Mücke Gelse
© James Gathany / WikipediaDie Ausbreitung der tropischen Tigermücke lässt sich mit konventionellen Mitteln kaum in den Griff bekommen.
Kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft testet Brasilien eine neue Strategie im Kampf gegen Dengue-Fieber. Vor wenigen Tagen entließ das Land den größten Schwarm von genmanipulierten Mücken in die Freiheit.

Die Mücken aus dem Forschungslabor tragen ein tödliches Gen in sich, das an die nächste Generation weitergegeben wird und so die Population in Zaum halten soll.

Schon seit Jahren versucht Brasilien das tropische Dengue-Fieber, gegen das es keine Impfung gibt, in den Griff zu bekommen - bisher jedoch ohne greifbaren Erfolg. Im vergangenen Jahr wurden 1,4 Millionen Fälle gemeldet. Die Erkrankten werden von Übelkeit und hohem Fieber heimgesucht und können in schweren Fällen ins Koma fallen und sterben.

Kaum Erfolge

Bisher lief der Kampf gegen die Tropenkrankheit ins Leere. Die Gesundheitsbehörden versuchten, die Ausbreitung der Tigermücke, der Überträgerin des Virus, durch Larvengift in Gewässern und Wassertanks Herr zu werden. Doch die Mücken brüten hauptsächlich in den Städten und nutzen dort Pfützen, mit Wasser gefüllte Blumentöpfe oder halbleere Getränkedosen. Auch Moskitonetze im Schlafzimmer haben sich nicht als wirksames Mittel erwiesen, weil die Mücken vorwiegend tagsüber stechen.

Die neue Strategie mit den genmanipulierten Mücken funktioniert folgendermaßen: Die Tigermücken besitzen ein tödliches Gen, werden im Labor aber mit dem Wirkstoff Tetrazyklin am Leben gehalten. Im Larvenstadium werden die Weibchen ausgesondert und getötet. Die Männchen, die nicht stechen, werden in die Natur entlassen, wo sie sich mit wilden Weibchen paaren sollen. Die nächste Generation soll sterben, bevor sie sich vermehren kann, weil sie nicht mit Tetrazyklin behandelt werden. Erste Feldversuche haben die Population der Tigermücke um 90 Prozent schrumpfen lassen.

Kritik von Umweltschützern

Umweltschützer kritisieren den Versuch als zu gefährlich, weil die Moskitos höchst mobil seien. „Wenn irgendetwas schief geht, kann man die Mücken nicht mehr einfangen“, sagt Helen Wallace von der Umweltschutzorganisation GeneWatch.

Dengue-Fieber breitet sich in allen tropischen Regionen der Welt aus. Auch in den USA wurden 2009 erste Fälle in den feuchtwarmen Florida Keys registriert. In warmen Sommern ist die Tigermücke auch schon in Mitteleuropa gesichtet worden. Sie wurde wahrscheinlich von Touristen aus tropischen Ländern eingeschleppt.