Carb Frühstück, Marmelade
© ColorboxNeben Fischprodukten und Schokolade kommen auch Fruchtzubereitungen in Marmelade oder Joghurt immer häufiger aus China.
Böse Überraschung für deutsche Verbraucher: Fisch, Äpfel oder Marmelade stammen nach einem Zeitungsbericht immer öfter aus China. Das ist dann problematisch, wenn sie verunreinigt sind - etwa durch Pestizide.

„Wenn Sie im Discounter Fischstäbchen oder Tiefkühlfilet kaufen, können Sie davon ausgehen, dass die Ware in China aufgetaut, verarbeitet, wieder eingefroren und von dort aus weitertransportiert wurde“, sagte Matthias Keller, Leiter des Hamburger Fisch-Informationszentrums (FIZ) der Welt am Sonntag (WamS). Zwei von drei Alaska-Seelachsprodukten im deutschen Handel, knapp 90.000 von insgesamt 130.000 Tonnen, sind demnach chinesische Importe.

Nur ein Fall von vielen. Doch die meisten deutschen Verbraucher wissen gar nicht, dass China-Produkte in deutschen Lebensmitteln längst Standard sind. Auch Schokolade oder die Fruchtzubereitung für Marmelade, Joghurt, Saftschorle oder in Schokolade kommen häufig aus dem Reich der Mitte - mit unliebsamen Nebenerscheinungen.


35 Warnungen von der Lebensmittelbehörde - in einem Jahr


Immer wieder fielen Produkte aus China bei deutschen Lebensmittelkontrollen auf, berichtet die „WamS“. Mal enthalten die Proben genveränderte Inhaltsstoffe, mal Pestizide oder gar Schwermetalle. Dem Bericht zufolge führt China die Statistik der bei der Einfuhr in die EU auffällig gewordenen Lebensmittel mit großem Abstand an. 435-mal habe eine EU-Lebensmittelbehörde 2013 einen China-Import ans unionsweite Schnellwarnsystem gemeldet. „Das liegt zum Teil daran, dass China mengenmäßig viel in die EU importiert. Aber es liegt auch daran, dass wir es mit großen Herausforderungen zu tun haben, wenn es um Lebensmittel aus diesem Land geht“, sagte der Verantwortliche für das Lebensmittelschnellwarnsystem der Zeitung.

Die Einfuhr einiger kritischer Artikel hat die EU schon verboten: beispielsweise frisches Geflügel und genetisch veränderten Reis. Laut Außenhandelsstatistik habe die Bundesrepublik 2013 rund sechs Prozent weniger Essen aus China importiert als im Jahr zuvor, schreibt die „WamS“.

Erdbeeren um ein Drittel billiger

Vermutlich auch deshalb mache die Lebensmittelindustrie ein Geheimnis daraus, wie hoch der Anteil der China-Produkte in ihren Waren ist, schreibt die Sonntagszeitung. An den unschlagbaren Preisvorteilen der China-Ware kommen die Hersteller allerdings nur schwer vorbei. Nach Angaben der „WamS“ kosten etwa chinesische Erdbeeren mit rund 600 Euro pro Tonne nur ein Drittel des Preises spanischer Erdbeeren.

Ein großes Problem sei dabei aber der unterschiedliche Umgang mit Verbraucherschutzrichtlinien: „In der chinesischen Landwirtschaft sind Pestizide erlaubt, die in Deutschland verboten sind“, sagte Christiane Huxdorff von der Umweltschutzorganisation Greenpeace der „WamS“. Es gelten auch andere Grenzwerte: „Die Landwirte dürfen pro Kilogramm Obst oder Gemüse teilweise mehr Pflanzenschutzmittel verwenden als in der EU“, so Huxdorff. Im Jahr 2012 hätten Lebensmittelkontrolleure genau 58-mal Produkte aus dem Reich der Mitte gefunden, die stark pestizidbelastet waren. Darunter besonders oft Tee.

Seelachs auf Weltreise

Auch Äpfel kommen mittlerweile häufig aus China - und eben Fisch. Bevor der oben erwähnte Seelachs nach Deutschland, macht er sprichwörtlich eine Weltreise: Gefangen in der Beringsee vor Alaska wird er noch auf dem Schiff eingefroren und dann in eine der Fischverarbeitungsfabriken an der chinesischen Küste gebracht. Dort taut man ihn auf, zerlegt ihn in Portionsbeutel - und friert ihn erneut ein, um ihn schließlich nach Europa zu verschiffen.

Für den Verbraucher ist diese Lieferkette nicht zu erkennen: Auf der Packung prangt meist stolz der Fangort - das war‘s.

mv