Forscher haben mit Satellitenhilfe neue Kälterekorde ermittelt - Nahe von Gebirgszügen im Herzen der Antarktis hatte es im Juli 2010 und im August 2013 jeweils minus 93 Grad Celsius
Temperaturrekord Antarktis
© Grafik: NASA
Gut eine Woche bevor am 8. August 2013 in Österreich die Hitzerekorde purzelten und erstmals mehr als 40 Grad Celsius gemessen wurde, überflog ein Erdbeobachtungssatellit der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa auch die Antarktis. Am 31. Juli ermittelte der Satellit an etlichen Stellen des eisigen Kontinents die Bodentemperatur - und registrierte einen Rekordwert für das Jahr 2013.

Wie US-Forscher Ted Scambos am Dienstag bei der Herbsttagung der Amerikanischen Geophysikalischen Union in San Francisco berichtete, betrug der tiefste registrierte Wert minus 93 Grad Celsius. Gemessen wurde die nur schwer vorstellbare Temperatur mitten in der Antarktis, unmittelbar neben den höchsten Stellen eines ausgedehnten, etwa 3800 Meter hohen Gebirgsrückens.

Ideale Orte für Extremwerte

Scambos, der für das US-amerikanische Snow and Ice Data Center arbeitet, wertet seit einiger Zeit die rund 30 Jahre weit zurückreichenden Satellitendaten aus und weiß nun, wo und wie es zu den Extremwerten kommt: Am allerkältesten ist es während des antarktischen Winters an hochgelegenen Orten über 3000 Meter Seehöhe, wo die extrem trockene und klare Luft jede Art von Wärme abstrahlt.

Genauer besehen handelt es sich bei den Extremkältepunkten um Senken nahe den höchsten Stellen des Gebirges. Die kalte Luft, die schwerer ist, sinkt in diese Vertiefungen ab und kühlt dort in den Nächten noch einmal ab. Diese kältesten Orte seien wie Perlen einer Kette entlang den Gebirgszügen aufgefädelt, so Scambos.

Die minus 93 Grad Celsius sind dabei noch gar nicht der tiefste Wert, den die Forscher ermittelt haben: Am 10. August 2010 dürfte es in unmittelbarer Nähe des Kältepols 2013 noch einmal um zwei Zehntelgrad kälter gewesen sein, in einer Höhe von 3900 Metern in 81,8 Grad südlicher Länge und 59,3 Grad östlicher Breite.

Der bisherige Rekordwert wurde am 21. Juli 1983 nahe der damals noch sowjetischen Antarktisstation Wostok gemessen - im Unterschied zu den neuen Rekordwerten allerdings zwei Meter über dem Boden und nicht mit der Hilfe von Satelliten.

Boden- versus Lufttemperatur

Scambos ging bei seiner Präsentation indes davon aus, dass der Unterschied zwischen Boden- und Lufttemperatur nur ein bis zwei Grad betrage. Deshalb würden die in San Francisco präsentierten Werte auch für die Luft einem neuen Tiefpunkt entsprechen.

Scambos möchte dennoch nicht, dass die Werte bereits ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden. Die Forscher wollen in den nächsten Jahren noch versuchen, die Messungen zu standardisieren und die Temperaturen noch genauer zu kalibrieren, wie er der BBC mitteilte. Dennoch sei er überzeugt, dass man nun wisse, wo die kältesten Orte des Planeten liegen und warum sie ausgerechnet dort und nirgendwo anders sind.