In der vergangenen Woche wurde der 38-jährige Rechtsanwalt und Pflichtverteidiger Andy P. Hart aus Toledo im US-Bundesstaat Ohio, zu dessen Klienten Insassen des berüchtigten Gefängnisses Guantanamo Bay gehörten, tot aufgefunden. Sein Tod wird als Selbstmord bezeichnet. Angeblich soll er sich die tödliche Schusswunde selbst zugefügt haben.
Guantanamo
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Nach Angaben des investigativen Internetblogs Truthout berichtete allerdings erst am Mittwoch ein Ermittler, der mit Haftprüfungsverfahren befasst ist, vom Tod des Rechtsanwalts - und dies auch nur unter Zusicherung seiner Anonymität.

Wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, hatte Hart vor einiger Zeit den aus Saudi-Arabien stammenden 39-jährigen Guantanamo-Häftling Khalid Saad Mohammed verteidigt, der 2009 in sein Heimatland abgeschoben wurde, nachdem man ihm praktisch keine unmittelbare Nähe zu Terroristen nachweisen konnte.

Von größerer Bedeutung ist aber möglicherweise seine Pflichtverteidigung von Mohammed Rahim al-Afghani, einem jener 16 Häftlinge in Guantanamo, den die amerikanische Regierung als »High Value« eingestuft hat, d.h. sie hält ihn einerseits für sehr gefährlich, erhofft sich andererseits aber auch wichtige Informationen von ihm. Al-Afghani, der als Übersetzer für Osama bin Laden tätig gewesen sein soll, wurde vom amerikanischen Geheimdienst CIA gefangengenommen und wahrscheinlich vor seiner Ankunft auf Kuba gefoltert.

Der Ort, an dem man Harts Leiche gefunden hatte, wurde noch nicht offiziell bekannt gegeben. Er soll aber einen Abschiedsbrief und einen USB-Speicherstick hinterlassen haben, auf dem sich nach Informationen von Truthout seine Fallakten befunden haben. Das FBI wurde von seinem Tod informiert, da er mit sensitiven Informationen zu tun hatte, aber Truthout konnte bisher noch keine Bestätigung dazu erhalten, ob das FBI in dieser Angelegenheit ermittelt oder nicht.

Der Tod des Pflichtverteidigers erfolgt zu einer Zeit, in der das berüchtigte, im Südosten Kubas auf dem dortigen amerikanischen Marinestützpunkt gelegene Gefängnis Guantanamo Bay erneut in die Schlagzeilen geraten ist. Vor wenigen Tagen erst wurden 40 Sanitäter der US-Marine nach Guantanamo verlegt, um dort mit einem sich ausweitenden Hungerstreik fertig zu werden, an dem sich mindestens 100 der insgesamt 160 Gefangenen beteiligten.

Am Mittwoch hatte das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen erklärt, die Zwangsernährung der hungerstreikenden Gefangenen sei als Folter zu betrachten und verstoße gegen das Völkerrecht.

Andy Hart gehörte zu den Rechtsanwälten, die im März in einem Brief an den amerikanischen Verteidigungsminister Charles Hagel ein sofortiges Eingreifen der amerikanischen Regierung gefordert hatten, um den sich ausweitenden Hungerstreik zu beenden. Hart hinterlässt eine elfjährige Tochter.

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