Wahlverweigerin - und stolz darauf. Die Journalistin Andrea Hanna Hünniger hat bei „Maybrit Illner“ gestandene Chefredakteure mit ihrer Nichtwähler-Haltung geschockt. Von dem Vorwurf, sie sei weinerlich, lies die junge Frau sich nicht einschüchtern.
Bild
© Tobia KruseHanna Hünniger: "Für uns wird sich nichts ändern"
Jung, intelligent und mit einer ordentlichen Portion Null-Bock-Attitüde ausgestattet: Die 28-jährige Journalistin und Autorin Andrea Hanna Hünniger hat als Gast in der Polittalk-Show von Maybrit Illner erklärt, an noch keiner einzigen Wahl teilgenommen zu haben.

„Meine Generation findet in der Politik nicht statt“

Sie ist Nichtwählerin - aus Überzeugung. „Meine Generation findet in der Politik nicht statt. Für uns wird sich nichts ändern“, begründete sie ihre Trotzhaltung. Ob die Partei Alternative für Deutschland (AfD) in den Bundestag einziehe und dafür die FDP rausfliege, habe schließlich keinerlei Auswirkungen auf sie und ihre Altersgenossen, so die 28-Jährige. Ihre Generation, das seien die unter 35-Jährigen, die sie selbst als „politisch sehr gebildet“ einstuft.

Ihr Geständnis sorgte für Kopfschütteln bei den anderen Gästen: FOCUS-Chefredakteur Jörg Quoos, Roland Tichy von der Wirtschaftswoche, Zeit-Chef Giovanni di Lorenzo, Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, sowie Kollege Hajo Schumacher von der Welt.

Junge Generation werde nicht angesprochen

Anfänglich versuchte die journalistische Elite argumentativ gegen die Null-Bock-Attitüde der jungen Frau vorzugehen - vergeblich. Das Argument, die Themen ihrer Generation fänden im Wahlkapf nicht statt, würde schlichtweg nicht stimmen, entgegnete Journalist Schumacher. Als Beleg führte er geduldig die Euro-Rettung und das Thema Krankenversicherung an.

Weniger Geduld bewies Roland Tichy, der die Ausführungen der Nichtwählerin als „weinerlich“ einstufte. Klare Worte findet auch Franziska Augstein von den Süddeutschen Zeitung: Das sei hier doch kein „Disney-Film“.

Hünniger soll eigene Partei gründen

Gegen Ende der Diskussion wurde der Ton unter den Gästen wieder versöhnlicher. Sie solle doch einfach eine eigene Partei gründen, schlug ihr FOCUS-Chefredakteur Jörg Quoos abschließend vor. „Ich denke darüber nach“, entgegnete Hünniger. Dass die 28-Jährige mit ihren Ansichten in der Talkrunde auf verlorenem Posten stand, wurde schnell klar. Aber: Bundesweit gesehen ist sie mit ihrer Haltung keine Ausnahme. Bei der Bundestagswahl 2009 blieb jeder dritte Wahlberechtigte der Urne fern.