Hyperinflation - Weimar republic
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Zinsen Null, Schulden unendlich. Droht das Finale im Geldsystem? EZB: Das Volumen der Bond-Käufe könnte prinzipiell unbegrenzt sein. Wenn sich ein erstes Programm von einer Billion Euro als unwirksam erweise, könne ein neues aufgelegt werden. - Fragt sich nur: wie lange noch?

In der Endphase eines Geldsystems ist eine Deflation nichts Außergewöhnliches. Doch das wollen Notenbanken mit allen Mitteln verhindern. Das Gegensteuern kann allerdings leicht zur Übersteuerung führen. Und diese scheint programmiert. Mit aller Gewalt werden die Notenbanken die Geldhähne aufdrehen, um die Wirtschaftsaktivität zu erhöhen und Inflation zu erzeugen. Problem nur: "Die Pferde saufen nicht mehr".

Das ist genau der Punkt, an dem das Geldsytem droht, in einer hyperinflationären Supernova zu verglühen: Die Notenbanken drucken Billionen - aber es hilft nichts mehr. Es ist nicht anzunehmen, dass in gesättigten Gesellschaften die obendrein noch ein demographisches Problem haben, Gelddrucken noch Wirkung zeigt. Damit spielen die Notenbanken die letzte Karte im Geldsystem, bevor das Kartenhaus zusammen bricht - sprich: die Menschen das Vertrauen ins Geld verlieren.

Das muss nicht notwendigerweise durch eine Hyperinflation ausgelöst werden. Der Vertrauensverlust kann auch schon allein durch das bloße Gelddrucken ausgelöst werden. Zur Erinnerung: Die Reichsmark ist auch ohne Hyperinflation untergegangen. Die Menschen haben die Währung einfach nicht mehr akzeptiert. Am Ende waren Tabak und Schnaps die beliebtesten Tauschmittel.

Das Dilemma

Es ist davon auszugehen, dass alle Notenbank Vollgas geben werden. Die Bank of Japan tut es. Die Fed tut es. Und die EZB (siehe unten) wird folgen. Doch die Billionen, die jetzt ins System gepumpt werden, bergen nicht nur das Risiko des Vertrauensverlusts, welcher natürlich jederzeit angesichts der Summen und der Nullen, die keiner mehr zählen kann, eintreten könnte.

Die viel wichtigere Frage ist natürlich: Wer kann angesichts der Billionen in Zukunft noch die Zinsen zahlen? Zwanghafte Folge: Die Zinsen dürfen nie wieder steigen, weil sonst die Staaten / Schuldner sofort unter der Zinslast zusammenbrechen würden.

Beispiel: Wenn die Zinsen für japanische 10jährige Anleihen von jetzt lächerlichen 0,8% auf 1,6% steigen würden, wäre Japan sofort pleite. Der Grund: Alle Staatseinnahmen würden dann für Zinszahlungen drauf gehen. - Japan wäre aber schon viel früher pleite, nämlich dann, wenn die Zinsen überhaupt steigen - weil sich jeder sofort ausrechnen würde, dass es nicht lange braucht, bis der Staatsbankrott zwangsläufig eintrittt.

Ein Staatsbankrott tritt zwangsläufig immer dann ein, wenn ein Staat seine Zinsen nicht mehr zahlen kann. - Oder, wenn er nicht mehr aufschulden kann. Eine Rückzahlung ist im System sowieso nicht vorgesehen.

Der Westen ist schon längst pleite

Die Tendenz der westlichen Industrieländer lässt sich also wie folgt zusammenfassen: Die Schulden steigen immer stärker, entsprechend müssen die Zinsen nach unten manipuliert werden, damit der Schuldner nicht unter der Zinslast Exitus geht. Wie lange diese finale Spielchen im Endstadium eines Geldsystems akzeptiert wird, weiß niemand.

