Ob Fruchtsaft, Chips oder Schokolade - in vielen Lebensmitteln stecken laut Foodwatch noch immer tierische Stoffe, die nicht ausgewiesen sind. Eine Kennzeichnungsregelung scheint in weiter Ferne.
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© Oliver Berg/DPAWelche Lebensmittel enthalten tatsächlich keinerlei tierische Zutaten? Für den Verbraucher ist das bislang schwer erkennbar.
Viele als vegetarisch oder vegan beworbene Lebensmittel enthalten nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch noch immer versteckte tierische Inhaltsstoffe. Zwar hätten einige Hersteller auf Verbraucherbeschwerden reagiert und Rezepturen geändert, teilte Foodwatch am Donnerstag in Berlin mit. Jedoch verwendeten Produzenten bei zahlreichen Nahrungsmitteln nach wie vor tierische Bestandteile, ohne dass diese auf den Verpackungen angegeben werden müssten. "Noch immer fehlt eine klare Kennzeichnungsregelung", kritisierte Foodwatch.

Nach wie vor würden einzelne Fruchtsaftproduzenten auf ihren Internetseiten zu Unrecht damit werben, ihr Saft werde ohne tierische Bestandteile hergestellt und sei damit für Veganer geeignet, erklärte Foodwatch. Bei einer Sorte mit Orange, Mango und Ananas etwa erfahre der Verbraucher aber nicht, dass diese mithilfe von Gelatine von Trübstoffen befreit werde. Auch Hersteller von Kartoffelchips verwendeten noch immer tierische Bestandteile, ohne dass dies auf den Verpackungen nachzulesen sei - je nach Sorte vom Schwein, Rind oder Geflügel.

Dies zeige, dass es für Verbraucher nach wie vor "nahezu unmöglich" sei, mit letzter Gewissheit Tierprodukte in Lebensmitteln zu meiden, kritisierte Foodwatch. Im deutschen Lebensmittelgesetz gebe es keine verpflichtende Regelung zur Kennzeichnung von Zutaten tierischen Ursprungs in Produkten. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) müsse die entsprechende Gesetzeslücke schließen, forderte die Organisation.

Erste Lebensmittelhersteller haben reagiert

Bislang reagiert auf Kritik von Foodwatch an versteckten tierischen Inhaltsstoffen hätten der Safthersteller Eckes-Granini und der Molkereikonzern Deutsches Milchkontor (DMK) mit der Marke Milram, teilte die Verbraucherorganisation mit. Eckes-Granini verwende im Multivitaminsaft "Hohes C" nun anstatt tierischer Gelatine einen pflanzlichen Stoff als Träger für das zugesetzte Provitamin A. In einem Schreiben des Konzerns heißt es, Eckes-Granini produziere seit Januar alle Produkte der Marke frei von Gelatine.

Auch der Milram-Hersteller DMK habe bei seinem "Frühstücksquark leicht" reagiert, teilte Foodwatch mit. Dieser enthalte keine Gelatine mehr als Verdickungsmittel. Aufgedruckt ist auf Verpackungen nun ein Vermerk "Ohne Zusatz von Gelatine".

Forderung nach gesetzlicher Regelung

Der Hersteller Ritter Sport sorgte nach Angaben von Foodwatch für mehr Klarheit bei einzelnen Schokoladensorten. Zwar habe sich der Produzent noch 2012 in seinem Internet-Blog an die "Freunde veganer Schokolade" gewandt und diesen die Geschmacksrichtungen Marzipan, Halbbitter und Edel-Bitter empfohlen. Zugleich aber hatte das Unternehmen darauf verwiesen, dass auf den Verpackungen ein Milchzuckergehalt von 0,4 Prozent angegeben ist. Als Hintergrund nannte der Hersteller, dass Schokolade mit und ohne Milchbestandteile auf der gleichen Anlage produziert werde und eine Verunreinigung deswegen nicht ausgeschlossen werden könne.

Ende Januar erklärte Ritter Sport dann, dass es "keine rein vegane Schokolade" der Firma geben werde. Solange Verunreinigungen nicht ausgeschlossen werden könnten, werde das Unternehmen "nie 'vegan' auf eine Sorte schreiben".

Foodwatch hatte 2012 eine Liste mit Beispielprodukten veröffentlicht, die versteckte tierische Bestandteile enthielten und dem Bundesverbraucherministerium einen Vorschlag für Kennzeichnungsregeln vorgelegt. Bislang sind die Begriffe "vegetarisch" und "vegan" nicht gesetzlich definiert. Foodwatch rief Verbraucher auf, der Forderung nach einer entsprechenden Regelung Nachdruck zu verleihen. An der E-Mail-Aktion beteiligten sich über 65.000 Verbraucher.

cob/AFP