In einem Abkühlbecken für Kernbrennstoffe haben französische Wissenschaftler der französischen Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA) eine bislang unbekannte, außergewöhnlich strahlungstolerante Mikroalge entdeckt.
Atomreaktor
© photos.state.gov Symbolbild: Blick in einen Atomreaktor.
Grenoble (Schweiz) - Wie die Forscher in einer Pressemitteilung berichten, kann die kleine einzellige Alge - Coccomyxa actinabiotis - eine Strahlendosis von 20.000 Gy problemlos überstehen. Dieser Wert das entspricht der 2.000-fachen Menge der für den Menschen letalen Dosis. Damit ist die Alge der erste bekannte eukaryotische Organismus (im Gegensatz zu prokaryotischen Zellen besitzen eukaryotische Zellen einen Zellkern, der von einer Membran umgeben ist. Der abgegrenzte Zellkern trägt die DNS in Form von Chromosomen in sich), der eine so hohe Strahlung absorbieren kann. Bisher waren nur Bakterien wie das Deinococcus radiodurans dazu fähig.

Die Forscher der CEA-iRTSV in Grenoble (Isère) konnten beobachten, dass die Coccomyxa actinabiotis, nachdem sie einer Strahlendosis von 10.000 Gy ausgesetzt war, nur zwei Wochen benötigte, um zu einem normalen Wachstum zurückzufinden.

Aufgrund derartiger Eigenschaften dieser einzigartigen Spezies hoffen die Wissenschaftler nun, auf der Grundlage dieser Entdeckung neue Strategien für die Biosanierung entwickeln zu können.

Ein weiterer Vorteil dieser Mikroalge besteht darin, dass sie Radionuklide aufnehmen kann. Sie ist somit 10.000 Mal radioaktiver als das Wasser des Abkühlbeckens, da sie die meisten der im Wasser enthaltenen Radionuklide speichern kann; das heißt zwischen 80 und 100 Prozent des Silbers, Cäsiums, Zinks, Kobalts, Urans und Kohlenstoffs-14. Dieser Wirkungsgrad ist mit dem der üblicherweise zur Dekontamination eingesetzten physikalisch-chemischen Prozesse vergleichbar.

Die CEA und das Institut Laue-Langevin haben einen Pilot-Bioreaktor entwickelt, um einen Konzeptnachweis zu erbringen und die Biosanierungsstrategie zu optimieren. Darüber hinaus wollen die Forscher die biochemischen und genetischen Mechanismen entschlüsseln, die es der Coccomyxa actinabiotis ermöglichen, resistent gegen Strahlung zu werden und Radionuklide zu konzentrieren.


Quelle: le-fil.science.cea.fr