Als eine Schülerin in Ingenbohl SZ an Masern erkrankte, mussten alle ungeimpften Kinder der Schule früher in die Ferien. Das will der Bund so - doch damit eröffnet sich eine neue Problematik.
Impfungen, Masern
© KeystoneFrüher Ferien ohne Impfung: Eine Masernimpfung, durchgeführt in Lausanne. (23. März 2009)
Im Kanton Schwyz hat eine Schule die Weisung des kantonsärztlichen Dienstes umgesetzt und Schüler ohne Masernimpfung früher in die Sommerferien entlassen. Das berichtet die Neue Zürcher Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Auch im Kanton Uri scheint diese Praxis bereits üblich zu sein - ungeimpfte Kinder, aber auch ihre Lehrer werden für bis zu drei Wochen nach Hause geschickt.

Die Weisung entspricht den bereits seit April geltenden neuen Richtlinien des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Mögliche Schulausschlüsse sind darin explizit enthalten. Wie Sprecherin Mona Neidhart gegenüber der NZZ sagte, sei die «harte Linie» im Kampf gegen Masern «die einzige Möglichkeit, weitere Ansteckungen zu vermeiden». Die Krankheit bricht besonders in der Zentralschweiz immer wieder aus - denn dort ist man von der angestrebten Impfquote von 95 Prozent weit entfernt. Die relativ schlechte Impfdisziplin in der Schweiz sorgt so auch regelmässig für Ärger mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Ähnliches Bild in Zürich

Mit dem Schulausschluss versucht das BAG, langfristig die Impfdisziplin zu erhöhen. Problematisch ist nur: Der Ausschluss vom Unterricht ist gegen das von der Verfassung geschützte Recht auf Grundschulunterricht. Dessen scheint man sich beim BAG bewusst zu sein. Der NZZ gegenüber verwies BAG-Sprecherin Neidhart aber auf das Epidemiengesetz. Diesem zufolge dürfe man Personen, die eine ansteckende Krankheit weiterverbreiten könnten, absondern. Doch diese Massnahme sollte ausreichen - denn eine obligatorische Masernimpfung ist laut der Sprecherin nicht geplant.

Ein ähnliches Bild lässt sich auch für andere Kantone zeichnen. In diesem Jahre habe es noch keine Masernfälle im Kanton Zürich gegeben, sagte die zuständige Schulärztin auf Nachfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnet. Doch 2011 seien 56 Kinder an Masern erkrankt - mit der Folge, dass etwa 10 ihrer ungeimpften Mitschüler vom Unterricht ausgeschlossen wurden. Wie die Ärztin erklärte, sei die Impfrate in Zürich zwar mit etwa 86 Prozent für Zweitimpfungen wesentlich höher als in der Innerschweiz. Das sei aber noch lange nicht genug, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.

(ajk)