Das führt thoeretisch zu einem Zustand, den manche als "Singularität" im Geldsystem bezeichnen und das ist eine ganz neue Variante des Kollaps: Die Zinsen gehen auf Null und die Schulden steigen auf unendlich.

Es ist unwahrscheinlich, dass dies passieren wird, weil das Geldsystem schon vorher aufgrund von Vertrauensverlust zusammenbrechen wird. Fakt ist nur: mit jeder Billion, die zusätzlich ins System gepumpt wird, wird der Sargnagel tiefer ins System gehämmert. Kalkül der Notenbanken: Hoffentlich merken es die Leute nicht. Doch irgendwann wird es selbst dem Dümmsten dämmern, dass hier irgendwas nicht simmen kann. Das ist dann der Zeitpunkt, an dem der Bäcker nebenan keine Euros mehr für die Brötchen akzeptiert.



Notenbanken: Das letzte Gefecht?

Vor diesem Hintergrund ist die folgende Ankündigung der EZB brandgefährlich. Der Spiegel berichtet in seiner neuen Ausgabe darüber - ohne jedoch die Konsequenzen solcher Maßnahmen zu beleuchten. Typisch Mainstream eben. Tenor der Meldung: Die gute EZB will die Deflation bekämpfen, indem sie Billionen an Staatsanleihen aufkauft:

Die Planungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für ein Ankaufprogramm für Staatsanleihen zur Deflationsbekämpfung nehmen offenbar konkretere Formen an. Das Volumen der Käufe könnte prinzipiell unbegrenzt sein, berichtet das Nachrichtenmagazin Spiegel.

Wenn sich ein erstes Programm mit einem Volumen von zum Beispiel einer Billion Euro als unwirksam erweise, könne eben ein neues aufgelegt werden, heißt es in der EZB. Die Experten der Notenbank stellen dem Spiegel zufolge auch Überlegungen an, nach welchem Schlüssel im Rahmen eines möglichen Programms Staatsanleihen vom Markt genommen werden sollen.

Möglich sei, dass sich die Quoten nach den Anteilen der Mitgliedsländer am EZB-Kapital orientieren. Dann entfiele auf deutsche Staatsanleihen ein Anteil von 26 Prozent, auf französische von 20 Prozent und auf italienische von 18 Prozent.

Denkbar sei aber auch, dass sich die Quoten nach den Marktanteilen der Staatsanleihen richten. Dann kämen italienische Papiere auf einen Anteil von 25 Prozent, deutsche und französische auf jeweils 22 Prozent.

Konservative Geldpolitiker wiederum finden, dass allenfalls Anleihen bester Bonität akzeptiert werden sollten. Viele sehen eine solche sogenannte Quantitative Lockerung sowieso nur als "letzte Waffe", deren Einsatz derzeit extrem unwahrscheinlich sei.

Sollte der EZB-Rat etwa im Juni tatsächlich zum Handeln gezwungen sein, wenn die neue mittelfristige Inflationsprognose vorliegt, sind andere Lösungen wahrscheinlicher. Möglich sei etwa, so heißt es, eine weitere Leitzinssenkung auf 0,15 Prozent mit einem negativen Einlagenzins für Banken in Höhe von minus 0,1 Prozent zu verbinden.

Denkbar sei auch ein Paket, zu dem zusätzlich ein neuer Langfristkredit für Banken zu Niedrigzinsen gehören könnte. Eine ähnliche Operation, die EZB-Chef Mario Draghi später nach einem Krupp-Geschütz "Dicke Bertha" benannte, hatte die EZB vor rund zwei Jahren schon einmal unternommen. Diesmal wird laut Spiegel darüber nachgedacht, den Kredit besonders günstig zu machen, wenn die Banken ihre Kreditvergabe im Gegenzug erhöhen.

Viele Zentralbanker hoffen allerdings, dass sie im Juni gar nichts unternehmen müssen: Denn die anziehende Konjunktur könnte die Inflationsaussichten wieder näher an die Zwei-Prozent-Marke rücken.