Warum werden plötzlich überall in Nord- und Südamerika Verwerfungszonen und Vulkane aktiv? Beginnt nun eine Zeit für uns, in der stärkere Erdbeben und Vulkanausbrüche sozusagen alltäglich werden? In den letzten Jahrzehnten hatten wir das außergewöhnliche Glück, in einer Phase sehr geringer seismischer Aktivitäten entlang der Westküste der USA zu leben. Wie Sie sich erinnern, liegt die amerikanische Westküste an einem Teil des so genannten Pazifischen Feuerrings, eines »Vulkangürtels, der den Pazifischen Ozean umringt«.
Ring of Fire
© Wikimedia CommonsDer pazifische Feuerring
Etwa drei Viertel aller Vulkane weltweit befinden sich auf diesem Feuerring, und fast 90 Prozent aller weltweiten Erdbeben haben hier ihr Epizentrum. Wissenschaftler sagen uns, dass »The Big One«, ein verheerendes Großerdbeben, irgendwann entlang der San-Andreas-Spalte in Kalifornien ausbrechen wird. Der Spiegel schrieb 2011 unter der Überschrift »Kalifornien: Banges Warten auf ›The Big One‹« dazu: »Dabei weiß in den USA jeder: ›Das schlimmste Beben kommt noch‹... Geologen verweisen auf den ominösen Zusammenhang zwischen den jüngsten Mega-Beben im Pazifikraum. Japan (11. März), Neuseeland (22. Februar), Chile (27. Februar 2010): Alle ereigneten sich in derselben Gruppe geologischer Falzungen, die den Pazifik umranden - der ›Ring of Fire‹. Drei Seiten dieses Rings bebten unlängst. Die vierte Seite: Kaliforniens San-Andreas-Spalte.

Diese Verwerfung läuft parallel zur US-Westküste und trennt die Pazifische von der Nordamerikanischen Platte, die hier aneinander vorbeischrammen. Der Druck wächst täglich... Für San Francisco, wo die San-Andreas-Verwerfung zuletzt beim historischen Beben 1906 aufbrach, schätzen Geologen die Wahrscheinlichkeit eines ›sehr zerstörerischen Erdbebens‹ mit einer Stärke von mehr als 6,7 bis zum Jahr 2032 inzwischen auf 62 Prozent. Für Südkalifornien erhöht sich diese Wahrscheinlichkeit auf 99,7 Prozent.« Aber die meisten Menschen haben diese Gefahr inzwischen verdrängt, weil es so lange Zeit ruhig geblieben ist.

Aber jetzt zeigen bestimmte Entwicklungen, dass sich hier etwas grundsätzlich ändert - und längst nicht nur entlang der kalifornischen Küste. Im Folgenden zwölf Anzeichen dafür, dass in und unter der Erdkruste in Nord- und Südamerika gewaltige Kräfte aktiv werden:
  1. Am vergangenen Freitag erschütterte ein Erdbeben der Stärke 5,1 der nach oben offenen Richterskala Los Angeles. Es war das schlimmste Erdbeben, das die Stadt seit vielen Jahren erlebte.
  2. Auf dieses Erdbeben folgten mehr als 100 Nachbeben.
  3. Am darauffolgenden Samstag wurde Los Angeles dann von einem weiteren Erdbeben, diesmal der Stärke 4,1, getroffen. Wissenschaftler hoffen, dass diese Aufeinanderfolge von Erdbeben in Südkalifornien bald beendet sein wird.
  4. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt im März hatte ein Erdbeben der Stärke 4,4 Los Angeles so stark erschüttert, dass mehrere Nachrichtenmoderatoren unter ihren Tischen Schutz suchten.
  5. Anfang März traf ein Erdbeben der Stärke 6,9, das sich vor der Nordküste Kaliforniens ereignet hatte, die Westküste. Es handelte sich um das stärkste Erdbeben in dieser Region seit 2010.
  6. Im amerikanischen Bundesstaat Oregon ereigneten sich am Mount Hood, der sich etwa 70 Kilometer östlich von Portland befindet, innerhalb weniger Tage mehr als 100 Erdbeben.
  7. Im vergangenen Februar kam es in Oregon zu weiteren sehr ungewöhnlichen geologischen Ereignissen:
    • zwei riesige Erdrutsche - in einem Fall stürzten in der Felsschlucht des Columbia Rivers nur drei Kilometer vom Hood River entfernt etwa 1550 Kubikmeter Fels und Geröll auf die Autobahn 148, im zweiten Fall wurde die Autobahn US Route 30 in der Nähe von Portland blockiert.
    • Einwohner aus Lincoln bis zum Landkreis Tillamook berichteten von einem lauten Rumpeln und Bodenerschütterungen. Es wurden aber keine Erdbeben in der Region zu dieser Zeit aufgezeichnet.
    • Ein sechs Meter tiefes so genanntes Schluckloch (Ponor) verschlang eine Frau und ihren Hund in ihrem Hinterhof in Portland.
  8. Am Sonntag erschütterte ein Erdbeben der Stärke 4,8 den Yellowstone-Nationalpark. Seit Donnerstag haben dort mindestens 25 weitere Erdbeben stattgefunden.
  9. Wissenschaftler haben vor Kurzem entdeckt, dass der Yellowstone-Supervulkan gegenwärtig weitaus mehr Helium freisetzt, als erwartet worden war.
  10. Im US-Bundesstaat Oklahoma haben sich im vergangenen Monat 144 Erdbeben ereignet. Diese hohe Zahl ist sehr ungewöhnlich.
  11. In Peru ist es im vergangenen Monat zu einigen Dutzend Erdbeben gekommen, darunter auch ein Beben der Stärke 6,3, über das weltweit berichtet wurde.
  12. Im März wurde die Nordküste Chiles von mehr als 300 Erdbeben innerhalb von nur sieben Tagen getroffen. Bei 41 dieser Beben lag die Stärke über 4,5 Punkten auf der Richterskala. Erst am Dienstag (2. April) hatte ein schweres Seebeben der Stärke 8,2 etwa 100 Kilometer vor der chilenischen Küste Tsunami-Warnungen ausgelöst. Das Epizentrum des Bebens lag in 39 Kilometern Tiefe.

