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© APRettungskräfte am Wrack des verunglückten Busses. Ersten Ermittlungen zufolge fuhr das Fahrzeug viel zu schnell auf ein Stauende auf und rammte mehrere Autos.
Aus 30 Metern krachte der Bus in die Tiefe: Mindestens 39 Menschen starben, als in Italien ein Reisebus von einer Autobahnbrücke stürzte. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Untersucht werden ein mögliches Verschulden des Fahrers, der Zustand des Busses - und die Seitenbegrenzung der Autobahn.

Rom - Noch weiß niemand genau, was zu dem Busunglück im Süden Italiens mit mindestens 39 Todesopfern führte. Doch ein Blick auf die Bilder des Wracks vermittelt einen Eindruck von der Wucht, mit der sich der Unfall abgespielt haben muss.

Wie eine Schrotthalde wirkt das Gelände unter der 30 Meter hohen Autobahnbrücke, von der am Sonntagabend ein vollbesetzter Reisebus stürzte. Feuerwehrleute stapfen durch weit verstreute Wrackteile, Metallfetzen, Plastik, Gepäckstücke; es sind Bilder wie nach einem Flugzeugabsturz.

Womöglich auf dem Rückweg von einer Pilgerreise war der Bus in der Nähe von Neapel in die Tiefe gestürzt. Ersten Ermittlungen zufolge war er zuvor in ein Stauende gerast, hatte dabei mehrere Autos gerammt, eine Leitplanke durchbrochen und Teile einer Betonbarriere mitgerissen. Im unwegsamen Gelände am Fuß der Brücke blieb er schließlich liegen.

Untersuchung auf Alkohol und Drogen

Auch auf den bei dem Unfall getöteten Busfahrer richtet sich nun das Augenmerk der Ermittler. Der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet - diese erstreckten sich allerdings nicht nur auf ein mögliches Verschulden des Fahrers, sondern auch auf den Zustand des Busses sowie der Seitenbegrenzung der Autobahn.
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© AFPBergung mit schwerem Gerät: Schlamperei als mögliche Unglücksursache.
Die Leiche des Busfahrers soll außerdem auf Alkohol und Drogen untersucht werden, wie italienische Medien berichteten. Die Unterlagen zu dem Unfallfahrzeug habe die Polizei bereits beim Busunternehmen Mondo Travel beschlagnahmt.

Ereignet hatte sich der Unfall auf der Autobahn Neapel-Bari zwischen Monteforte Irpino und Baiano in der Region Kampanien. Insgesamt sollen rund 50 Menschen mit dem Bus unterwegs gewesen sein, vor allem Italiener. Unter den Opfern sind nach Ansa-Berichten viele Kinder.

Horchen auf Hilferufe

Unklar ist bisher noch die genaue Herkunft der Passagiere. Italienische Medien berichteten, es habe sich um Teilnehmer einer Pilgerreise gehandelt; die Opfer sollen demnach aus den Orten Giugliano in Campania, Mugnano di Napoli und Marano in der Nähe von Neapel stammen. Anderen Quellen zufolge habe der Reisebus Ausflügler nach Hause bringen sollen, die ein Thermalbad nahe der Stadt Benevento besucht hatten.

Die Bergungsarbeiten gestalteten sich wegen des unwegsamen Geländes schwierig. Ausgerüstet mit elektrischen Sägen arbeiteten sich Feuerwehrleute durch das verbogene Metall des Fahrzeugs, um nach Überlebenden zu suchen. Immer wieder hielten sie bei der Arbeit inne, um mögliche Hilferufe nicht zu überhören.

Eigenen Angaben zufolge zogen die Rettungskräfte in den Stunden nach dem Unglück Dutzende Leichen aus dem Wrack; drei weitere fanden sie unter dem Fahrzeug - sie waren bei dem Unfall aus dem Bus geschleudert worden. Ob es Vermisste gibt, ist bislang unklar. Ein Polizeisprecher sagte, die Suche nach möglichen Businsassen gehe weiter. "Unsere Priorität ist es jetzt, die Verletzten zu befreien", fügte er hinzu.

In Krankenhäuser gebracht wurden bislang elf Schwerverletzte. Ansa zufolge sind sechs Kinder unter den Überlebenden, von denen sich zwei noch in kritischem Zustand befinden.

Berichte über geplatzten Reifen

An der Unfallstelle wurden die geborgenen Leichen zunächst mit Tüchern bedeckt auf der Straße aufgereiht. Auf Fotos der Nachrichtenagentur AP war zu sehen, wie Dutzende hölzerne Särge bereitgestellt wurden. In ihnen sollten die Todesopfer in eine Schule in Monteforte Irpino gebracht werden. Dort bekommen die Angehörigen Gelegenheit, Abschied zu nehmen.

Warum der Bus gegen 20.30 Uhr so schnell auf das Stauende auf der A16 auffuhr, ist noch unklar. Polizeiangaben zufolge hatten Warnschilder und Blinksignale auf den stockenden Verkehr hingewiesen. Möglicherweise habe es ein Problem mit den Bremsen gegeben oder aber ein Reifen sei geplatzt, berichtete Ansa unter Berufung auf Augenzeugen.

Tatsächlich sagte eine Überlebende des Unglücks nach Angaben ihres Onkels, ein Reifen des Busses sei geplatzt, so dass der Fahrer die Kontrolle verloren habe. Die Polizei teilte mit, am Unfallort habe es keine Bremsspuren des Busses gegeben.

Die Autobahn blieb nach dem Unfall stundenlang gesperrt.

rls/dpa/AP/AFP