Die Zypern-Krise hinterlässt zwei Opfer: Das Land selbst wird in den nächsten Monaten im wirtschaftlichen und politischen Chaos versinken. Und der letzte Rest an Vertrauen in Regierungen und Banken blieb bereits auf der Strecke. Zwangsenteignungen sind plötzlich ein Thema, immer mehr Sparer und Anleger sorgen sich um ihre Rücklagen. Wie sollte man sich auf den »Tag X« vorbereiten?
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Auf der Anlegermesse in Frankfurt war dieser Tage die Angst gleichsam mit Händen zu greifen. In den Podiumsdiskussionen und in den vielen persönlichen Gesprächen mit den Besuchern ging es immer wieder um die eine entscheidende Frage: Drohen auch in Deutschland Zwangsenteignungen, Sondersteuern, Bargeldverbote, Kapitalverkehrskontrollen und andere Restriktionen? Selbst wenn der geplante Raubzug der so genannten Euro-Retter in Zypern zumindest in seiner ursprünglichen Form verhindert wurde, so sind doch viele Bürger überzeugt, dass die EU und die nationalen Regierungen im Notfall nicht zögern dürften, die eigenen Bürger auszuplündern.

Dieser Notfall ist längst eingetreten - nicht nur in der Euro-Zone. Die weltweite Verschuldung liegt aktuell bei deutlich über 50 Billionen (!) US-Dollar, das entspricht rund 38,5 Billionen Euro. Und der Schuldenberg wächst täglich weiter. Wer sich informieren möchte, wie sehr die Welt im Schuldensumpf versinkt, dem sei die weltweite Staatsschuldenuhr des Fachmagazins Economist empfohlen. Immer mehr Sparer und Anleger stellen überdies die berechtigte Frage, wie vertrauenswürdig eine Währung wie der Euro ist, die regelmäßig mit abenteuerlichen Summen gerettet werden muss.

Von einer drohenden Enteignung betroffen sind natürlich in erster Linie die Bürger in den Krisenstaaten. Auf deren Konten ist noch einiges zu holen, wie aus Statistiken der EZB und der nationalen Notenbanken hervorgeht. Die privaten Einlagen von Italienern bei inländischen Banken summierten sich im vergangenen Januar auf über 1,4 Billionen Euro. Sparer und Anleger in Spanien hatten im Dezember 2012 über 1,3 Billionen Euro auf ihren Konten, die Iren 167,4 Milliarden Euro (Januar 2013) und die Griechen immerhin 166,3 Milliarden Euro. Das weckt Begehrlichkeiten, keine Frage. Und wenn es die Rettung des Euro oder »systemrelevanter Banken« opportun erscheinen lässt, sind auch die Guthaben deutscher Sparer und Anleger in Gefahr.

Doch wie kann man sich auf den »Tag X« vorbereiten? Wie kann man verhindern, am Ende einen beträchtlichen Teil seines hart erarbeiteten Geldes und seiner Altersrücklagen zu verlieren? Welche Form der Geldanlage ist noch wirklich sicher? Die nüchterne und ernüchternde Antwort: keine! Es gibt nur riskante und weniger riskante Anlageformen.

Sehr stark durch mögliche staatliche Raubzüge gefährdet sind naturgemäß registrierte und sichtbare Guthaben und Vermögenswerte. Das gilt vorrangig für alle Spareinlagen, egal ob Giro-, Festgeld- oder Tagesgeldkonten. Mithilfe der 2005 eingeführten und vom Bundesverfassungsgericht im Sommer 2007 ausdrücklich für verfassungskonform erklärten automatisierten Kontenabfrage können die Behörden im Handumdrehen feststellen, bei welchen Banken die Bürger Konten unterhalten. Auch über die Existenz von Wertpapierdepots ist der Staat bestens informiert. Doch keine Form der Geldanlage wird so lückenlos überwacht wie die Immobilie, auf die der Staat im Fall der Fälle unmittelbaren Zugriff hat. Zwangsabgaben für Immobilieneigentümer oder Sondersteuern lassen sich bei großkoalitionärer Einigkeit, wie sie nach den nächsten Bundestagswahlen wieder vorherrschen dürfte, in kurzer Zeit durchsetzen.

