Geschlagen, vergewaltigt, ausgeraubt - doch die in Indien misshandelte Schweizerin trägt nach Ansicht eines hohen Politikers eine Mitschuld an der Tat. Das Paar hätte die Polizei über Reisepläne informieren müssen, meint er. Ähnliches sagt ein Polizist.
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© ReutersDie in Indien brutal vergewaltigte Schweizerin wird zu ihrem eigenen Schutz maskiert von Polizistinnen begleitet
Die brutal vergewaltigte Schweizerin trägt nach Ansicht eines indischen Politikers Mitschuld an der Tat. Touristen missachteten oft die Regeln, sagte der Innenminister des Bundesstaates Madhya Pradesh, Uma Shankar Gupta, am Sonntag. „Wenn ausländische Touristen kommen, dann sollten sie die Polizeipräsidenten der Distrikte, die sie besuchen, über ihre Reisepläne informieren.“ So könne für ihre Sicherheit gesorgt werden.

Die 39-Jährige war am Freitag in ihrem Zelt von mehreren Männern überfallen und vergewaltigt worden, während ihr Mann gefesselt zusehen musste. Anschließend klauten die Täter Laptop im Wert (sic)185 Dollar, Handys und Geld. Doch der Albtraum ging für die Touristin noch weiter: Bei der Polizei sprach niemand Englisch, in der Klinik gab es keine Frauenärztin. Das Schweizer Paar befand sich auf Fahrradtour durch Indien. Der Schweizer Botschafter in Indien sicherte dem Paar jegliche Hilfe zu.

Polizist: Sie realisierten nicht, wie gefährlich es ist. Ganz ähnlich wie der Innenminister hatte sich laut der Times of India ein ranghoher Polizist geäußert. „Sie nahmen eine falsche Abzweigung und entschieden sich, in der Nähe eines Dorfes zu campieren“, soll er gesagt haben. „Sie realisierten offenbar nicht, dass ein Distrikt mit einem Mann-Frau-Verhältnis von 85 zu 100 kein sonderlich sicherer Platz ist.“

Nach dpa-Angaben hat die Polizei sechs Männer festgenommen. Bei den Verdächtigen seien der Laptop und die Mobiltelefone des Paares gefunden worden, sagte ein Sprecher der Leitstelle im Distrikt Datia in Zentralindien der dpa am Sonntag.

Die Verdächtigen haben gestanden. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge sind nur fünf Männer in Haft, nach einem sechsten werde gefahndet. Die fünf hätten ihre Beteiligung an dem Überfall gestanden, berichtet AFP. „Wir haben fünf Männer festgenommen, und sie haben die Gruppenvergewaltigung und den Angriff auf den Ehemann zugegeben“, zitiert die Agentur einen Polizeisprecher. Die Täter hätten beobachtet, wie das Paar sein Zelt aufstellte und die Gelegenheit erkannt, die Frau anzugreifen und zu vergewaltigen. Das Touristenpaar sei bereits nach Neu Delhi abgereist, sagte ein anderer Polizeisprecher in Madhya Pradesh. „Es war nicht erforderlich, dass sie länger hier im Krankenhaus bleibt.“