Der Gründer der »Kriegs AG« Blackwater, die heute unter dem Namen Academi firmiert, erklärte, sein Unternehmen sei praktisch ein »Ableger der CIA« gewesen und habe von dem Geheimdienst Befehle bekommen.
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© picture-allianceErik Prince
In einem am letzten Donnerstag veröffentlichten Artikel von Eli Lake auf der Internetnewsplattform "The Daily Beast" enthüllte Prince, wie eng die Verbindungen seines Unternehmens zur "Central Intelligence Agency" vor allem Anfang des neuen Jahrtausends gewesen waren. Im Februar dieses Jahres hatte die Bundesanwaltschaft gegen einige Blackwater-Mitarbeiter die Anklagen wegen schwerer Vergehen fallen gelassen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Mitarbeiter auf Anweisung der amerikanischen Regierung gehandelt hatten. Nach einem drei Jahre währenden Ermittlungs- und Strafverfahren verließen die meisten angeklagten Mitarbeiter das Gerichtsgebäude als freie Menschen. Lediglich zwei Mitarbeiter erhielten eine dreijährige Bewährungsstrafe, wurden vier Monate unter Hausarrest gestellt und mussten eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 US-Dollar zahlen.

Allerdings werfen die einige zehntausend Seiten umfassenden Gerichtsakten dieses Falles ein bezeichnendes Licht auf ein Argument, dass das Unternehmen im Verlauf des dreijährigen Verfahrens immer wieder vorbrachte: Blackwater sei selbst der verlängerte Arm der CIA gewesen. »Die Zusammenarbeit zwischen Blackwater und der CIA begann, als wir spezialisierte Ausbilder und Einrichtungen zur Verfügung stellten, über die die Behörde nicht verfügte«, sagte Prince gegenüber The Daily Beast. »In den darauf folgenden Jahren wurde Blackwater praktisch zum verlängerten Arm der CIA. Wir wurden immer und immer wieder mit gefährlichen Missionen beauftragt, die die CIA selbst nicht durchführen konnte oder wollte.«

Anfänglich waren die Abgeordneten der Ansicht, die CIA »suche nach bestimmten Qualifikationen und Fähigkeiten. Und sie mussten sich an externe Vertragspartner wie Blackwater wenden, um sicherzustellen, dass sie ihre Aufgabe erfüllen kann«, erklärte der frühere Kongressabgeordnete Pete Hoekstra. Aber die Beziehung zwischen dem Kriegsdienstleister und dem Geheimdienst war offensichtlich sehr viel enger als angenommen.

Als der jordanische König Abdullah 2005 die USA besuchte, unternahm er auch einen Abstecher zur Blackwater-Firmenzentrale nach Moyock im US-Bundesstaat North Carolina, wo ihm Vorstandsmitglieder des Unternehmens zwei Geschenke übereichten: Ein modifiziertes halbautomatisches Bushmaster AR-15-Sturmgewehr und eine Remington-Schrotflinte. Beide Waffen trugen dasBlackwater-Logo. Prince bemerkte, die CIA habe Blackwatergebeten, Abdullah die Gewehre zu überreichen, da »die CIA-Beamten vergessen hatten, Geschenke für den König zu besorgen«.

Bei einer Durchsuchung des Blackwater-Hauptquartiers im Jahr 2008 entdeckte das "Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives" (ATF, »Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe«, eine dem US-Justizministerium unterstellte Bundespolizeibehörde) allerdings, dass die Waffen, die Abdullah überreicht worden waren, als persönliches Eigentum zweier CIA-Mitarbeiter registriert waren. Es fanden sich keinerlei Unterlagen darüber, die darauf hindeuteten, dass sich die Gewehre nun im Besitz des jordanischen Königs befinden.

Darüber hinaus ergab sich bei den Ermittlungen des ATF, dass viele der Waffen von Blackwater illegal beschafft worden waren. Einige dieser Waffen, darunter Sturmgewehre wie rumänische AK-47und Bushmaster AR-13, wiesen illegal verkürzte Läufe auf und waren unter Verletzung von Bundesgesetzen in andere Länder exportiert worden.

Blackwater erklärte zu all diesen Vorkommnissen, man habe auf Anweisung der CIA gehandelt. In den Gerichtsakten finden sich eidesstattliche Aussagen von CIA-Mitarbeitern, die bestätigten, dass Blackwater der Behörde Waffen geliefert und Ausbildungen durchgeführt habe. In einem Dokument wird sogar »Erik P.« selbst als CIA-Mitarbeiter aufgeführt. »Die CIA setzte Blackwater regelmäßig zu Missionen in der ganzen Welt ein«, heißt es in einem Gerichtsdokument. »Diese Aufträge wurden in Form schriftlicher oder mündlicher Verträge und im Rahmen informeller Anfragen vereinbart. Oft erhielt Blackwater von der Behörde keine Bezahlung für die geleistete Unterstützung. Blackwater beschäftigte auch CIA-Beamte und -Mitarbeiter und lieferte verdeckt arbeitenden CIA-Agenten und -Beamten Legenden. In vieler Hinsicht war Blackwater oder zumindest ein erheblicher Teil Blackwaters der verlängerte Arm der CIA

Prince sagte gegenüber The Daily Beast, er sei aus einem »patriotischen Pflichtgefühl heraus« damit einverstanden gewesen, auch ohne Bezahlung für die CIA tätig zu werden. Und selbst nachdem er Blackwater, das sich nun »Academi« nennt, für 200 Mio. Dollar verkauft hat, hegt er weiterhin einen tiefen Groll gegen Staatsanwälte, die gegen das Unternehmen ermitteln. »Blackwater hat zahlreiche lebensgefährliche Missionen für die CIA durchgeführt«, sagte er. »Und im Gegenzug entschließt sich die Regierung, gegen meine Leute strafrechtlich vorzugehen, weil sie genau das getan haben, was man ihnen aufgetragen hatte.«