu vier Prozent und darin einen Anteil an organischen Verbindungen mit einem vergleichsweise hohen Molekulargewicht, wie es auch anhand zahlreicher Meteoriten gefunden werden kann. Aufgrund dieser Merkmale gehen Wallis und Kollegen davon aus, dass es sich um Fragmente eines einstigen kleinen Kometen handelt.

Auf Aufnahmen des Innern der Gesteinsfragmente mit dem Elektronenmikroskop glauben die Wissenschaftler komplexe, dickwandige kohlestoffreiche Mikrofossilien von etwa 100 Mikrometern Größe gefunden zu haben. Diese Strukturen gleichen sogenannten Hystrichosphären und damit einer Gruppe auf der Erde größtenteils ausgestorbenen Algen, sogenannte Dinoflagellaten.

fossile Urzeitalgen auf Meteorit
© Wallis et al., arxiv.org, Journal of CosmologyDetailvergrößerungen der obigen Abb.
Mit einem Durchmesser von 2 Mikrometern und einer Länge von 100 Mikrometern wären die Exemplare im Innern der Proben nach irdischen Maßstäben jedoch auffallend lang und dünn, was Wallis und Kollegen wiederum als Hinweis darauf interpretieren, dass diese Art in einer Umgebung mit geringer Schwerkraft und geringem Druck entstanden sind.

Um die Herkunft genauer zu bestimmen, untersuchten die Forscher das Vorhandensein verschiedener Elemente innerhalb der Proben und kamen dabei aufgrund der niedrigen Stickstoff-Werte zu dem Schluss, dass eine Kontamination mit bekannten, modernen, irdischen Organismen ausgeschlossen werden könne. Diese Sicht werde zudem von dem Umstand gestützt, dass die besagten Strukturen auch mit der Gesteinsstruktur selbst regelrecht verschmolzen seien.

"(Unsere Studie) erbringt klare und überzeugende Beweise dafür, dass diese offenbar urzeitlichen Überreste ausgestorbener Meeresalgen, wie sie im Innern des Polonnaruwa-Meteoriten gefunden wurde, ursprüngliche Teile der Steine und nicht das Ergebnis einer Kontamination der Fragmente nach deren Eintreffen sind", so die Forscher.

Die bereits von Kritikern vorgebrachte Vermutung, bei den Steinen könnte es sich auch um Fulgurite und damit um durch Blitzeinschlag im Gestein entstandene Röhren, handeln, schließen die Astrobiologen aufgrund der fehlender Merkmale dieser "Blitzröhren" ebenso aus, wie aufgrund der Tatsache, dass "die hohen Temperaturen eines Blitzschlags jegliche biologische Inhalte zerstört hätten". Auch gebe es keine Augenzeugenberichte von Blitzen zum Zeitpunkt des beobachteten Bolliden.

Dennoch, so kommentiert der "The Physics arXiv Blog" (technologyreview.com), sei zu erwarten, dass auch die aktuellen Behauptungen der Forscher auf starken Gegenwind stoßen werden. Jetzt sei es an Wallis und seinen Kollegen, die untersuchten Proben auch anderen und unabhängigen Wissenschaftlern zur Verfügung zu stellen.

Vorausgesetzt die Aussagen der Studie träfen zu, so wäre die nächste sich aufdrängende Frage, die nach der tatsächlichen Herkunft der untersuchten Proben. Während Wallis und Kollegen davon überzeugt sind, dass es sich um Fragmente eines Kometen handelt und die darin eingeschlossenen Strukturen demnach also versteinertes außerirdisches Leben darstellen würden, könnte es sich aber auch um einen Meteoriten irdischer Herkunft handeln. Dann wäre der Bolide Teil einst irdischen Materials mit biologischem Inhalt, das durch einen Meteoriteneinschlag - möglicherweise vor Millionen oder gar Milliarden von Jahren - in den Weltraum geschleudert wurde und im Dezember 2012 zurückgekehrt war. Eine andere Möglichkeit wäre, dass es sich bei den Strukturen selbst gar nicht um die fossilen Überreste von Organismen handelt, und es für die auffallenden Ähnlichkeiten zu irdischen biologischen Strukturen irgendeine andere, bislang jedoch nicht definierte Erklärung gibt.

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Quellen: arxiv.org, technologyreview.com