Statt im fernen Weltraum nach Signalen von außerirdischen Zivilisationen zu suchen, beschreiben zwei kasachische Wissenschaftler, wie sich - eingebettet in den genetischen Kode unserer der irdischen DNA - sozusagen ein "Herstellerhinweis" auf (einen) intelligenten Schöpfer bzw. Manipulator in jeder einzelnen unserer Zellen finden lassen könnte. Anhand einer Analyse des irdischen Gencodes wollen die Astrophysiker sogar eindeutige Hinweise auf eine solche "Botschaft" gefunden haben und beschreiben diese Entdeckung nun sogar im astrophysikalischen Fachjournal "Icarus".
Panspermie-Theorie
© NASAKünstlerische Darstellung des Panspermie-Theorie (Illu.).
Almaty (Kasachstan) - Zwar ist die zugrunde liegende Idee nicht neu und wurde bereits mehrfach von grenzwissenschaftlichen Autoren, nicht zuletzt von Graham Hancock in seinem Buch Supernatural, aber auch schon von dem Astronomen und SETI-Visionär Paul Davies beschrieben. Mit dem nun in Icarus erschienenen Artikel von Vladimir I. shCherbak von der Al-Farabi Kazakh National University of Kazakhstan und Maxim A. Makukov vom Fesenkov Astrophysical Institute ist die Idee, dass das irdische Leben und damit auch die Menschheit das Produkt eines zielgerichteten genetischen Eingriffs einer fremden Zivilisation, und somit konkreter "Schöpfer" sein könnte, nun aber auch mehr oder weniger im wissenschaftlichen Mainstream angekommen.

Von der Unterstellung, ihre Studie und Theorie verfolge die Absicht, die zwischen Evolutionsbiologen und Kreationisten heftig diskutierte Theorie des "intelligenten Designs durch einen Schöpfungsgott" zu stützen, distanzieren sich die beiden Forscher indes schon von Beginn an deutlich: "Unsere Ausführungen", so shCherbak und Makukov gegenüber "grenzwissenschaft-aktuell.de", bedienen nur im engsten Wortsinn das Konzept eines 'Intelligent Design'. Wir beschreiben lediglich das 'Design' der speziellen, in unseren Gencode eingebauten Botschaft und nicht das biologischer Funktionen oder gar des Lebens an sich. Der Nachweis einer Botschaft im genetischen Kode widerspricht keinerlei biologischen Prinzipien - (die Botschaft) nutzt lediglich ein biologisches Medium."

Gencode
© shCherbak und Makukov, arxiv.orgSpiegelsymmetrien und andere Eigenschaften im terrestrischen Gencode sind für als Beleg für ein intelligentes nicht-biologisches Signal innerhalb des terrestrischen Genoms.
Grundlage der Ausgangshypothese der Forscher ist die Theorie der sogenannten "directed panspermia", also der zielgerichteten Panspermie und damit einer gezielten Übertragung der Grundlagen des Lebens - sozusagen die Befruchtung - eines anderen Himmelskörpers durch eine bereits existierende und technologisch fortgeschrittene Zivilisation. (Anm. d. GreWi-Redaktion: Hierzu müsste eine solche Zivilisation noch nicht einmal den zu befruchtenden Planeten selbst direkt besuchen, sondern könnte die "Saat des Lebens" auch etwa mittels Sonden versenden.)

Das Hinterlassen einer Botschaft im entsprechend genetisch manipulierten "Saatgut" wäre, so die Forscher, eine logische Konsequenz der Vorstellung der zielgerichteten Panspermie. "Das Konzept beinhaltet keinerlei anti- oder pseudowissenschaftliche Aspekte. Selbst unsere eigene Zivilisation ist bereits technologisch in der Lage, sowohl den genetischen Kode zu manipulieren, als auch die DNA als Speichermedium zu nutzen und auch Mikroorganismen (bewusst oder unbewusst in Form von Kontamination) auf andere Planeten und Himmelskörper zu schicken." (Anm. d. GreWi-Redaktion: Auch wir statten zudem unsere Weitraum-Sonden mit "Absenderbotschaften" aus, u.a. Voyager u. Pioneer), für den Fall, dass diese von Außerirdischen entdeckt werden.)

