Friedrich Spee
© CC BY-SA 3.0Friedrich Spee
Was haben die Kirchenlieder "O Heiland, reiß die Himmel auf" und "Zu Betlehem geboren" mit Hexenverbrennung zu tun? Vor 400 Jahren lebte ein Jesuit namens Friedrich Spee, der einerseits ein bedeutender Dichter war, aber auch mit aller Kraft gegen den Wahn der Hexenverfolgung kämpfte. Am 25. Februar 1591 wurde Friedrich Spee geboren.

Es ist eine dunkle Zeit, in der ein geschriebenes Werk eines Dominikanermönchs für Angst und Schrecken sorgt. In der Karwoche des Jahres 1484 veröffentlichte Heinrich Kramer den so genannten "Hexenhammer", nachdem der Bischof von Brixen den fanatischen Ordensmann als "ganz kindisch", ja als "verrückt" bezeichnet und ihn der Diözese verwiesen hatte.

Anonym gegen den Fluch des "Hexenhammers"

Der Hexenhammer galt lange Zeit als Standardwerk der Hexenverfolgung, weniger, weil er die Theologie oder Doktrin der Kirche vertreten hätte, sondern weil er den Nerv der Zeit traf und das Empfinden großer Teile der Bevölkerung widerspiegelte.

Auch wenn Theologen und Prediger der verschiedenen Konfessionen daran mitgewirkt hatten, so formierte sich doch gerade in gebildeten Kreisen ein nicht geringer Widerstand gegen den Hexenwahn.

1631 erscheint in Rinteln an der Weser die "Cautio Criminalis", das Werk eines anonymen Autors, der rechtliche Bedenken gegen die Hexenprozesse anführt. Bald stellt sich heraus, dass hinter diesem Autor der Jesuit Friedrich Spee steckt und auf recht geschickte Weise die Anwendung der Folter zur Erzwingung eines Geständnisses hinterfragt.

Erkenntnis aus der Seelsorge

Nach seiner Priesterweihe im Mainzer Dom hatte Friedrich Spee an mehreren Hochschulen des Jesuitenordens doziert, bevor er als Professor und Gefängnisseelsorger nach Trier versetzt wurde. Seine seelsorglichen Erfahrungen als Beichtvater brachten ihn schließlich zur Einsicht:
"Nachdem ich viel und lange sowohl in der Beichte als außerhalb mit diesen Gefangenen zu tun gehabt hatte, nachdem ich ihr Wesen von allen Seiten geprüft hatte, Gott und Menschen zu Hilfe und Rat gezogen, Indizien und Akten durchforscht, mich, soweit das ohne Verletzung des Beichtgeheimnisses möglich, mit den Richtern selbst ausgesprochen, alles genau durchdacht und die einzelnen Argumente bei meinen Überlegungen gegeneinander abgewogen hatte, - da konnte ich doch zu keinem anderen Urteil kommen, als dass man Schuldlose für schuldig hält."
Juristische Argumentation auf theologischem Hintergrund

Auch wenn Spees Meisterleistung darin liegt, dass er die Hexenprozesse juristisch kritisiert und auch für eine wirksame Strafverteidigung plädiert, so ist seine Intention dazu eine zutiefst theologische und gründet im Weizen-Unkraut-Gleichnis des Neuen Testaments:
"Wenn Gefahr droht, dass zugleich der Weizen mit ausgerauft werde, dann darf das Unkraut nicht vertilgt werden."
Gleichnisse der Bibel als Wegweiser für eigenes Leben

Gottes Liebe zu den Menschen, die in den Gleichnissen transportiert wird, waren zentral für Spees Leben und Denken.

Er war Dichter und Lyriker - nicht wenige bekannte Lieder, die auch heute noch in den Gesangbüchern zu finden sind, gehen zumindest dem Text nach auf Friedrich Spee zurück.

Lieder mit Überschwang aus Spees Feder

Für manche puristischen Gemüter mögen der barocke Überschwang und die Tradition der Schäferlyrik etwas fremd erscheinen:
"Dein Herz nun ganz in Freuden schwimmt und zu und zu die Freude nimmt. Ach, nun vergiss auch unser nit und teil auch uns ein Tröpflein mit."
Doch den Kölnern ist ganz besonders ihr Dreikönigslied, das 1623 erstmals gedruckt wurde und auch auf Friedrich Spee zurückgeht, ans Herz gewachsen.

Spee starb 1635 im Alter von erst 44 Jahren. Sein Leichnam ruht in einer Gruft unterhalb der Trierer Jesuitenkirche am heutigen Priesterseminar.