Vor wenigen Tagen wurde die erste Langzeitstudie über die Wirkung einer Fütterung mit Monsanto-Gentechmais und -soja veröffentlicht. Die Resultate schockieren, sie bestätigen die im September 2012 veröffentlichten Ergebnisse einer Langzeitstudie von Professor Gilles-Éric Séralini über die Wirkung einer Fütterung mit Monsanto-Genmais bei Ratten.
Schweine
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Seit ungefähr 20 Jahren ist es gängige Praxis und auch erlaubt, Schweine, Rinder und andere Tiere mit einer Mischung von Gentechmais und -soja zu füttern. Trotzdem wurde erst jetzt eine erste unabhängige Langzeit-Fütterungsstudie über die Wirkung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bei Nutztieren durchgeführt - ein Beweis dafür, wie umfassend Monsanto und die Gentech-Agrobusiness-Lobby die staatlichen Aufsichtsbehörden in der Hand haben. Was nur wenige wissen: Seit das US-Landwirtschaftsministerium 1996 die Markteinführung von gentechnisch verändertem Soja und Mais für den menschlichen Verzehr und die Verfütterung an Tiere genehmigt hat, stammt das meiste Fleisch, das in Supermärkten nicht nur in den USA, sondern auch in der EU verkauft wird, von Tieren, die nicht auf Weideflächen grasen, sondern mit einer Mischung von Gensoja und -mais gefüttert werden.

Obwohl einschlägige Gesetze in der EU die Kennzeichnung eines Produkts verlangen, wenn es mehr als 0,9 Prozent gentechnisch veränderte Bestandteile enthält, hat die EU-Kommission unter Druck der Lobby des US-Getreidekartells - der Konzerne Bunge, ADM, Cargill - ein riesiges Schlupfloch offengelassen. Danach dürfen Lebensmittel in der EU ganz erheblich mit GVO belastet sein. Importiertes Viehfutter, das Gensoja oder -mais enthält, ist von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen. Da die meisten Rinder, Schweine und das Geflügel in der EU heutzutage in »industriellen« Betrieben aufwachsen und mit einer Mischung aus Monsanto-Genmais und -soja gefüttert werden, gelangen GVO in beträchtlichen Mengen in die menschliche Ernährung.

Mit der neuen Studie wurde erstmals versucht, die meistverbreitete Gen-Futtermischung sorgfältig und unabhängig über die gesamte Lebensspanne von Schweinen zu testen.

Die soeben offiziell freigegebene expertenbegutachtete (»peer reviewed«) Studie wurde von einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe des Institute of Health and Environmental Research in Australien erstellt. Leiterin der Gruppe war Dr. Judy Carman. Seit Jahren beobachten Landwirte in Europa und Nordamerika bei ihrem Vieh, das mit gentechnisch verändertem Mais und Soja gefüttert wurde, schwere Verdauungsschwierigkeiten und Fortpflanzungsprobleme. Eine Gruppe von Farmern im Mittleren Westen der USA organisierte eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung von Fütterungsstudien an Schweinen, die entweder mit einer Mischung aus Gensoja und -mais oder mit einer gentechnikfreien Mischung gefüttert wurden. Der Verdauungstrakt von Schweinen weist große Ähnlichkeit mit dem des Menschen auf.

Carman und ihre Mitarbeiter erklären ihre Vorgehensweise: »Wir fütterten 168 gerade entwöhnte Ferkel aus einem kommerziellen Schweinezuchtbetrieb in den USA mit dem normalen Schweinefutter mit Mais und Soja, das in dem Betrieb verwendet wurde; und zwar über 22,7 Wochen (mehr als fünf Monate), bis die Schweine im normalen Schlachtalter geschlachtet wurden. Die Hälfte der Tiere erhielt in der gesamten Zeit häufig verwendete Sorten von Gensoja und Genmais (die GVO-gefütterte Gruppe), die andere Hälfte entsprechendes gentechnikfreies Futter (die Kontrollgruppe). Das Gentechfutter enthielt drei gentechnisch veränderte Gene und damit drei gentechnisch veränderte Proteine. Ein Protein machte die Pflanze resistent gegen Herbizide, die beiden anderen Proteine waren Insektizide.«

Erstaunlich für alle, die vielleicht noch immer meinen, die amerikanischen Regierungsbehörden, die mit der Wahrung der Gesundheit von Mensch und Tier betraut sind, hätten ein waches Auge auf die Wirkung von gentechnisch veränderten Produkten, verlangen die Aufsichtsbehörden in den USA und der EU für Mischungen aus gentechnisch veränderten Futtermitteln keine Fütterungsstudien. Das meiste Vieh wird mit genau so einer Mischung aus Genmais und -soja gefüttert. Damit ist es ausgeschlossen, die Wirkung einer möglichen toxischen Wechselwirkung zwischen zwei oder mehr Gentechpflanzen zu testen.

