Haferfeld mit Disteln
© G. ElsnerUnkraut auf US-Feldern zunehmend resistent gegen Glyphosat.
Auf den Baumwoll-, Soja- und Maisfeldern in den USA breiten sich sogenannte Super-Unkräuter aus, die vollkommen resistent gegen Unkrautvernichtungsmittel sind. Gentechnik-Gegner und einige Wissenschaftler machen gentechnisch veränderte Pflanzen für dieses Phänomen verantwortlich. "Die Vereinigten Staaten steuern auf eine Krise zu", warnte eine im September im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Studie.

In einigen Regionen des Landes wüchsen die Unkräuter, die resistent gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat seien, schon auf einem Großteil der Felder. Diese Kulturen basieren in den USA zu 90 Prozent auf gentechnisch verändertem Saatgut. In einer vor knapp einem Jahr veröffentlichten Umfrage des Marktforschungsbüros Stratus gaben 49 Prozent der befragten Landwirte an, 2012 Glyphosat-resistente Unkräuter auf ihren Flächen gefunden zu haben. Das war ein Anstieg um 34 Prozent binnen eines Jahres.

Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Pflanzengift. Der US-Konzern Monsanto entwickelte es in den 70er Jahren und vertreibt es heute unter dem Namen Roundup. Die Konkurrenz hat andere Namen dafür.

Für die Ausbreitung der Super-Unkräuter weist die mächtige Saatgutindustrie jede Verantwortung zurück. Eine Sprecherin von Monsanto, das 1996 das erste gegen Glyphosat resistente Saatgut auf den Markt brachte, betont, dass es schon vor den ersten gentechnisch veränderten Organismen (GVO) Unkraut gegeben habe, das resistent gegen Pflanzengift gewesen sei. Auch ein Sprecher des US-Landwirtschaftsministeriums bestätigt, dass es das Phänomen schon "seit Jahrzehnten" gebe und dies eine Folge der Entwicklung sei: "Die Pflanzen betreiben eine natürliche Selektion, um mit der Zeit resistenter zu werden".

Bill Freese vom Zentrum für Lebensmittelsicherheit, einer Gentechnik ablehnenden Nichtregierungsorganisation, gibt aber zu bedenken, dass es zwar das Problem der Resistenz schon vor gentechnisch verändertem Saatgut gegeben habe - sich dieses aber mit dessen Verwendung "stark beschleunigt" habe. Diese Meinung teilt auch Charles Benbrook vom Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft und erneuerbare Ressourcen an der Washington State Universität. Auf den Feldern seien seit der Einführung gentechnisch veränderten Saatguts größere Mengen an Pflanzengift eingesetzt worden. Erst dies habe zu der Glyphosat-Resistenz geführt.

Eine auf der Website des Gentech-Herstellers Pioneer veröffentlichte Studie stellt ebenfalls fest, dass das Problem zuallererst in Gebieten aufgetaucht sei, in denen Glyphosat über mehrere Jahre mehrmals in einer Saison gespritzt wurde. Das US-Landwirtschaftsministerium betont, und dies bestätigen die Wissenschaftler, dass nicht das gentechnisch veränderte Saatgut an sich die Ursache der Super-Unkräuter sei, sondern "die von den Landwirten gewählten Praktiken", die das von Monsanto und seinen Konkurrenten vertriebene System von gentechnisch verändertem Saatgut plus Glyphosat umgesetzt hätten.

"Die Bauern haben sich zu stark auf den Glyphosat-Pflanzengiften in Verbindung mit GVO ausgeruht", heißt es in einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie in der Zeitschrift "BioSciences". Ein Sprecher des Agro-Chemiekonzerns Dow sagt, die Landwirte hätten Glyphosat "übermäßig angewendet", weil die "keine bessere Alternative" dazu gesehen hätten.

Wissenschaftler Benbrook spricht von einem Teufelskreis: Denn angesichts der Super-Unkräuter hätten die Landwirte den Einsatz von Pflanzengiften "um rund 25 Prozent pro Jahr" erhöht. In den USA rechneten viele Experten damit, dass die Zulassung von Saatgut, das gegen mehrere Pflanzengifte resistent sein soll, die Anwendung von Unkrautvernichtungsmitteln um mindestens 50 Prozent ansteigen lassen wird. Derweil machen sich auf den Feldern in den USA schon Unkräuter breit, denen gleich mehrere Pflanzenschutzmittel nichts anhaben können