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Vor acht Jahren spielten Moritz und Thomas Neubronner zufrieden zuhause.
Moritz Neubronner ist jahrelang zu Hause von seinen Eltern unterrichtet wurden. Jetzt geht er wieder zur Schule, in die zehnte Klasse der Oberschule in Bremen-Lesum. Der 16-Jährige bemüht sich, denn er will seinen Realschulabschluss machen. Seine Chancen stehen gut.

Die Schulbank drücken - das ist nicht immer ein Spaß. So war es auch bei Moritz und Thomas Neubronner aus Bremen-Nord. Die Brüder fanden die Schule doof. Weil ihre Eltern sie dazu nicht zwingen wollten, unterrichteten sie die Kinder zu Hause. Das schlug damals hohe Wellen in Bremen. Sogar Zwangsgeld drohte die Stadt der Familie an, weil Unterricht zu Hause in Deutschland nicht zugelassen wird. Als der Druck zu hoch wurde, floh die Familie vor fünf Jahren erst nach Spanien und dann nach Frankreich, denn dort ist das sogenannte "Home-Schooling" erlaubt.

Abschluss ohne Schule

Jetzt, fast acht Jahre nach dem letzten Schulbesuch, ist der ältere Bruder Moritz nach Bremen zurückgekehrt - und geht wieder in die Schule. Obwohl der 16-Jährige so lange keinen Schulunterricht mehr hatte, schaffte er jetzt den Abschluss mit Note 1,4. Das war nur möglich, weil seine Eltern ihn unterstützten. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Sozialpädagoge.

Immer wenn Moritz etwas wissen wollte oder etwas nicht verstanden hat, dann haben es ihm die Eltern ausführlich erklärt. Wenn sie selbst Nachhilfe brauchten, wie zum Beispiel bei mathematischen Formeln, haben sie im Internet nachgeschaut. Ihre Philosophie: Kinder wollen von alleine lernen, man braucht sie nicht zu zwingen, so wie es oft bin der Schule passiert. So hat Moritz auch ohne Schule viel gelernt - ziemlich erfolgreich sogar.

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Mutter Dagmar Neubronner weigerte sich jahrelang, ihre beiden Söhne in die Schule zu schicken.
Rückkehr ohne Probleme

Sein Vater hat bei einer Schule in der Nähe angerufen, und dann ging alles ziemlich schnell. Zwar hatte der Schulleiter erst ein paar Bedenken, aber nachdem er Moritz kennenlernte, wusste er, dass der Junge es schaffen kann. In der Schule in Lesum werden Jugendliche unterschiedlicher Leistungsniveaus zusammen unterrichtet - es ist eine Art Gesamtschule.

Moritz stieg im zweiten Halbjahr in einer zehnten Klasse ein, und machte seine Sache ziemlich gut.

Pläne für die Zukunft

Moritz sieht es ganz entspannt, will sich jetzt erstmal Zeit nehmen und überlegen, was er beruflich mal machen will. Ob er erstmal eine Ausbildung macht oder doch das Abitur, lässt er noch offen. Er ist ein wirklich sympathischer Typ, und wirkt schon viel erwachsener als so manch anderer 16-Jähriger.

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Für Schulleiter Helmuth Schnitger ist Moritz ein Ausnahmefall. Die Schule muss verpflichtend bleiben.
Bruder Thomas lernt noch zuhause

Der zwei Jahre jüngere Thomas lebt noch mit seiner Mutter in Frankreich, um dort von ihr unterrichtet zu werden. Wahrscheinlich wird auch er danach wieder nach Deutschland kommen, um einen Schulabschluss zu machen, so wie sein Bruder jetzt. Aber bis dahin lebt die Familie getrennt - Moritz und sein Vater in Deutschland, sein Bruder Thomas und die Mutter in Frankreich. Denn es sieht nicht danach aus, dass die Schulpflicht in Deutschland abgeschafft wird.