Vorsicht auch bei Derivaten und Zertifikaten. Letztlich handelt es sich um Schuldverschreibungen der emittierenden Bank. Schlittert das betreffende Geldinstitut in die Pleite, hat der Anleger das Nachsehen.

Was also tun? Zunächst gilt es, einen ausreichenden Cash-Vorrat anzulegen. Wenn die Banken geschlossen und die Geldautomaten geleert sind, braucht man Geld, um sich mit den notwendigen Dingen des Alltags versorgen zu können. Niemand darf in solchen Krisensituationen auf Geld- oder Kreditkarten vertrauen. Diese Cash-Reserven sollten in Euro unterhalten werden, denn im Supermarkt oder in der Apotheke dürfte es schwierig sein, zum Beispiel mit Norwegischen Kronen oder Singapur-Dollar zu zahlen. Die Bargeldreserven sind Teil der Vorratshaltung, zu der auch Nahrungsmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs zählen.

Was eventuell vorhandenes Vermögen angeht, so macht es derzeit keinen Sinn, hohe Beträge auf Sparkonten zu unterhalten. Die Verzinsung ist lächerlich gering und gleicht nicht einmal die Inflation aus. Überschreiten die Kapitalerträge den niedrigen Freibetrag, werden dem Sparer sogar noch Steuern für reale Verluste abgeknöpft. Und nun muss der Bankkunde zudem eine staatliche Zwangsenteignung seiner Sparguthaben befürchten. In diesen Zeiten ist es daher wirklich sinnvoller, Bargeld unverzinst an einem sicheren Ort (nicht im Banksafe) aufzubewahren. Im Gegensatz zu den erwähnten Bargeldvorräten sollten diese größeren Cash-Bestände aber in mehrere Währungen gesplittet werden. In Frage kommen zum Beispiel Schweizer Franken, Norwegische Kronen, Singapur-Dollar und auch der US-Dollar, denn trotz der amerikanischen Schuldenorgien wird der Greenback nicht untergehen. Natürlich kostet der Tausch von Euro in Fremdwährungen Geld, aber diese Gebühren sollte der Anleger als eine Art Versicherungsprämie ansehen. Außerdem gilt: diese Transaktionen nicht über das eigene Girokonto abwickeln, sondern als Bargeschäft an fremden Bankschaltern.

Noch besteht ferner die Möglichkeit, bis zu einem Schwellenwert von 15.000 Euro Gold anonym zu kaufen und zu verkaufen. Allerdings empfiehlt es sich, zuvor bei dem betreffenden Händler nachzufragen, ob bei ihm anonyme Tafelgeschäfte möglich sind. Viele Kunden beschwerten sich in den vergangenen Monaten, ihre Händler hätten die Vorlage des Personalausweises verlangt, selbst wenn das geplante Investment deutlich unter 15.000 Euro lag. Einen möglichen Grund verriet uns ein Händler, der es vorzieht, anonym zu bleiben: »Wir müssen immer befürchten, dass es sich bei den Kunden um Finanzbeamte handelt. Zwar sind anonyme Tafelgeschäfte unter 15.000 Euro derzeit noch nicht illegal, aber wer will schon eine schikanöse Betriebsprüfung riskieren?«

Die diskreteste und mobilste Anlageform bleiben Diamanten. Ein Fünf-Karat-Diamant (das entspricht gerade einmal einem Gramm) von bester Qualität ist in etwa so viel wert wie 16 Kilogramm Gold. Als Investment geeignet sind Steine ab einem halben Karat (0,1 Gramm).

Nachteil: Die Handelsaufschläge sind recht hoch, außerdem muss der Anleger gut informiert sein, um nicht »schwarzen Schafen« auf den Leim zu gehen. Unverzichtbares Basiswissen und eine Liste mit vertrauenswürdigen Händlern enthält das jüngst erschienene Buch Diamanten und Farbedelsteine.

Wer dennoch lieber seiner Bank vertraut und Tagesgeldkonten vorzieht, sollte zumindest den Anlagebetrag splitten und auf mehrere Konten bei unterschiedlichen Banken verteilen, um damit die Risiken zu streuen. Vorsicht, wenn Banken deutlich höhere Zinsen bieten als der Durchschnitt. Das ist in der Regel ein deutlicher Hinweis, dass die betreffende Bank dringend Geld braucht.