Kommentar: Die Ereignisse im letzten Monat in der Übersicht (Vulkane und Erdbeben):



Glücklicherweise wurden bei dem Erdbeben in Los Angeles am vergangenen Freitag nur wenige Menschen leicht verletzt. Aber es hat Menschen dort sicherlich wachgerüttelt. Im Folgenden ein Auszug aus einem Artikel in der Los Angeles Times, der den durch das Beben entstandenen Schaden beschreibt:
Das Beben, dessen Zentrum in der Nähe von La Habra südwestlich von Los Angeles lag, ließ Möbel umstürzen, Bilder von den Wänden fallen und Gläser zerbrechen. In den Geschäften fielen die Waren aus den Regalen, und Berichten zufolge zerbarsten auch zahlreiche Fensterscheiben.

In dem Ort Brea, der direkt neben La Habra liegt, erlitten einige Personen geringfügige Verletzungen, nachdem ein Erdrutsch ihr Fahrzeug umgestürzt hatte. Aus Fullerton wurden sieben Wasserrohrbrüche gemeldet. Die Straße durch den Carbon Canyon musste gesperrt werden.

Einwohner der Landkreise Orange und Los Angeles und der Region Inland Empire berichteten von hin und her schwingenden Kronleuchtern, Kaminen, die sich aus den Wänden lösten und bloßliegenden Nerven. Das Beben löste im Carbon Canyon einen Erdrutsch aus, der ein Fahrzeug zum Umsturz brachte, berichtete die Polizei aus Brea.
Gerade dieses Erdbeben hat deshalb eine besondere Bedeutung, weil es sich entlang der so genannten Puente-Hills-Verwerfung ereignete. Eine Seismologin äußerte die Überzeugung, dass gerade diese Verwerfung höchstwahrscheinlich einst »Los Angeles verschlingen« werde:
Nach Angaben von Experten fand das Erdbeben entlang der Puente-Hills-Verwerfung statt, die sich vom San-Gabriel-Tal bis in das Stadtzentrum von Los Angeles erstreckt. Dieses Beben der letzten Nacht war relativ schwach, was bedeutet, dass ›sich die Erschütterungen auf ein sehr kleines Gebiet konzentrierten‹, erklärte der Seismologe Egill Hauksson vom California Institute of Technology (CalTech).

Hauksson sagte weiter, dieses Erdbeben mit einer Stärke von 5,1 weise zudem die Besonderheit auf, dass ihm ein schwächeres Beben vorausgegangen sei. Wissenschaftler wie Hauksson sind hinsichtlich der Puente-Hills-Verwerfung sehr beunruhigt, weil sie direkt bis in das Stadtzentrum von Los Angeles reicht. ›Diese Verwerfung könnte Los Angeles verschlingen‹, erklärte die Seismologin Sue Hough 2003 gegenüber der Los Angeles Times.
Die Meldung, dass gerade diese Verwerfung in letzter Zeit offenbar größere Aktivitäten aufweist, kann man nun wirklich nicht als gute Nachricht bezeichnen. Nach Ansicht von Seismologen könnte ein größeres Erdbeben entlang dieser Verwerfung Schäden in Höhe einiger Hundert Milliarden Dollar anrichten:
Videosimulationen einer Spannungsentladung in der Puente-Hills-Verwerfung macht deutlich, mit welcher Energie sich ein solches Erdbeben in den dicht besiedelten Stadtvierteln von Los Angeles austoben würde. Die stärksten Erdbebenwellen würden sich dabei in West- und Südrichtung durch das Los-Angeles-Becken bewegen. Nach Berechnungen der amerikanischen geologischen Behörde USGS und dem Südkalifornischen Erdbebenzentrum könnte ein massives Beben entlang der Puente-Hills-Verwerfung zwischen 3000 und 18 000 Menschen das Leben kosten und Schäden in der Größenordnung von 250 Milliarden Dollar hervorrufen. Bei diesem schlimmsten angenommenen Szenario würden etwa 750 000 Haushalte obdachlos werden.
Lange Jahre mussten wir zusehen, wie die übrigen Regionen des Pazifischen Feuerrings durch größere seismische Ereignisse heimgesucht wurden und schlimmste Verwüstungen davontrugen. Wir alle erinnern uns an das Erdbeben, das den Tsunami aus dem Jahr 2004 auslöste, und an die verheerenden Folgen des japanischen Tsunamis des Jahres 2011. Und die Welt trauerte, als schwere Erdbeben Neuseeland, Chile, Peru, Japan und die Philippinen heimsuchten und dort zahlreiche Opfer forderten und große Schäden anrichteten.

Wissenschaftler versichern uns, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor auch an der amerikanischen Westküste die seismischen Aktivitäten zunehmen, und genau das scheint jetzt einzutreten.

Wenn Sie selbst an der Westküste leben, so hoffe ich, dass Sie diese Dinge sehr sorgfältig abwägen. Auch wenn die Erde unter Ihren Füßen in den vergangenen Jahren relativ ruhig geblieben ist, bedeutet das nicht, dass dies immer so bleiben wird. In und unter der Erdkruste werden gigantische Kräfte aktiv, und Sie wollen sicherlich nicht in der »Gefahrenzone« leben, wenn diese Kräfte schließlich freigesetzt werden.