Ein solches "biologisches SETI-Signal" könnte demnach aus einer Abfolge von DNA-Bausteinen bestehen, deren mathematische und semantische Struktur nicht durch das darwinistische Evolutionsmodell erklärt werden könnte. Eine solche "Botschaft", so argumentieren die Autoren der Studie weiter, wäre extrem lange haltbar und die Chance sie zu entdecken entsprechend höher als jegliche Suche nach intelligenten Radiosignalen im All. "Zugleich wäre es aber auch logisch anzunehmen, dass wenn eine beabsichtigte Botschaft im Gencode verborgen ist, diese auch von einer Zivilisation, die die Genetik entdeckt hat, vergleichsweise einfach zu finden sein sollte."

Um jedoch als ein solcher Code akzeptiert werden zu können, müsse ein entsprechendes Muster innerhalb des terrestrischen Gencodes deutlich über der statistischen Signifikanz natürlicher Muster liegen und Merkmale eines intelligenten Aufbaus besitzen, die über alle natürlichen Prozesse hinausreichen.

Anhand ihrer eigenen detaillierten Analyse des Standardgenoms glauben die Wissenschaftler deutliche Hinweise auf ein solches "Wow!-Signal innerhalb des irdischen Gencodes" gestoßen zu sein. (Anm. d. GreWi-Redaktion: Bei dem "Wow!-Signal" handelt es sich um ein einzigartig und künstlich wirkendes Schmalband-Radiosignal, das der Astrophysiker Jerry R. Ehman im Rahmen eines SETI-Projekts am "Big Ear"-Radioteleskop der Ohio State University am 15. August 1977 aus Richtung des Sternbildes Schütze aufzeichnete und auf dem Papierausdruck mit dem Vermerk "Wow!" kennzeichnete. Die Ursache des Signals ist bis heute nicht eindeutig geklärt, s. Abb.)

Wow-Signal
© Public DomainDas sogenannte "Wow!-Signal" von 1977.
Anhand des Genoms wollen shCherbak und Makukov eine präzise Ordnung in der Darstellung zwischen Nukleotiden und Aminosäuren gefunden haben. "Schon einfache Anordnungen des Codes offenbaren eine Anordnung arithmetischer und ideografischer Muster eine Symbolsprache." Dieses dem Gencode unterliegende Muster ist für die Forscher eindeutig "das Produkt einer exakten Logik und komplexer Berechnung" und nicht das Ergebnis eines stochastischen, also zufälligen Prozesses", so Cherbak und Makukov in ihrem Artikel.
"Ein solches statistisch signifikantes, intelligent erscheinendes 'Signal' im genetischen Kode ist eine überprüfbare Konsequenz des zuvor beschriebenen Szenarios (der gezielte Panspermie)", erläutern die Forscher und führen weiterhin aus: "In unserer Studie zeigen wir, dass der terrestrische Gencode ein durch und durch geordnetes Muster aufweist, das die Kriterien erfüllt, um als Informationssignal in Betracht gezogen zu werden."
Zu diesen Merkmalen eines artifiziellen Ursprungs zählen u.a. die Verwendung eines Symbols für dei "Zahl Null", die einer dezimalen Syntax und semantische Symmetrien. "Der Umstand, dass dieses Muster zudem nur durch direkte logische Operationen extrahiert werden kann, lässt die Möglichkeit jeglichen natürlichen Ursprung des Signals verschwindend gering erscheinen." Zudem sei der Code trotz bzw. gerade wegen der limitierten Kapazität für die Speicherung non-biologischer Informationen in einem biologischen System extrem effizient optimiert.

