Nur wenige Tage, nachdem die CIA einen 600 Millionen Dollar schweren Vertrag über so genanntes »Cloud Computing« d.h. über die Auslagerung von Rechenkapazitäten, Datenspeicher etc. in ein externes Netzwerk, die so genannte »Cloud« (»Wolke«) mit Amazon abgeschlossen hatte, räumte der technische Direktor der CIA Gus Hunt ein, seine Behörde versuche, so viele Daten wie möglich zusammenzutragen, unbefristet zu speichern und für zukünftige Analysezwecke vorrätig zu halten.
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In einer Rede vor Technologieexperten am Mittwoch in New York, die sich dort im Rahmen der vom Internetblog GigaOM veranstalteten Konferenz "Structure: Data conference"mit Problemen und neuen Trends bei der Bewältigung immenser Datenmengen befassten, erklärte Hunt unverhohlen, die Geheimdienste suchten schon seit Längerem nach Möglichkeiten, Daten aus Textnachrichten, Tweets, Facebook-Aktivitäten, Videos und anderen Informationsquellen zu speichern, die von der amerikanischen Bevölkerung absichtlich oder unbeabsichtigt zugänglich gemacht werden.

»Heutzutage entwickeln sich Technologien so schnell, dass Regierungen oder die Gesetze da nicht Schritt halten können«, sagte er. »Ich würde sogar sagen, sie verläuft so rasant, dass praktisch niemand Schritt halten kann. Daher muss die Frage beantwortet werden, wie es mit dem Datenschutz und dem Schutz der Privatsphäre aussieht und wem die Daten gehören.«

Hunt erklärte weiter, CIA-Analysten seien damit beschäftigt, neue Algorithmen Rechen- und Handlungsvorschriften zu entwickeln, mit deren Hilfe riesige Datenmengen in »leichter verdauliche« Informationsmengen aufgeteilt werden können, die es dann ermöglichen, öffentliche Entwicklungstrends genau zu untersuchen. Der Geheimdienst werde dann in der Lage sein, seine verdeckten Strategien auf die Ergebnisse dieser Analysen zu gründen. »Der Wert einer Technologie erweist sich erst, wenn man sie mit etwas verknüpfen kann, das sich erst zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt ergibt. Und da man keine Verbindungen zwischen Punkten (oder Informationen) herstellen kann, die noch nicht existieren, ... versuchen wir alles Greifbare zu sammeln und es unbefristet (sozusagen auf Vorrat) zu speichern«, fuhr er fort.

Bereits zuvor hatte die Fachzeitschrift Federal Computer Week berichtet, die CIA habe mit Amazon einen Vertrag abgeschlossen, der es der Regierung ermöglicht, eine eigenständige Cloud-Infrastruktur aufzubauen. Diese Entwicklung geht in die gleiche technische Richtung, die Hunt in seiner Rede am Mittwoch erwähnte.

In der Vergangenheit setzte die CIA auf ein Modell, das auf kleineren, auf spezifische Inhalte oder Funktionen zugeschnittenen Cloud-Servern gründete, die aber nicht über die Kapazitäten verfügten, die man offenbar für die Zukunft anstrebt.

In seiner Rede betonte Hunt, die CIA wolle Informationen über einzelne Personen zusammentragen, die man für Feinde Amerikas halte. Diesem Verdacht wolle man zügig nachgehen und dann auf der Grundlage der Ergebnisse handeln. Im Zusammenhang mit der Partnerschaft mit Amazon, die keine der beiden Seiten öffentlich oder gegenüber Medien bestätigen würde, ging Hunt auf den so genannten »Unterhosenbomber« Umar Farouk Abdulmutallab ein, der an 25. Dezember 2009 versucht hatte, sich an Bord eines Passagierflugzeugs in die Luft zu sprengen. Ein Bericht des Weißen Hauses aus dem Jahr 2010 schilderte, wie es geschehen konnte, dass dieser al-Qaidazugerechnete Anschlag beinahe gelungen wäre. In dem Bericht heißt es: »Obwohl alle Informationen den zuständigen Analysten der CIA und des Nationalen Zentrums zur Terrorbekämpfung (NCTC), die Zugriff auf alle Informationsquellen hatten, vor dem geplanten Anschlag zugänglich waren, wurden diese Informationen niemals miteinander verknüpft, und im Ergebnis bestand das Problem möglicherweise eher darin, dass die entsprechenden Informationen nicht miteinander in Verbindung gebracht wurden, und nicht in mangelnder Informationsweitergabe.«

Vor dem Hintergrund der Äußerungen Hunts muss man wohl davon ausgehen, dass die CIA nun entschlossen daran geht, dieses Problem mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu beheben. »Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass irgendjemand jederzeit genau darüber informiert sein kann, wo man sich gerade aufhält, weil man ein Handy oder Smartphone bei sich trägt; und das trifft selbst dann zu, wenn das Gerät ausgeschaltet ist. Jeder ist bereits jetzt eine wandelnde Sensor-Plattform - ich hoffe, Sie wissen das. Stimmt‘s? Zumindest sollten Sie es wissen«, meinte er.