Genmais
Die Mehrheit der Bevölkerung will keinen Genmais, aber Bundestag stimmte trotzdem zu
"Keine Gentechnik auf Acker und Teller" - da sind sich die Fraktionen im Landtag einig. Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) forderte ein Verbot nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Europa. Der Bundestag hatte am Donnerstag aber keine gute Nachricht für Bonde.

Der Bundestag lehnte einen Antrag der Grünen in namentlicher Abstimmung ab. Mit dem Antrag sollte die Bundesregierung aufgefordert werden, den Genmaisanbau bei der EU abzulehnen.


Kommentar: Klarere Formulierung: Der Bundestag stimmte dem Genmaisanbau zu.


Bonde dürfte wohl enttäuscht sein. Er hatte ein klares "Nein" der Bundesregierung für den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in der EU erwartet.

"Eine Enthaltung Deutschlands wäre peinlich"

Bonde hatte vergangene Woche mit Kollegen aus sechs Bundesländern Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einer ablehnenden Haltung Deutschlands aufgerufen. Deutschland könne das "Zünglein an der Waage" sein, so Bonde. Es gebe eine "breite Front und große Bedenken" gegen Genmais, sagte er am Donnerstag im Stuttgarter Landtag in der Debatte um Genmais.

Über die Zulassung des sogenannten Genmais 1507 sollen in Kürze die EU-Staaten entscheiden. Eine wichtige Vorentscheidung soll am 11. Februar fallen, wenn die Europaminister der EU-Staaten über das Thema beraten. Die Haltung der großen Koalition ist noch nicht geklärt.

Der Grünen-Landwirtschaftsminister Bonde appellierte an die schwarz-rote Bundesregierung, mit einem klaren "Nein" zu stimmen. Nur so könne verhindert werden, dass Genmais europaweit zugelassen werde. Eine Enthaltung Deutschlands wäre peinlich, sagte Bonde. Damit würde die Bundesregierung die Ängste und Bedenken der Bevölkerung nicht ernst nehmen.

Händler und Bauern gegen Gentechnik in Lebensmitteln

Auch Handel und Lebensmittelhersteller hätten kein Interesse an gentechnisch veränderten Produkten, so der Grünen-Abgeordnete im Landtag, Markus Rösler. Besagter Mais produziere aktiv extrem viel Insektengift, das etwa Schmetterlinge bedrohe.

Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte auf der Grünen Woche in Berlin festgestellt: "Unsere Verbraucher wollen diese Produkte nicht." Auch aufgrund der rechtlichen Situation rate er den Bauern dringend vom Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ab.

Opposition will Gentechnik in der Forschung zulassen

CDU und FDP lehnen zwar einen Anbau von gentechnisch verändertem Mais in der EU ab. Sie befürworten jedoch die Nutzung von Gentechnologie in der Agrarforschung. Die hervorragende Forschung und Entwicklung in Baden-Württemberg dürfe nicht durch eine Totalverweigerung "unter die Räder geraten", sagte der CDU-Agrarexperte Klaus Burger.