Mit dem Rauchen zu brechen und fortan ohne Nikotinzufuhr zu leben, erfordert großes Durchhaltevermögen. Leider kommt dann auch so manches Kilo auf Rippen und Hüften. Der Grund dafür ist aber nicht eine erhöhte Kalorienzufuhr, wie man unterstellen möchte, sondern eine veränderte Darmflora.

Wer hat’s herausgefunden? Diese überraschende Erklärung liefert ein Schweizer Team von Wissenschaftlern um Gerhard Rogler vom Universitätsspital Zürich. Wie in der Fachzeitschrift PLoS One veröffentlicht, nehmen nach dem Rauchstopp offenbar jene Bakterienstämme zu, die auch in der Darmflora von stark Übergewichtigen dominieren.

Eigentlich werden in der schweizerischen IBD-Kohorten-Studie die Hintergründe und Auswirkungen von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie etwa Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erforscht. Man weiß, dass bei diesen Erkrankungen auch Verschiebungen in der Darmbesiedlung vorliegen, was auch in der Krankheitsentstehung eine Rolle spielt, und dass Rauchen diesen Patienten zusätzlich schadet. Im Zuge dieser Studie wurde der Aspekt Rauchen - aber bei gesunden Probanden - unter die Lupe genommen. So untersuchten der Gastroenterologe Rogler und seine Kollegen über neun Wochen die Stuhlproben der 20 Teilnehmer: fünf Raucher, fünf Nichtraucher und zehn Personen, die nach einer Woche dem Nikotin entsagten. Gemäß Studiendesign wurde aus den Proben die DNA von verschiedenen Darmbakterien gewonnen, mittels PCR amplifiziert und durch Sequenzierung identifiziert.

Während sich die Darmflora der Raucher und Nichtraucher im Verlauf nur wenig veränderte, zeigten sich in der Gruppe mit Rauchstopp deutliche Verschiebungen: Vertreter der Bakterienstämme Firmicutes und Actinobacteria gewannen die Oberhand über die Proteobakterien und Bacteriodetes. Und: Im Beobachtungszeitraum nahmen die Teilnehmer dieser Gruppe durchschnittlich 2,2 Kilo zu, und das, obwohl sie an ihren Ernährungsgewohnheiten nichts änderten.

Bereits 2005 stellten andere Wissenschaftler in einem Mausmodell fest, dass im Darm fettleibiger Mäuse die Bacteroidetes-Stämme im Gegensatz zu „schlanken“ Tieren um 50 Prozent reduziert sind, die Firmicutes-Stämme hingegen proportional häufiger vorkommen. Offenbar ist die Zusammensetzung der Darmflora maßgeblich, um die in der Nahrung enthaltene Energie mehr oder weniger effizient zu verwerten. Rogler nimmt an, dass dieser Effekt auch bei seinen Studienteilnehmern zum Tragen kommt und sie deshalb unter Rauchverzicht ein paar Pfunde zulegten.