Genau das, so zeigt die Carman-Studie, passiert im Magen und in den Fortpflanzungsorganen der GVO-gefütterten Schweine.

Alarmierende Studienergebnisse

Einige der Untersucher hatten zuvor in Schweinezuchtbetrieben, bei denen die Sauen gentechnisch verändertes Futter erhielten, eine verminderte Fähigkeit, trächtig zu werden, und eine höhere Zahl von Aborten beobachtet. Außerdem wurden weniger Ferkel geboren, wenn sie von Ebern statt durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, erklärt Carman.

Die Schweine in der einen Gruppe erhielten als Futter eine Mischung aus Monsanto-Genmais und »Roundup Ready«-Gensoja, ebenfalls von Monsanto. Eine solche Mischung wird in Erwerbsbetrieben am häufigsten verwendet. Die zweite Gruppe erhielt ein gentechnikfreies Futter mit ähnlichen Anteilen von Mais und Soja. Die Studie lief über 22,7 Wochen, das ist in kommerziellen Betrieben die normale Lebensspanne eines Schweins von der Entwöhnung bis zum Schlachten. Dass noch nie eine solche Studie durchgeführt worden war, ist an sich schon höchst alarmierend. Die Wissenschaftler maßen Futteraufnahme, Gewichtszuwachs, Sterblichkeit und Blutwerte. Organgewicht und pathologische Veränderungen wurden nach dem Schlachten ermittelt. Um eine Voreingenommenheit auszuschließen, waren die Untersuchenden dabei nicht darüber informiert, welche Gruppe von Schweinen sie gerade sezierten.

Bei den weiblichen Schweinen fanden die Wissenschaftler, dass »das durchschnittliche Gewicht der Gebärmutter bei den Schweinen, die das gentechnisch veränderte Futter enthielten, bezogen auf das Gesamtgewicht des Tiers um 25 Prozent höher war als bei der Kontrollgruppe. Nach unserer Beobachtung war dieses Ergebnis nicht nur biologisch, sondern auch statistisch signifikant. In unserer Arbeit führen wir einige der Erkrankungen auf, die in einer solchen Gebärmutter auftreten können«. Das sind Endometriumhyperplasie oder Karzinom, Endometritis, Endometriose, Adenomyose, Entzündung, eine Verdickung des Endometriums oder die Bildung von Polypen. Bei zwei Schweinen war die Gebärmutter mit Flüssigkeit gefüllt, bei den gentechnikfrei gefütterten Schweinen wurde dies in keinem Fall beobachtet.

Einige Landwirte, die an der Studie teilnahmen, hatten zuvor bei Schweinen, die mit GVO-Futter gefüttert wurden, Darmprobleme beobachtet, darunter Entzündungen von Magen und Dünndarm, Magengeschwüre, dünnere Darmwände und hämorrhagische Colitis, eine Krankheit, bei der ein Schwein sehr schnell »ausbluten« und sterben kann. Da sie das Darminnere nicht beobachten konnten, weil der Darm mit Futter gefüllt war, konnten sie nur den Magen untersuchen.

Dort zeigte sich, dass schwere Entzündungen bei den Schweinen, die das Gentechfutter erhielten, deutlich häufiger auftraten. »Bei der Fütterung mit GVO war die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweine eine schwere Magenentzündung entwickelten, 2,6 Mal höher als bei der Kontrollgruppe. Männliche Tiere waren stärker betroffen. Bei den weiblichen Tieren lag die Wahrscheinlichkeit einer schweren Magenentzündung bei einer GV-Fütterung um 2,2 Mal höher, bei männlichen Tieren um vier Mal. Diese Ergebnisse sind sowohl biologisch also auch statistisch signifikant«, beobachtete Carmans Gruppe. Die Forscher betonten, dass zuvor bei den biochemischen Standardtests im Rahmen der von Monsanto oder der GVO-Industrie durchgeführten Studien keine derart bedeutsamen Ergebnisse aufgetreten waren. Entzündungen oder eine vergrößerte Gebärmutter können mit diesen Standardtests nämlich nur schlecht ermittelt werden.

Das schockierendste Ergebnis war, dass die Gebärmutter der GVO-gefütterten Schweine um 25 Prozent schwerer war als bei den gentechnikfrei gefütterten Tieren und dass die Häufigkeit von schweren Magenentzündungen mit 32 Prozent bei den GVO-gefütterten Schweinen im Vergleich zu zwölf Prozent bei den gentechnikfrei gefütterten deutlich höher war. Die schwere Magenentzündung war bei Gentech-gefütterten männlichen Tieren vier Mal so häufig wie bei den gentechnikfrei gefütterten, bei den Gentech-gefütterten weiblichen Schweinen 2,2 Mal so häufig.

Aufgrund dieser Resultate fordert die Carman-Gruppe jetzt nachdrücklich auch Tests über die Fruchtbarkeit, um die Wirkung einer Gentech-Fütterung auf die tierische Fortpflanzung zu untersuchen.