Auf die Frage, wie es möglich sei, die entdeckte "Botschaft" tatsächlich als ein intelligentes "Signal" zu identifizieren erläutern die Forscher weiter: "Zunähst sollte das Muster Merkmale aufweisen, die im Sinne der Hypothese von SETI-Nachrichten auch Sinn machen. Wir glauben, dass die dargelegten Merkmale das Muster absolut als intelligente Botschaft ausweisen. Man stelle sich nur einmal vor, war wäre, wenn die von uns im Gencode entdeckten Merkmale (Verwendung der Zahl Null, semantische Symmetrien und Verwendung einer dezimalen Syntax) in einem Radiosignal aus dem All entdeckt würden. Doch damit nicht genug, wir können (in unserer Studie) schließlich auch zeigen, dass keine natürlichen Prozesse zu diesen Merkmalen führen. Wir sind für konstruktive und emotionsfreie Kritik offen, aber bislang konnte noch keiner der Kritiker unserer Studie ein plausibles Szenario dafür vorlegen, wie die aufgezeigten Strukturen auf natürliche Weise entstanden sein sollten."

Gencode, Spiegelsymmetrien
© shCherbak und Makukov, arxiv.orgWeitere Spiegelsymmetrien im Gencode.
Alleine die Darstellung der Zahl Null deutet laut den Autoren der Studie auf eine künstliche Botschaft: "Zwar beschreiben wir Menschen mit der Zahl Null beispielsweise bestimmte Quantenzustände, etwa von Atomen, aber das macht ein Atom (um bei diesem Bild zu bleiben) noch nicht zu einer artifiziellen Struktur. In einem Atom kommt die 'Zahl Null' nicht vor. Die Null ist lediglich eine Kardinalzahl, die in theoretischen Beschreibungen eines Atoms vorkommt - nicht aber im Atom selbst. In unserem Fall haben wir es aber nicht mit einer theoretischen Modellbeschreibung zu tun, sondern mit der Systematisierung eines Objekts durch bestimmte Parameter - eben der Nukleonenzahl. In dem von uns aufgezeigten Muster werden sog. Stopcodons der Null zugeschrieben, da sie für keine Aminosäure stehen. Bis dahin ist an der ganzen Sache aber noch nichts Ungewöhnliches. Platziert man diese Stopcodons jedoch an ihre korrekte Position vor der Nummernfolge, so zeigt sich, dass sie in nahezu alle Symmetrien des Ideogramms der Botschaft passen.

Das ist nun wirklich etwas Besonderes, da dieser Umstand zeigt, dass diese 'Null' sehr viel mehr ist, als lediglich ein Summand in der Summe der Nukleonen. Sie dient auch als Ordnungszahl sowie als individuelles Symbol. Wären die Symmetrien in der Botschaft durch natürliche Prozesse entstanden, so müsste dieser Prozess in der Lage gewesen sein, mit Null - also mit der abstrakten Vorstellung von Nichts - zu arbeiten. Soweit uns bekannt ist, ist dazu nur Intelligenz in der Lage."
Nachdem die Wissenschaftler die Hintergründe ihrer Studie ausführlich darlegen, kommen sie abschließend auch zu einer "möglichen Interpretation" des Signals. Zusammengefasst sieht diese Interpretation in der Botschaft zunächst ein genetisches Spiegelbild unserer eigenen DNA und damit sozusagen eine Referenz auf den beabsichtigten "Empfänger" der Botschaft. Des Weiteren gebe die Botschaft selbst die anhand der DNA-Nukleotiden (TCGA) kodierte Lesart der Botschaft im Sinne von 0, 1,2,3 und 4 vor, gefolgt von Kombinationen CCC und TCT als Symbole für den symmetrischen Aufbau. Demnach würde es sich also nicht um eine konkrete "Textbotschaft" im Sinne von "Hallo Erdlinge, wir sind Eure Schöpfer und kommen von...", sondern lediglich um ein in sich intelligentes Signal als solches handeln.

Was auch immer der Grund für das Einbetten dieses intelligenten Signals in unsere DNA) gewesen sein könnte, "es scheint so, dass dieses Signal vor mehreren Milliarden von Jahren außerhalb unseres Sonnensystems erdacht wurde", so die Wissenschaftler abschließend.

Anm. d. GreWi-Redaktion: Erwartungsgemäß hat die Veröffentlichung dieser Studie unmittelbar zu entrüsteten Reaktionen von Seiten konservativer Astronomen und hitzigen Diskussionen geführt. Über dieser werden wir in den kommenden Tagen ausführlich und gesondert berichten...

- Den zuvor schon auf ArXiv.org veröffentlichten Originalartikel finden Sie hier


Quelle: arxiv.org